Proteste und Stimmung der Arbeiter im Spiegel der Lageberichte der Volkspolizei
[Zusammengestellt und bearbeitet von Mathias Harz, Hans-Hermann Hertle und Hilde Kroll]


Ende Juni/Juli 1953


20.6.1953: Lageberichte vom 20.6.53, 6.00 Uhr, aus den Bezirken
"BDVP Erfurt:
Die Situation im Bezirk ist voll übersichtlich. Im Stadtgebiet Erfurt ist eine Beruhigung der Lage zu verzeichnen. Der Versuch, in Erfurt vom Nordteil der Stadt aus am 19.6.53 eine Demonstration zu beginnen, wurde zum Scheitern gebracht. Der am 19.6.53 geplante Straßenbahnerstreik ist zusammengebrochen. Ebenso der Streik der Eisenbahner, der von Sangerhausen/Halle aus organisiert werden sollte. Gegen 21.00 Uhr wurde ein Gespräch aus der Basa-Leitung zwischen Erfurt und Berlin abgehört, welches zum Inhalt hatte, daß die Reichsbahn (Bezirk Erfurt) ab 22.00 Uhr streiken will. Von dem Gesprächspartner aus Berlin wurde dabei geantwortet, daß sofort ein Bericht über die Forderungen der Eisenbahner durchgegeben werden soll. Die beiden Gesprächspartner konnten nicht ermittelt werden.
Von Seiten der Bezirksleitung wurden Vorbereitungsmaßnahmen für einen Instrukteureinsatz zur Zerschlagung eines evtl. Streiks getroffen.
Gegen 21.40 Uhr wurde der BDVP Erfurt von der Polit-Abteilung der Reichsbahnbauleitung Ober -Röblingen/ Sangerhausen/ Halle mitgeteilt, daß die Bau-Union Naumburg mit Schreiben vom 15.6.53 eine 10 %ige Normenerhöhung angewiesen hat. Die Bau -Union Naumburg weigert sich jedoch, auch nach Bekanntwerden des Ministerratsbeschlusses, diese Anweisung zurückzunehmen. Die Bauarbeiter der Bau -Union wollen in den Streik treten.
Durch die Polizeiführung wurde in Zusammenarbeit mit der Partei folgendes veranlaßt:
1) Es wurde Alarmstufe III ausgelöst
2) Die VPKA wurden angewiesen, Luftbeobachtungen in engster Zusammenarbeit mit den sowjetischen Einheiten durchzuführen.
3) Einsatz der Freiwilligen Helfer der VP.
4) Durchführung von strengen und verstärkten Kontrollen, die sich auf Fahrzeuge und Personen erstrecken.
Personen, die sich nicht ordnungsgemäß ausweisen können, werden festgenommen.
5) Verstärkte Bewachung aller Objekte ( Brücken der Eisenbahn, Dienstgebäude usw.)
Zum Schutz aller lebenswichtigen Betriebe und Objekte wurden alle verfügbaren VP-Angehörigen der BDVP eingesetzt.
[...]
Die im Stadtgebiet Erfurt liegenden Schwerpunktbetriebe VEB Optima und RFT-Funkwerk wurden durch Einheiten der Sowjet-Armee gesichert. Bisher wurden 180 Personen durch das MfS festgenommen.
[...]
BDVP Dresden:
Die Lage im Bezirk ist ruhig. In Kodersdorf/Niesky erschien am 19.6.1953 gegen 20.45 Uhr ein roter Lautsprecherwagen, aus dem die Aufhebung des Ausnahmezustandes bekannt gegeben wurde. Die Fahndung nach dem Kraftfahrzeug wurde eingeleitet. Sämtliche Amtsleiter verständigt.
In Bautzen wurden 21 Personen wegen Zusammenrottung auf dem Roten Platz festgenommen.
Im VEB Lowa Niesky wurde die Arbeit zu 97 % aufgenommen. Die Stimmung ist zufriedenstellend.
In Bautzen diskutiert in dem Treuhandbetrieb Gebr. Friese, Kirschau, ein großer Teil der Belegschaft wie folgt: "Wenn die in Berlin Zugrundegegangenen beerdigt werden, müssen wir alle die Arbeit niederlegen, denn sie sind für uns gefallen." Im Betrieb, der zu 60 % Schweizer Kapital gehört, sind 3.000 Personen beschäftigt.
BDVP Gera:
Im VEB Lehrkombinat "Textilia" Greiz ist eine Klasse des Lehrkombinats geschlossen aus der FDJ ausgetreten. Sie erklärten sich mit einer angeblichen FDJlerin, die in Berlin die blaue Bluse ausgezogen hat und mit den Bauarbeitern zum Streik aufrief, solidarisch.
BDVP Magdeburg:
In Halberstadt wurde durch Vertreter der SED und des Rates des Bezirkes mit ca. 10 Streikleitungen von Betrieben aus Halberstadt eine Sitzung durchgeführt. Die Streikenden stellten folgende Forderungen: Am Tage Schutz der Betriebe durch VP, in der Nacht durch sowjetische Einheiten. Aufhebung des Ausnahmezustandes, Umbesetzung der Regierung.
Maßnahmen zur Festnahme der Streikleitungen wurden eingeleitet.
BDVP Halle:
In den Schwerpunktbetrieben des Bezirkes ist eine bemerkbare Beruhigung eingetreten.
Im Kombinat Profen/Zeitz wurde die aus drei Mann bestehende Streikleitung, darunter ein Mitglied der SED, festgenommen. Die Belegschaft arbeitet weiter.
In der Film- und in der Farbenfabrik Wolfen hat sich die Überzeugung durchgesetzt, dass den berechtigten Forderungen der Arbeiter anders als durch die die Produktion schädigenden und die Ordnung gefährdende Maßnahmen abgehalten werden kann.
BDVP Leipzig:
Die Situation im Bezirk ist als normal zu bezeichnen. In Großbetrieben mit Schichtarbeit verläuft der Arbeitsgang normal. Gegnerische Tätigkeit ist im Bezirksbereich während der Berichtszeit nicht festgestellt worden. Sonstige Zwischenfälle wurden nicht bekannt.
In den nicht genannten Bezirken ergaben sich keine die Situation besonders beeinflussende Vorkommnisse. Die Lage wird als ruhig bezeichnet. Aus einigen Bezirken wird berichtet, daß aus Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften Mitglieder austreten, mit der Begründung, sie können jetzt, nach den Maßnahmen der Regierung allein besser arbeiten, denn sie bekämen ja die vollste Unterstützung. Im Kreisgebiet Bitterfeld/Halle haben sich zwei landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften aufgelöst.
In den Bezirken Magdeburg und Schwerin erhielten mehrere VEB durch die Post gefälschte Schreiben mit dem fingierten Absender des ZK der SED zugestellt. Die Briefe tragen einen Berliner Poststempel. Inhalt der Schreiben trägt einen der Politik der Partei entgegengesetzten Charakter. Durch den Op.-Stab der HDVP wurde eine Information an alle BDVP herausgegeben.
PdVP Berlin:
Gegen 19. 00 Uhr sammelte sich am Kontrollpunkt Brunnen-/Anklamer Strasse eine größere Menschenmenge an, die das Gerücht verbreitete, dass ein Austausch zwischen Personen, die im demokratischen Sektor von Groß-Berlin und denen, die im Westsektor wohnen, vorgenommen würde.
Durch Einsatzkommando der Volkspolizei wurden die Ansammlungen gesprengt.
10 Personen wurden festgenommen. In den Bezirken Pankow und Weißensee wurden größere Mengen Hetzschriften gefunden, die vermutlich durch Flugzeuge verbreitet wurden. [...]"
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1179, Bl. 148-152)

20.6.1953: Braunkohlewerk Nachterstadt
"In Nachterstadt Landkreis Aschersleben zeigten sich im Braunkohlenwerk trotz 100%iger Produktionsaufnahme der Nachmittagsschicht einige Erscheinungen, die auf eine ziemlich aktive Tätigkeit von Provokateuren zurückzuführen ist.
Es wurden u.a. durch den Betriebsleiter des Schmelzwerkes zwei Genossen aus der Produktion entlassen. Am Nachmittag kam eine Delegation ungefähr gegen 16.00 Uhr aus dem EHW Thale, um mit den Kumpels in Nachterstadt zu sprechen. Die Delegation wurde nicht in das Werk hineingelassen.
Die Tore waren verschlossen. Daraufhin traten die Arbeiter vom Werk II in Streik.
Der Kreiskommandant sowie der Amtsleiter des VPKA Aschersleben begaben sich zum Werk. Nach einigen Worten des Kommandanten mußte ein Provokateur festgenommen werden. Daraufhin forderten die Arbeiter dessen Freilassung. Der Kommandant klärte die Arbeiter auf, daß Faschisten nicht freigelassen werden.
In der weiteren Folge wurden noch zwei Provokateure festgenommen. Darunter der Betriebsleiter U., Mitglied der SED. U. war im Begriff, mit dem Motorrad das Werk zu verlassen. Die Delegation sprach im positiven Sinne, worauf Arbeitsaufnahme erfolgte."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1179, Bl. 158)

19./20.06.1953 Pflanzeninstitut Gatersleben
"Im Pflanzeninstitut Gatersleben trat am 19.6.53 bis 20.6.53 in Erscheinung, daß insgesamt 12 Personen ihre Parteidokumente beim Verlassen des Werkes durch das Fenster in die Pförtnerstube geworfen haben.
Ein weiterer Angehöriger des Betriebes wollte sein Parteidokument beim Parteisekretär abgeben. Dieser lehnte es ab. Daraufhin verbrannte diese Person das Parteidokument." (Quelle: BA, DO-1/11.0/1179, Bl. 158)

21.06.1953 Templin (Reichsbahnmitarbeiter)
"In der Bahnhofgastwirtschaft Templin wurden Gespräche unter Eisenbahnern abgehört, in welchen zum Streik im Reichsbahngebiet Templin aufgefordert wurde. Eine Festnahme erfolgte nicht. [...]"
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1179, Bl. 163)

21.06.1953 VEB Sägewerk Birkenwerder
"Die Belegschaft des VEB Sägewerk Birkenwerder, Kreis Oranienburg, will am 22.6.1953 eine Versammlung durchführen. Thema: Bezahlung der Streiktage, sonst Fortsetzung des Streiks!
Stärke der Belegschaft ist ca. 220 Personen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1179, Bl. 164)

21.06.1953 Kraftwerk Trattendorf (b. Spremberg)
"Die Arbeiter des Kraftwerkes Trattendorf, Kreis Spremberg, diskutieren dahingehend, dass sie am 22.6.1953 die Arbeit niederlegen, wenn der Ausnahmezustand nicht aufgehoben wird."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1179, Bl. 165)

23.06.1953 Arbeiter einer Zementmischanlage in Stalinstadt (Eisenhüttenstadt)
"In Stalinstadt legten sechs Arbeiter einer Zementmischanlage für kurze Zeit die Arbeit nieder, da sie mit der geplanten Brigade-Umbildung nicht einverstanden waren. Arbeitsaufnahme erfolgte nach Beseitigung der entstandenen Missverständnisse."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1179, Bl. 173)

22.6.1953 Bahnbetriebswerk Falkenberg/Herzberg
"Die Belegschaft des Bahnbetriebswerkes Falkenberg/Herzberg weigerte sich am 22.6.1953 die Arbeit aufzunehmen, da auf dem Bahngelände sowj. Panzer aufgestellt waren. Nachdem die Panzer abgezogen wurden, erfolgte die Arbeitsaufnahme."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1179, Bl. 173)

22.06.1953 Kreis Finsterwalde
"Aus dem Kreis Finsterwalde wird berichtet, dass unter den Belegschaften kleinerer Betriebe Empörung herrscht, dass gerade die Arbeiter der größten volkseigenen Betriebe die Machenschaften der Provokateure unterstützt haben, - trotzdem dieselben in verschiedenen Dingen bevorzugt werden."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1179, Bl. 173)

21./ 22.06.1953 Flussspatenwerk Suhl Straßburg
"Im Flußspatenwerk Suhl in Straßburg/ Quedlinburg wurde durch die Belegschaft bei Nichterfüllung von Forderungen ab 22.6.53 mit Streik gedroht. Die Streikleitung wurde festgenommen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1179, Bl. 173a)

22./ 23.06.1953 Magdeburg
"In Magdeburg wird das Gerücht verbreitet, daß es am 24.6.53 "wieder losgehen" soll. Ermittlungen nach dem Urheber des Gerüchtes wurden eingeleitet.
Im RFT Werk "Stern-Radio" wurden drei Provokateure festgenommen, die die Belegschaftsmitglieder erneut zum Streik aufforderten."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1179, Bl. 174)

22.06.1953 VEG Maschierfabrik Meuselwitz
"Am 22.6.1953 traten ca. 60 % der Belegschaft der Volkseigenen Maschierfabrik in Meuselwitz/Altenburg ca. 1 1/2 Stunden in den Streik. Die Streikleitung wurde verhaftet."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1179, Bl. 174)

22.06.1953 VPK Sebnitz/VEB "Fortschritt" Neustadt
"Am 22.6.1953 erschienen im VPK Sebnitz fünf Belegschaftsmitglieder des VEB "Fortschritt" Neustadt und forderten im Namen der Belegschaft die Freilassung eines festgenommenen Provokateurs, andernfalls drohten sie mit Arbeitsniederlegung. Nach erfolgter Aussprache mit dem Amtsleiter und Polit-Stellvertreter sahen sie die Rechtmäßigkeit der Festnahme ein und erklärten, dafür zu sorgen, daß die Arbeit im Betrieb ordnungsgemäß fortgeführt wird."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1179, Bl. 175)

22.06.1953 Arbeitsniederlegungen in den Gemeinden Buchar, Klatzow, Goldach-Mühle
"Am 22.6.1953 wurde in den devastierten Betrieben der Gemeinden Buchar, Klatzow und Goldach-Mühle/Altentreptow von den Arbeitern die Arbeit niedergelegt. Grund: Lohnrückstand. Maßnahmen zur Auszahlung des rückständigen Lohnes wurden eingeleitet Arbeit wurde wieder aufgenommen. Vorgang bearbeitet MfS."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1179, Bl. 175)

23.06.1953 Motoreninstandsetzungswerk Demmin
"Am 23.6.1953 gegen 14.30 Uhr wurde im Motoreninstandsetzungswerk Demmin für fünf Minuten, vermutlich aus Anlaß der in Westberlin durchgeführten Kundgebungen, die Arbeit niedergelegt."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1179, Bl. 182)

23.06.1953 Kalk-und Zementwerk Rüdersdorf
Im Kalk- und Zementwerk Rüdersdorf versuchten vier Provokateure die vom Haftarbeitslager zur Arbeit in diesem Betrieb eingesetzten Häftlinge zur Arbeitsniederlegung aufzufordern. Die Provokateure wurden festgenommen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1179, Bl. 183)

24.06.1953 Bauunion Friesack/Nauen
"Die Bauarbeiter in Friesack/Nauen beabsichtigen heute Morgen erneut in den Streik zu treten wegen Nichterfüllung der gestellten Forderungen. Bis in den Abendstunden des 23.6.1953 hat sich noch kein Vertreter der Direktion Bauunion Friesack eingefunden. Als zusätzliche Forderung wird die Freilassung der Festgenommenen in Friesack gefordert. Vorbeugende Maßnahmen wurden durch das VPKA und die Kreisleitung der Partei getroffen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1179, Bl. 183)

23.06.1953 Ifa-Gleitlagerwerk Halberstadt
"Im Ifa-Gleitlagerwerk in Halberstadt haben die Beschäftigten der Nachmittagsschicht von 15.00 - 15.05 Uhr die Arbeit niedergelegt aus Anlaß der zu diesem Zeitpunkt in Westberlin stattgefundenen Trauerkundgebungen. Die Mittagsschicht besteht zum größten Teil aus Personen, die unter dem Einfluß der katholischen Kirche stehen und wird deshalb als "die katholische Schicht" bezeichnet. [...]"
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1179, Bl. 183)

23.06.1953 Großkokerei "Matyas Rakosi" Lauchhammer/Bauunionen im Kreis Senftenberg
"Unter den Arbeitern der Großkokerei "Matyas Rakosi" in Lauchhammer besteht die Meinung, daß die am 18.6. durchgeführten Streiks noch nicht organisiert waren und nur einzelne Forderungen an die Regierung gestellt wurden. Wenn diese Forderungen jedoch am 26.6. nicht erfüllt seien, werden sie noch einmal in den Streik treten, der dann besser organisiert sei. Weiterhin wurden Diskussionen laut, daß die Arbeiter noch 14 Tage "aushalten wollen". Die Bauarbeiter der Bauunionen im Kreis Senftenberg haben ihre Arbeit erst zu 85 % aufgenommen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1179, Bl. 184)

23.06.1953 VEG Maschinenfabrik "Fimag" Finsterwalde
"In der Volkseigenen Maschinenfabrik "Fimag" Finsterwalde hatten die dort Beschäftigten am 23.6.1953, in der Zeit von 14.55 Uhr bis 15.00 Uhr, die Arbeit niedergelegt. Eine Person, die als Rädelsführer bekannt ist, wurde festgenommen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1179, Bl. 190)

24.061953 Kunstseidenwerk "Friedrich Engels" Premnitz
"Im Kunstseidenwerk "Friedrich Engels" Premnitz hatten am 24.6.1953 2,1 % der Belegschaftsangehörigen des Betriebes ihre Arbeit noch nicht aufgenommen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1179, Bl. 189)

23.06.1953 RFT Gerätewerk, VEB TEWA Schraubenfabrik Karl-Marx-Stadt
"In Karl-Marx-Stadt hielten die Betriebe RFT Gerätewerk und VEB TEWA Schraubenfabrik am 23.6.1953, 15.00 Uhr, sogenannte "Gedenkminuten" ab."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1179, Bl. 190)

26.06.1953 Hallmarkt Halle, Buna-Werk Schkopau
"Am 26.6.1953 fand auf dem Hallmarkt in Halle eine Großkundgebung der Werktätigen statt, an welcher ca. 75.000 Personen teilnahmen. Auf der Kundgebung sprach das Mitglied des ZK, Gen. Fred Oelßner. Die Stimmung der Kundgebungsteilnehmer war gut. Besondere Vorkommnisse waren nicht zu verzeichnen.
Im Gegensatz zu dieser äußerst positiven Kundgebung auf dem Hallmarkt verlief die in den Vormittagsstunden des 26.6.1953 durchgeführte Belegschaftsversammlung in dem Buna-Werk Schkopau/Merseburg, an der ca. 600 Belegschaftsmitglieder teilnahmen, in der Diskussion negativ. In der Diskussion, die nach dem Referat des Gen. Fred Oelßner stattfand, hielten mehrere Belegschaftsmitglieder hetzerische Reden gegen die DDR und gegen die Volkspolizei, die von den übrigen Teilnehmern größtenteils beifällig aufgenommen wurden.
Des weiteren wurde der Gen. Fred Oelßner, als er das Schlußwort hielt, mehrmals durch provokatorische Zwischenrufe und Lachen unterbrochen.
Die von dem Parteisekretär des Werkes zur Verlesung gebrachte Resolution, sich von den Brandstiftern zu distanzieren, wurde mit großer Stimmenmehrheit nicht angenommen. MfS und Bezirksleitung der SED wurden verständigt. [...]"
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1179, Bl. 202)

27.06.1953 Bauunion Halle
"Die Bauarbeiter der Bauunion Halle führen zur Zeit noch negative Diskussionen und sind erbittert darüber, daß sie noch keine Spinde zur Unterbringung ihrer Sachen haben und die sanitären Anlagen vollkommen ungenügend sind. [...]"
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1179, Bl. 209)

27.06.1953 Karl-Marx-Werk Mageburg
"Die Stimmung der Werktätigen im Karl-Marx-Werk ist sehr zurückhaltend. Angeblich ist die Belegschaft über die vorgenommenen Verhaftungen sehr beunruhigt. Die Aufklärung der Werktätigen seitens der Partei und der BGL ist sehr mangelhaft.
Es wurde noch keine Betriebsversammlung durchgeführt und es wird lediglich versucht, Grundorganisationsversammlungen durchzuführen, die zum großen Teil wegen zu schwacher Beteiligung der Genossen verschoben werden müssen. [...]"
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1179, Bl. 210)

27.06.1953 EKM Halberstadt
"Im EKM Halberstadt wurde eine Sammlung für die anlässlich der Vorkommnisse am 17. und 18.6. 1953 Inhaftierten durchgeführt, wobei verschiedene Betriebsangehörige bis zu 10,- DM gezahlt haben. Weiter wird die Freilassung der Inhaftierten gefordert. [...]"
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1179, Bl. 210)

27.06.1953 Neptun-Werft Warnemünde
"Laut einer vertraulichen Mitteilung haben sich einige Werftarbeiter auf der Neptun-Werft geäußert, dass ein zweiter Akt der Ereignisse von 17. und 18.6.1953 am 30.6.1953 geplant ist. Aus diesem Grunde hätten die Frauen einiger Werftarbeiter ihre Kinder von den Ferienlagern zurückbehalten. Diese Angelegenheit wurde sofort dem MfS zur weiteren Bearbeitung übergeben. [...]"
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1179, Bl. 210)

27.06.1953 Meßgerätewerk Quedlinburg
"In der Dreherei des Meßgerätewerkes in Quedlinburg wurden durch die Arbeiter negative Diskussionen wegen der Einstufung der Lebensmittelkarten geführt. Eine von der Kreisleitung entsandte Sachbearbeiterin war nicht in der lange, die negativen Diskussionen zu entkräften. Die Sachbearbeiterin erklärte, nachdem sie die Versammlung verlassen hatte, 'ich war froh, daß ich wieder rauskam'. Ferner verlangten die Arbeiter des Messgerätewerkes die Bezahlung des Streiktages durch den FDGB. Vom FDGB wurden bisher 3.00 DM bewilligt. Damit sind die Arbeiter nicht einverstanden, sie verlangen die volle Bezahlung, andernfalls sie keine FDGB-Beiträge bezahlen. Es ist jedoch zu verzeichnen, dass im gleichen Betrieb 160 Arbeiter eine freiwillige Schicht von 6 Stunden für die Kinderferienaktion leisteten."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1179, Bl. 218)

28.06.1953 RAW Halberstadt
"Im RAW Halberstadt werden durch die Belegschaft negative Diskussionen wegen der Festnahme der Streikleitung geführt. Die Arbeiter vertreten den Standpunkt, dass jedem das Streikrecht zusteht."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1179, Bl. 219)

28.06.1953 Zeiss-Ikon-Werk Dresden
"In vielen Betrieben in Dresden herrscht Empörung über die Fettzuteilungen an die Schwerpunktbetriebe. Die Belegschaft des Zeiss-Ikon-Werkes droht mit Arbeitsniederlegung, wenn sie keine Butter erhalten. Im Allgemeinen wird diskutiert, 'die Schreier vom 17.6.1953 bekommen dafür auch noch bevorzugt Fettigkeiten geliefert'."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1179, Bl. 219)

28.06.1953 VdgB Wiesa
"In Wiesa/Niesky forderte der VdgB-Vorsitzende die Bauern auf, die Milchablieferung so lange einzustellen, bis ein Bauer, der als Rädelsführer an den Ausschreitungen in der Gemeinde Wiesa aufgetreten ist, aus der Haft entlassen wird."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1179, Bl. 220)

29.06.1953 VEB "Lowa" Görlitz
"Nach Mitteilung eines Elektroschweißers von dem VEB "Lowa" in Görlitz äußert sich ein Teil der Belegschaft des genannten VEB dahingehend, daß sie nur auf die Reduzierung der in Görlitz eingesetzten VP-Angehörigen warten, um dann erneut 'loszuschlagen'."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1179, Bl. 228)

29.06.1953 Bekleidungswerk Neugersdorf
"Im Bekleidungswerk Neugersdorf/Löbau herrscht unter den Belegschaftsmitgliedern eine Mißstimmung, die Ursache hierzu ist folgende:
Mit der Zurücksetzung der Norm auf den Stand vom 1.4.1953 werden gleichzeitig am Fliessband Arbeiter zurückgezogen, so daß jetzt zehn Arbeiter die gleiche Norm schaffen müssen, die vorher von 14 Arbeitern geschafft wurde. Die Normenzurücksetzung wurde damit also hinfällig."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1179, Bl. 228)

30.06/ 01.07.1953 Lausitzer Forst im Bezirk Dresden
"In der Zeit vom 30.06. bis 1.7.53 mittags streikten zwei Brigaden des Lausitzer Forstes, weil durch das Forstamt die Verordnung der Regierung über die Wiederherstellung des ehem. Normenzustandes unbeachtet blieb. Die Unstimmigkeiten konnten durch die Kreisleitung der SED beseitigt werden. Die zwei Brigaden erklärten sich bereit, den entstandenen Arbeitsausfall in einer Sonntagsschicht auszugleichen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 35)

30.06.1953 Groß-Gaserei Magdeburg
"Während des Parteilehrjahres in der Groß-Gaserei in Magdeburg wurde von den Schülern die bestehende große Spanne zwischen den Einkünften der Intelligenz und der Arbeiter diskutiert.
Dabei wurde geäußert, dass die der Intelligenz gezahlten Gehälter in keinem Verhältnis zu dem geringen Einkommen der Arbeiter stehen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 1)

30.06.1953 Karl-Marx-Werk Magdeburg
"Im Karl-Marx-Werk wird von Arbeitern der Standpunkt vertreten, dass am 17.6.53 keine faschistischen Provokationen stattgefunden haben, sondern dass es sich um einen spontanen Ausbruch der Unzufriedenheit der Massen handelte, und dass die zehn Punkte der Regierung eine Errungenschaft des 17.6.1953 sind. Einige Arbeiter diskutieren negativ über die Ausrüstung der Volkspolizei mit Karabinern und Maschinenpistolen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 1)

30.06.1953 Stahl- und Walzwerk Riesa
"Im Stahlwerk Riesa steht noch immer die Abschaffung der 7-Tage-Woche zur Diskussion. Die Stahlwerker verlangen unbedingt wieder die Einführung der 6-Tage-Woche. Genehmigung des Ministeriums liegt jedoch noch nicht vor.
Die in den Abteilungen durchgeführten Versammlungen haben sich positiv ausgewirkt."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 3)

30.06.1953 Gummiwerk Riesa
"Im Gummiwerk Riesa bringen die Diskussionsredner zum Ausdruck, daß der Regierung von den unteren Organen im wesentlichen schöngefärbte Berichte zugingen, so daß die Regierung der DDR nicht in der "Lage" lebte. Verärgert sind die Gummiwerker darüber, dass die Produktionskapazität nicht ausgenutzt wird, weil angeblich nicht genügend Bestellungen eingegangen sind."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 3)

30.06.1953 Synthesewerk Schwarzheide
"In einer Belegschaftsversammlung im Synthesewerk Schwarzheide bei Senftenberg forderte der Arbeiter M. die Realisierung folgender Punkte:
1. Erhöhung der Lohngruppen 1-5;
2. Verabreichung eines guten Werkküchenessens zum Preise von 0,40 DM.;
3. Wegegeld für die zurückliegende Zeit;
4. Waschzeiten während der Arbeitszeit;
5. Erschwerniszulage im Motorenbau;
6. Planstelle für Arbeitsschutz-Obmann in der BGL;
7. 18-25 Ztr. Kohle zum Preise von 1.-DM pro Ztr. Für jedes Belegschaftsmitglied;
8. Verkürzung der Wartezeit für Schwerbeschädigte;
9. Rentenzuschlag auch unter 66% Beschädigung;
10. Jahresschlußprämie;
11. Förderung des Wohnungsbaues, privat und werksseitig;
12. Treueprämie für langjährige Werkszugehörigkeit;
13. Altersversorgung ab zehnjähriger Werkszugehörigkeit;
14. Bildung einer Kommission zur Überprüfung eines Stellenplanes und der Planstellen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 4)

Juli 1953


01.07.1953 Karl-Marx-Werk Magdeburg
"In den Betrieben III und V des Karl-Marx-Werkes in Magdeburg wurde ein VP-Angehöriger des Betriebsschutzes von der Belegschaft mit Pfeifkonzerten empfangen, als er mit einem Karabiner bewaffnet seinen Streifendienst versah."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180; Bl. 8)

01./02.07.1953 Schwermaschinenbau "Heinrich Rau" Wildau
"Am 1.7.1953 wurde im Schwermaschinenbau "Heinrich Rau" in Wildau eine Belegschaftsversammlung der dort eingesetzten Bauunion durchgeführt. Das Referat des Kulturdirektors wurde laufend durch Zwischenrufe, wie: 'Die Polizei und die Sowjetsoldaten haben auf Arbeiter geschossen. Es ist empörend, dass Arbeiter als Faschisten bezeichnet werden. Die russ. Panzer haben Arbeiter zermalmt.' usw. unterbrochen.
Von den ca. 100 Versammlungsteilnehmern verließen gegen 16.30 Uhr bis auf 10 alle die Versammlung.
Bei der am 2.7.1953 mit der anderen Schicht durchgeführten Versammlung, bei der fast gar keine Versammlung zustande kam, war gegen 16.30 Uhr der gleiche Zustand festzustellen. Es waren wiederum nur 10 Personen, die bis zum Schluss der Versammlung blieben."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 21)

01./02.07.1953 Lehrlingswohnheim "Heinz Kapelle" Magdeburg
"Negative Diskussionen führen die im Lehrlingswohnheim "Heinz Kapelle" in Magdeburg untergebrachten Lehrlinge. Dabei treten besonders Lehrlinge des VEB Lacke und Farben hervor. Eine Überprüfung der Heimleitung, die sich anscheinend mit den dort untergebrachten Lehrlingen nicht beschäftigt, erscheint erforderlich."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 18)

01./02.07.1953 VEB Schwermaschinenbau "Ernst Thälmann" Magdeburg
"Im VEB Schwermaschinenbau "Ernst Thälmann" sind die Diskussionen der Werktätigen noch abwartend und scheu. Unter anderem erklärte ein Stahlgießer' 'das Verhalten der VP hat uns gezeigt, daß wir als Arbeiter in der DDR überhaupt keinen Schutz haben durch die VP. Wenn man unsere Volkspolizisten anpustet, dann fallen diese doch um'."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 18)

01./02.07.1953 VEB Wasserwirtschaft Magdeburg
In einer Versammlung des VEB Wasserwirtschaft in Magdeburg wurde nach dem Besuch des stellv. Ministerpräsidenten Walter Ulbricht folgendes geäußert: 'Als Genosse Walter Ulbricht in Magdeburg weilte, sagte die Bevölkerung, der kommt ja noch schlimmer an als der Kaiser.' Weiter wurde zum Ausdruck gebracht, dass Protokolle, in denen die wirkliche Stimmung wiedergegeben wurde, nicht weitergeleitet wurden, sondern mit der Begründung, 'bei Euch ist es faul, solche Sachen kann man nicht weiterleiten', abgelehnt wurden.
Ferner wurde erklärt, dass es beim Besuch des Genossen Walter Ulbricht nicht möglich war, dass ein Arbeiter mit ihm sprechen konnte, da die Funktionäre um ihn herumscharwenzelten und nur Diener machten."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 18)

01./02.07.1953 VEB "Philipp Müller" Genthin
"Im VEB "Philipp Müller" Genthin ist die Stimmung unter der Belegschaft zurückhaltend. Auffällig ist eine ablehnende Haltung gegenüber den freiwilligen Helfern der Volkspolizei. Diese werden von den Arbeitskollegen nicht beachtet." (Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 19)

01./02.07.1953 VEB Textil -und Gummiwerk Neugersdorf
"Im VEB Textil -und Gummiwerk Neugersdorf/Löbau wird von den Werktätigen sehr vorsichtig diskutiert. Es wird nur zu solchen Personen gesprochen, von dem der Diskutierende weiß, dass der andere den Mund hält."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 20)

01./02.07.1953 VEB Spinnerei und Weberei Neugersdorf
"In der VEB Spinnerei und Weberei Neugersdorf fordern die Arbeiter, dass höhere Funktionäre der Kreis -oder Bezirksebene im Betrieb erscheinen, um sich die Sorgen und Nöte der Arbeiter anzuhören. Bisher hat nur die Betriebsleitung, die BGL und der Parteisekretär die Beschwerden der Arbeiter zur Kenntnis genommen. Außerdem wurden nur gefärbte Berichte an die vorgesetzten Dienststellen weitergeleitet."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 20)

01./02.07.1953 VEB Damast- und Inlettweberei Werk I Ober-Oderwitz
"Etwa gleiche Diskussionen (siehe oben Neugersdorf, d. Hg.) werden im VEB Damast- und Inlettweberei Werk I Ober-Oderwitz geführt. Insbesondere wird von werktätigen Frauen gefragt, weshalb nicht die Waisenrente der Kinder ebenfalls erhöht wird. Sie sind der Meinung, daß auch an die Kinder gedacht werden muß."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 20)

01./02.07.1953 VEB Zuckerfabrik Löbau
"
Auch in der VEB Zuckerfabrik Löbau wird darüber diskutiert, daß höhere Funktionäre aus Dresden oder Berlin, die im Betrieb erscheinen, niemals mit den Arbeitern sprechen,
sondern sich nur mit der Betriebsleitung befassen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 20)

01./02.07.1953 VEB Grobgarnspinnerei Löbau
"In der VEB Großgarnspinnerei in Löbau wird von einem Parteigenossen berichtet, daß geführte Diskussionen bei Erscheinen von Genossen der Partei sofort abgebrochen werden. Die Stimmung im Betrieb ist noch äußerst gedrückt."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 20)

02.07.1953 Konsum-Mineralwasserfabrik Schwerin
"Arbeiter der Konsum-Mineralwasserfabrik in Schwerin traten am 2.7.1953 in einen einstündigen Warnstreik, da den Arbeitern die seit April 1953 gemachten Überstunden bisher nicht bezahlt wurden. An dem Streik beteiligte sich eine Schicht."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 70)

03.07.1953 VEB Hescho Hermsdorf
"Am 3.7.1953 zerschnitten unbekannte Täter in dem VEB Hescho in Hermsdorf während einer Betriebsversammlung die Drähte der Betriebsfunkanlage, über welche die Rede des Genossen vom ZK in die einzelnen Abteilungen übertragen wurde. Ermittlungen führt die Abt. K. des VPKA Stadtroda."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 28)

02.07.1953 Strafvollzugsanstalt Quedlinburg
"Am 2.7.1953 wurde ein Außenkommando- der Strafvollzugsanstalt Quedlinburg bei Arbeiten auf dem Felde durch Personen, die auf einem LKW vorüber fuhren, provoziert. Den Gefangenen wurde zugerufen, die Arbeit niederzulegen und zu streiken. Die Nummer des LKW konnte nicht festgestellt werden. MfS und Kreisleitung der SED wurden verständigt."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 28)

03.07.1953 SAG-Betrieb Sachsenwerk Niedersedlitz
"In dem SAG-Betrieb Sachsenwerk in Niedersedlitz wurde unter der Belegschaft eine Abstimmung über ein von der Betriebsgewerkschaftsleitung des Betriebes verfaßten Glückwunschtelegramm anläßlich des 60. Geburtstages des Genossen Walter Ulbricht durchgeführt.
Hierbei enthielt sich der größte Teil der Belegschaft der Stimme.
So zeigte zum Beispiel in der Abteilung Gerätebau die Abstimmung folgendes Ergebnis:
Von 170 Arbeitern stimmten 7 Arbeiter für und 4 Arbeiter gegen das Telegramm. Die übrigen 159 Arbeiter enthielten sich der Stimme."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 28)

03.07.1953 Operativstab der PdVP Berlin
"Am 3.7.1953 erhielt der Operativstab einen anonymen telefonischen Anruf, aus welchem hervorging, daß die Bauarbeiter der Stalinallee am 4.7.1953 unter der Losung 'Freie Fahrt der S-Bahn in die Westsektoren' und 'Aufhebung der Sektorensperren' streiken wollen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 30)

03.07.1953 Demonstration in Görlitz
"Am 3.7.1953 wurde in Görlitz die Bevölkerung durch die Kreisleitung der SED zu einer Demonstration mit anschließender Groß-Kundgebung aufgerufen. An der Demonstration und der Kundgebung nahmen insgesamt ca. 5.500 Personen teil. Hierbei wurde festgestellt, daß die Teilnahme der Belegschaften der Großbetriebe sehr mangelhaft war. So beteiligten sich z.B. vom VEB LOWA mit einer Belegschaftsstärke von 5.500 Personen nur 300 Personen und vom EKM Maschinenbau mit 3.000 Arbeitern ca. 170 Arbeiter an der Demonstration und Kundgebung."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 35)

03.07.1953 Leuna-Werk
Am 3.7.1953 fand in den Leuna-Werken eine Versammlung der Intelligenz statt, die sehr gut besucht war. Die Versammlungsteilnehmer nahmen von Anfang an eine provozierende Haltung ein. Von dem Leiter der Versammlung, Dr. Sch., Direktor H. und Direktor J. wurde eine Erklärung verlangt, daß eine "freie Aussprache" stattfinden kann, ohne daß die Teilnehmer der Versammlung etwas zu befürchten haben. Dabei wurde zum Ausdruck gebracht, daß am 17.6.1953 eine spontane Erhebung der Arbeiter stattgefunden hat und daß dieselben berechtigte Forderungen gestellt hätten, ohne daß Provokateure ihre Hand im Spiel hatten.
Der Volksammerabgeordnete K. erklärte, 'er wolle in der nächsten Volkskammersitzung freie Wahlen verlangen nach dem Sinne des Volkes'. In der weiteren Folge stellten sich die Intelligenzler hinter einen gewissen Dr. Z., der durch die Presse und den Genossen Walter Ulbricht scharf kritisiert worden war."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 84)

03.07.1953 Privatfirma in Mylau
"Arbeiter einer Privatfirma in Mylau/Reichenbach erklärten anlässlich einer Belegschaftsversammlung am 3.7.1953: 'Man sollte ihnen ja nicht erzählen, dass die Provokateure aus Westdeutschland eingeschleust wurden.'
Man ist der Ansicht, dass man die Bürger der DDR acht Jahre lang laufend betrogen hätte und dass die Lebenserhaltungskosten viel zu hoch sind. Diese Äusserungen fanden starken Beifall der versammelten Arbeiter."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 98)

04.07.1953 VEB Persil Genthin
"Im VEB Persil, Genthin, sollte nach Arbeitsschluß eine Belegschaftsversammlung durchgeführt werden. Der größte Teil der Arbeiter erschien zu der Versammlung jedoch nicht, weil die Meinung vertreten wurde, daß Belegschaftsversammlungen während der Arbeitszeit stattfinden müssen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 34)

03./04.07.1953 Kreisgebiet Meißen (Eisenbahner)
"Eisenbahner im Kreisgebiet Meißen diskutieren über ihre niedrige Entlohnung."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 36)

04.07.1953 VEB Bekleidungswerk Aschersleben
"Durch den Betriebsleiter des VEB Bekleidungswerkes Aschersleben wurde mitgeteilt, daß 25 Frauen des Betriebes ihre Mitgliedsbücher der Gesellschaft für deutsch-sowjetische Freundschaft aufgrund der Ereignisse vom 17.6.1953 zurückgegeben haben. In einer Belegschaftsversammlung wurde durch Genossen der SED- Kreisleitung die falsche Meinung der Frauen beseitigt. Daraufhin nahmen einige der Frauen, die ihre Bücher abgaben, diese wieder in Empfang."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 36)

04.07.1953 Lehrkombinat Mücheln
"Die Lehrlinge des Lehrkombinates Mücheln/Merseburg waren mit der Sperrzeit ab 23.00 Uhr, die aufgrund des Ausnahmezustandes noch besteht, anläßlich des Tages des Bergmannes nicht einverstanden und wollten demonstrativ den Saal verlassen, als durch einen Sprecher auf die Einhaltung der Sperrzeit hingewiesen wurde. Funktionäre der SED-Kreisleitung begaben sich zum Lehrkombinat und diskutierten mit den Lehrlingen. MfS und Kreiskommandantur wurden verständigt."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 36)

04.07.1953 S-Bahnpersonal in Zossen
"Durch den 1. Sekretär der SED-Kreisleitung Zossen wurde mitgeteilt, daß die Angehörigen des S-Bahnpersonals Streikabsichten haben. MfS und Transportpolizei erhielten Kenntnis."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 39)

04.07.1953 Großkokerei Lauchhammer
"In der Großkokerei Lauchhammer/Senftenberg wird das Gerücht verbreitet, daß in Dresden der Generalstreik ausgerufen werden soll, und für Lauchhammer ebenfalls ein Plan für einen Generalstreik ausgearbeitet worden ist. MfS übernahm Bearbeitung des Vorganges."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 37)

04.07.1953 "Ernst-Thälmann-Werk" Magdeburg
"Ein Arbeiter des "Ernst- Thälmann-Werkes Magdeburg vertrat die Meinung, daß es nicht richtig war, wenn von den Belegschaftsversammlungen, in welchen die Werktätigen zu den Vorkommnissen des 17.6.1953 Stellung nehmen sollten, Tonbandaufnahmen gemacht wurden. Er meinte weiter, daß dieses die Belegschaft von der Diskussion zurückhält."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 47)

04./05.07.1953 Bezirk Gera (Bauunion Saalfeld)
"In einer Belegschaftsversammlung der Bauunion Saalfeld sprachen die Arbeiter besonders die Notwendigkeit einer HO-Preissenkung an.
Im Zusammenhang mit der Lohnfrage bringen Arbeiter der niedrigen Lohnstufen immer wieder ihr Unverständnis gegenüber den Unterschieden zwischen der Bezahlung der Intelligenz und der eigenen zum Ausdruck. So brachte eine Bestarbeiterin vor, daß sie für ihre Arbeit eine Prämie von 28,50 DM erhielt, die Intelligenz dafür Tausende."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 47)

04.07.1953 Stahl- und Walzwerk Riesa
"In einer Versammlung der Bauabteilung des Stahlwerkes Riesa brachten Arbeiter zum Ausdruck, daß sie für freie Wahlen wären, und daß die SPD wieder eingeführt werden müßte. Ferner sagten sie, daß die Gehälter der Intelligenz, der KVP und des MfS zu hoch sind und gesenkt werden müßten. Am 4.7.53 waren verschiedene Arbeiter des Werkes der Meinung, daß die Rede des Präsidenten der DDR, Wilhelm Pieck, nachgeahmt sei, da er den RIAS-Meldungen zufolge gar nicht mehr lebt."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 48)

04.07.1953 VEB Zellstoffwerk Gröditz
"Im VEB Zellstoffwerk Gröditz brachte ein Arbeiter zum Ausdruck, daß die dort stattgefundene offene Aussprache gut war, zumal die 'Herren' die wahre Meinung der Arbeiter hören konnten.
Seiner Meinung nach wollen die Arbeiter vom Aufbau des Sozialismus nichts wissen, da es dadurch den Arbeitern dreckig ginge, was sie besonders in der letzten Zeit gespürt hätten."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1188, Bl. 48)

04.07.1953 "Albert-Funk-Werk" Karl-Marx Stadt
"Die ca. 1.100 vom "Albert-Funk-Werk" entlassenen Kumpels fanden es nicht richtig, daß keine Kündigungsfrist eingehalten wurde. Es wird davon gesprochen, daß eine Delegation auf dem Wege nach Berlin sei, um deswegen bei der Regierung vorzusprechen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 49)

06./07.07.1953 VEB Kombinat "Otto Grotewohl" Böhlen
"Im VEB Kombinat "Otto Grotewohl" Böhlen ist unter der Belegschaft eine große Unruhe und Mißstimmung zu verzeichnen. Die in der Abt. Chemie beschäftigten Werktätigen, die am Tag des Bergmannes mit einer Prämie von 25,- DM je Belegschaftsmitglied ausgezeichnet wurden, fordern die gleiche Prämie von drei Prozent des Bruttolohnes wie für die in der Abt. Kohle und Energie erhalten.
Die Bemühungen der Kombinatsleitung sowie der Betriebsparteiorganisation haben noch nicht dazu geführt, die Werktätigen der Abt. Chemie von der Unrechtmäßigkeit ihrer Forderungen zu überzeugen.
In Diskussionen kommt zum Ausdruck, daß bei Nichterfüllung der Forderungen gestreikt wird. Weiterhin wird eine Auflösung des Kombinats verlangt und die Wiederherstellung des Zustandes vor Oktober 1952 gefordert, d.h. daß das Kombinat wieder in drei selbständige Betriebe aufgegliedert wird.
Gleichzeitig wird gefordert, die Ablösung des Haupt- und des Arbeitsdirektors, sowie der Betriebsparteiorganisation und der Betriebsgewerkschaftsleitung.
Zur Auflösung des Kombinats wurde ein Schriftsatz verfaßt und von dem Meisterkollektiv West unterschrieben.
Am 7.7.1953 um 9.00 Uhr findet eine Versammlung statt, in welcher vermutlich eine Delegation gewählt werden soll, die die Forderungen der Abt. Chemie bei der Regierung der 'DDR vortragen soll.
Besondere Maßnahmen wurden von der Betriebsparteiorganisation veranlaßt. An den Schwerpunkten werden Instrukteure. Kenntnis erhielt der 1. Sekretär der Kreisleitung der SED Borna. Mit den verantwortlichen Funktionären des Betriebes und der Volkspolizei wurde eine Besprechung durchgeführt.
Von der Amtsleitung des VP (B) Böhlen wurde ein Einsatzstab und ein Einsatzkommando gebildet. Der Militärkommandant von Borna wurde gleichfalls in Kenntnis gesetzt."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 57)

06./ 07.1953 Bezirk Dresden
"In Diskussionen zwischen Arbeitern und VP.-Angehörigen wird erklärt, daß sie als Arbeiter lieber nichts sagen würden, da sie sonst wegen negativer Äußerungen eingesperrt werden. Die Regierungsbeschlüsse werden als Erfolg der Streiks und der Demonstrationen angesehen. Es wird der Standpunkt vertreten, daß bei einer Wiederholung noch mehr erreicht werden könnte. [...]"
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 57)

06./ 07.1953 "Ernst-Thälmann-Werk" Magdeburg
"In Belegschaftsversammlungen des "Ernst-Thälmann-Werkes" Magdeburg wurde besonders die Schönfärberei, die in der Vergangenheit in den Betrieben vorgenommen wurde, kritisiert.
Wenn Besuch aus Berlin zu erwarten war, wurde alles in Ordnung gebracht, so daß der Eindruck entstehen konnte, es bestehen keinerlei Schwierigkeiten. Von Diskussionsrednern wurden Freundschaftstreffen mit den Freunden der Sowjet-Armee in der Öffentlichkeit und in den Betrieben gewünscht.
Mißstimmung rufen die Bemühungen der Partei und der Gewerkschaft hervor, den Krankenstand auf ein normales Niveau zu bringen. Die Arbeiter sehen darin eine Norm für den Arzt, wieviel Personen er krank schreiben darf. [...]"
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 58)

06.07.1953 Zigarrenfabrik Oberschönau
"Die Belegschaft der Zigarrenfabrik Oberschönau hat am 6.7.1953 für fünf Stunden die Arbeit niedergelegt. Es handelt sich dabei hauptsächlich um Arbeiter, die ihre Facharbeiterprüfung abgelegt hatten und bis jetzt noch nicht den entsprechenden Lohn dafür erhielten."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 125)

06./07.1953 VEB "Friedrich Engels" Saalfeld
"In vielen Mitgliederversammlungen werden immer wieder Diskussionen über die Arbeit der Presse und Rundfunk geführt. Die Kollegen und Genossen sind übereinstimmend der Meinung, daß unsere Rundfunkprogramme und Zeitungen in der Vergangenheit zu wenig Abwechslung brachten. So führte eine Genossin im VEB "Friedrich Engels" Saalfeld folgendes aus: 'Die Arbeit der Presse muß unbedingt verbessert werden. Wochenlang werden Artikel über ein und dasselbe Thema gebracht. Dinge wie Kurzgeschichten, Wissenschaft, Technik, Unglücke, Naturkatastrophen werden fast gar nicht behandelt. Die Werktätigen wollen nicht nur Normerhöhungen lesen.'"
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 59)

06.07.1953 Kreisbaubetrieb Lübz
"Die Arbeiter des Kreisbaubetriebes Lübz verweigerten mit der Begründung die Arbeit, die Berichtigung der Normen vorzunehmen, die von der Betriebsleitung bisher abgelehnt wurde.
Berichtigung erfolgte aufgrund der Arbeitsniederlegung."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 61)

06.07.1953 Baustelle Rathaus Königsstrasse Berlin
"So braucht zum Beispiel ein Arbeiter von Berlin nach Falkensee ca. 4 bis 5 Stunden Fahrtzeit bei einem Fahrpreis von 4,50 DM. Die erschwerten Verkehrsbedingungen aus den Randgebieten nach Berlin haben auf der Baustelle Rathaus Königsstrasse dazu geführt, daß eine ganze Maurerkolonne kündigte."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 62)

07.07.1953 VEB Kraftfahrzeugreparaturwerkstätten Stendal
"In den VEB Kraftfahrzeugreparaturwerkstätten Stendal diskutieren die Arbeiter, daß die Regierung abtreten müsse, zumal sie Fehler gemacht hatte und diese selbst zugegeben hat."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 69)

07.07.1953 Spinnerei und Weberei Ebersbach
"In der Spinnerei und Weberei Ebersbach fand am 7.7.1953 eine Betriebsversammlung statt, an der ca. 1.000 Personen teilnahmen. Es sprach der Kollege D. vom Zentralvorstand des FDGB. Er wurde wiederholt ausgepfiffen und von Pfui-Rufen unterbrochen. In der Diskussion, zu der 15 Redner sprachen, wurde von einem Sprecher die Forderung gestellt, dass wenn sich der Genosse Walter Ulbricht nicht innerhalb von vier Wochen im Betrieb einfindet und spricht, würde die Belegschaft in den Streik treten.
Diese Forderung wurde von allen Versammlungsteilnehmern einstimmig angenommen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 99/100)

07.07.1953 VEB Feinoptik Görlitz
"Im VEB Feinoptik Görlitz wurde am 7.7.1953 für die Angehörigen der Inhaftierten eine Geldsammlung durchgeführt."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 100)

07.07.1953 Konsumgenossenschaft Seehausen
"Die Belegschaftsmitglieder der Konsumgenossenschaft Seehausen führen Klage darüber, daß ihre Gehälter gekürzt werden. Einigte von ihnen wollen die Arbeit niederlegen, da ihnen laut Ministerratsbeschluß der alte Lohn versprochen wurde. Zur Klärung der Sache soll eine Delegation nach Berlin entsandt werden."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 69)

07.07.1953 Montanwerk Calbe/Schönebeck
"140 Personen des Montanwerkes Calbe/Schönebeck haben am 7.7.1953 von 10.00 bis 11.00 Uhr die Arbeit niedergelegt.
Der Grund war die Entlassung einer Buchhalterin, die in der Buchhaltung Fehler gemacht hat. Die Belegschaft forderte die Wiedereinstellung derselben mit der Begründung, dass der Genosse Walter Ulbricht auch schon Fehler gemacht habe.
Nach eingehender Aufklärung durch Funktionäre der Partei und des FDGB wurde die Arbeit wieder aufgenommen. Die Entscheidung über die Entlassung der Genannten wurde dem Gebietsvorstand der IG Metall übertragen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 123)

07.07.1953 VEB Feinoptik Görlitz
"Als ungerecht bezeichneten Angehörige des VEB Feinoptik Görlitz die Differenzierung zwischen den Schwerpunktbetrieben und allen übrigen Betrieben. Sie verweisen dabei darauf, daß die Schwerpunktbetriebe Vergünstigungen in Belieferung von Margarine, Butter, Ölsardinen, Fleisch, Bohnenkaffee, Obst und anderen Gebrauchsgütern hätten, was im eigenen Betrieb, obwohl dieser fast 800 Beschäftigte und gute Rentabilität besitzt, nicht der Fall ist."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 72)

07.07.1953 VEB Zinnerz Sadisdorf
"Im VEB Zinnerz Sadisdorf wurde am 7.7.1953 eine Belegschaftsversammlung abgehalten, in der zum Ausdruck kam, dass wegen Kürzung der Mittel der Betriebe 250 Arbeiter zu entlassen gedenkt.
Die Versammlung forderte:
1. Weiterführung der Investbauten bis zur Vollendung
2. Volle Weiterbeschäftigung der Entlassenen im Betrieb oder einer anderen gleichwertigen Arbeitsstelle bei gleichem Lohn.
Die Arbeiter fordern bis 13.7.1953 Antwort."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 100)

07.07.1953 Furnierwerk Mahnig/Eisenberg
"Während einer Belegschaftsversammlung am 7.7.1953 im Furnierwerk Mahnig, Eisenberg, wurden die Referenten der SED Kreisleitung und IG Bau Holz niedergebrüllt und dauernd unterbrochen. Als der Genosse der Kreisleitung eine Schlusswortfrage stellte, was zu tun sei, um den neuen Kurs der Regierung gemeinsam einzuschlagen, brüllte die gesamte Belegschaft: 'Abtreten!'"
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 100)

08.07.1953 Karl-Marx-Werk Magdeburg
"Von der BDVP Magdeburg wird berichtet, daß außerhalb wohnende Arbeiter des Karl-Marx-Werkes Magdeburg am 8.7.1953 in den frühen Morgenstunden das Gerücht hörten, wonach zur Zeit in Berlin gestreikt wird und daß in Magdeburg ab 10.00 Uhr ebenfalls gestreikt wird. Wie die Mehrzahl der Arbeiter auf dieses Gerücht reagiert, ist zur Zeit noch nicht zu übersehen.
Für die BDVP Magdeburg und die Ausbildungseinheit wurde sofort die Alarmbereitschaft ausgelöst."

05.-08.07.1953 Verstärkte Gerüchteverbreitung in allen BDVP's
"Von fast allen BDVP's wird übereinstimmend über eine verstärkte Gerüchteverbreitung berichtet. Die hauptsächlichsten Gerüchte sind:
'Sitzstreiks in Berlin mit der Forderung auf Freilassung der in Zusammenhang mit dem 17.06.1953 festgenommenen Provokateure.'
'Beabsichtigte Streiks in Großbetrieben bzw. Generalstreiks in der DDR mit vorstehender Forderung.'
'Unruhen und Zusammenrottungen in Berlin.'
'Unruhen und Ausnahmezustand in den Volksdemokratien.'
'Stattfinden eines neuen 'Tages X'.'
(Dabei werden die Tage 10., 11., 12., 14. und 15.7. und Tage im Monat August als "Tag X" genannt.)
Von den Bezirksbehörden der Volkspolizei Magdeburg, Halle, Erfurt, Frankfurt/O. wurde erhöhte Bereitschaft der VP.-Kräfte angeordnet und Einsatzgruppen gebildet, die in Alarmbereitschaft gehalten werden. Die zuständigen Bezirks- bzw. Kreiskommandanturen sowie die Bezirks- und Kreisleitungen der Partei wurden verständigt.
Bezirk Halle:
"Die einleitend genannten Gerüchte werden insbesondere in der Maschinenfabrik Halle, Elektro-Chemisches Kombinat Bitterfeld, Filmfabrik Wolfen Bitterfeld, im Leuna-Werk und im Eisenhüttenwerk Thale Kreis Quedlinburg verbreitet. [...]"
Bezirk Magdeburg:
In den Betrieben "Karl-Liebknecht-Werk" Magdeburg, "Karl-Marx-Werk Öl- und Fettwerke Magdeburg, Schuhfabrik Burg, Soda-Werk "Fred Oelßner" Staßfurt, Kalkwerk "Rübeland" Wernigerode, Schokoladenfabrik "Bodet" Oschersleben, sowie Bauarbeiter des Objektes "Funk" in Burg werden die oben geschilderten 'Berichte besonders stark verbreitet.
Am 5.7.1953 fand in Magdeburg in der Halle "Stadt- und Land" eine Belegschaftsversammlung des VE "Anlagenbau" statt.
Anwesend waren ca. 400 Belegschaftsmitarbeiter. als Referent sprach Kollege Freibel vom Ministerium für Maschinenbau. Außerdem war im Auftrage des Sekretariats der SED-Bezirksleitung Genosse Bergholz anwesend.
Bei der Wahl des Präsidiums der Versammlung, die unter der Losung 'Offene Worte bringen Klarheit und Vertrauen' stattfand, kam es zu folgenden Zwischenrufen:
'Die gesamte Werkleitung muß oben hin und soll Rede und Antwort stehen.'
Bei den Diskussionen über politische Probleme johlten und lachten die Anwesenden, so daß die Leitung der Versammlung längere Zeit brauchte, um die Kollegen zu beruhigen.
Diskussionsredner verweigerten die Nennung ihres Namens, da sie eine angebliche Verhaftung befürchteten.
Eine Kollegin, Sekretärin beim Parteisekretär des Betriebes, Genossin W. stellte folgende Frage: 'Wenn in den Betrieben irgend jemand einen Fehler macht, an den Maschinen oder anderswo, und er will durch Überstunden diesen Fehler wieder gut machen, kann er dann als Aktivist ausgezeichnet werden?'
Als durch den Versammlungsleiter beantwortet wurde: 'Natürlich nicht!', erklärte die Diskussionsrednerin: 'Wie ist es dann möglich, daß Walter Ulbricht zu seinem Geburtstag als 'Held der Arbeit' ausgezeichnet wurde, der doch so viele Fehler gemacht hat?'
Diese Ausführungen wurden mit großem Jubel und Beifall aufgenommen, an dem sich auch der Genosse Wiedfeld beteiligte. Von anderen Diskussionsrednern wurde die Absetzung der Werk- und der Parteileitung des Betriebes gefordert.
Eine erneute Versammlung ist für den kommenden Sonnabend vorgesehen, in der die ungeklärten Fragen und Forderungen durch Kollegen Freibel beantwortet werden. [...]"
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 82/83)

07.07.1953 Elektro-Kraftmaschinenwerk Halberstadt
"Bei einer am 7.7.1953 im Elektro-Kraftmaschinenwerk Halberstadt stattgefundenen Versammlung wurde die Forderung gestellt, daß die VP sowie Angehörige des Ministeriums für Staatssicherheit nicht zugegen sein dürfen, damit die Belegschaftsmitglieder frei sprechen können, ohne abschließend abgeführt zu werden."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 83)

07.07.1953 Hüttenkombinat Calbe/West
"In Diskussionen der Arbeiter auf der Strecke Magdeburg-Gommern wurde festgestellt, daß die Arbeiter aus dem Hüttenkombinat Calbe/ West mit der in Vorbereitung befindlichen Umstellung der Bezahlung von 'Tonnenlohn' auf 'Gütenorm' nicht einverstanden sind, da sie hierbei weniger verdienen werden.
Außerdem wurde zum Ausdruck gebracht, daß die Arbeiter nicht damit einverstanden sind, daß den aus Westdeutschland zurückkehrenden republikflüchtigen Personen in der Form wie bisher entgegengekommen wird."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 83)

08.07.1953 Kombinat "Otto Grotewohl" Böhlen
"Ergänzend zum Rapport Nr. 185 vom 7.7.1953 wird berichtet, daß am 8.7.1953 in der Zeit von 9.00 Uhr bis 11.00 Uhr im Kombinat "Otto Grotewohl" Böhlen eine Belegschaftsversammlung der Abt. A 34, Gruppe Chemie durchgeführt wurde.
Die gesamten Arbeiter, ca. 350 Personen, nahmen geschlossen an dieser Abteilungsversammlung teil. Durch andere Arbeiter, die abkömmlich waren, erhöhte sich die Zahl auf 1.000 Personen. Die Diskussion nach Eröffnung der Versammlung wurde sofort in aggressiver Form geführt. Die Forderungen bestanden in der Gleichstellung der Abt. Benzin mit der Abt. Kohle und Forderung auf dreiprozentige Treueprämie. Nach Erklärung des Hauptdirektors K. über die irrigen Auffassungen der Belegschaftsmitglieder wurde dieser ausgelacht und mit provokatorischen Fragen bedacht. Ein Genosse der Parteileitung, der zu den Vorkommnissen vom 17.6.1953 sprach, wurde ebenfalls ausgelacht. Bei der Wahl der Delegation, die nach Berlin zum Genossen Grotewohl fahren soll, wurden zwei ehemalige Mitglieder der Nazi-Partei und ein LDP-Mitglied, sowie ein Vorsitzender der AGL gewählt. Bei der Abteilung Chemie Benzinwerk handelt es sich um einen ehemaligen faschistischen Musterbetrieb, der zum großen Teil noch mit alten Belegschaftsmitgliedern besetzt ist. Einen besonderen Schwerpunkt bilden die Meister, die zum Teil ehemalige Werkangehörige des Leuna-Werkes sind. Nach der Versammlung nahmen alle Mitglieder ihre Arbeit auf, jedoch muß mit einer Ausdehnung der Bewegung auf andere Betriebsteile der Abt. Chemie des gleichen Betriebes gerechnet werden. SED-Bezirksleitung und MfS erhielten Kenntnis."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 85)

08.07.1953 VEB "Stanzill" Dresden
"In dem VEB "Stanzill" in Dresden stellten die Arbeiter der Abt. Drückerei die Forderung, daß die Betriebsleitung abgesetzt wird, da die Belegschaft mit ihr nicht zufrieden ist. Der Zustand im Betrieb ist so, daß sich der Parteisekretär fast nicht mehr im Betrieb sehen lassen kann, da er laufend provoziert wird."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 85)

08.07.1953 Stimmungsbericht aus dem Kreis Meißen
"Die Stimmung unter den Arbeitern der Betriebe des Kreisgebietes Meißen ist nach wie vor ablehnend. Die Arbeiter bringen zum Ausdruck, daß Verbesserungen noch nicht zu verzeichnen sind.
Sie hätten nur das zurückbekommen, was ihnen seit 1951 abgenommen wurde.
Unzufriedenheit herrscht noch über die Frage der Intelligenz. [...]
Im Allgemeinen wird bei Versammlungen festgestellt, daß viele Versammlungsteilnehmer glauben, es sei jetzt alles erlaubt. Sie beschimpfen zum Teil die Regierung und beachten keinerlei gesetzliche Bestimmungen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 86)

08.07.1953 Bauunion Jena
"In Jena forderte der Angestellte N. der Bauunion Jena Arbeiter zum Streik auf mit der Begründung, daß in Berlin auch wieder gestreikt wird. SKK, MfS und Bezirksleitung der Partei wurden verständigt."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 86)

08.07.1953 IG Land- und Forst Pößneck
"Anläßlich einer Versammlung der Waldarbeiter der IG Land- und Forst in Pößneck sprach zur Diskussion der Instrukteur der IG Land- und Forst Genosse P. aus Oppurg. Nach Behauptungen über lügenhafte Berichterstattung der Presse erklärte er, er schäme sich, Mitglied der SED zu sein. Im Westen verdienen die Arbeiter in zwei Stunden mehr, als hier Arbeiter den ganzen Tag."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 87)

08.07.1953 VEB Weissenborna Papier, Bleierz-Gruben "Albert Funk" Freiberg
"In einer Betriebsversammlung der VEB Weissenborna Papier sowie in den Bleierz-Gruben 'Albert Funk' Freiberg wird negativ über die Ernennung des Genossen Walter Ulbricht als Held der Arbeit diskutiert. Diese Meinung wird auch in breiten Kreisen der Bevölkerung vertreten."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 87)

08.07.1953 VEB Gaselan Fürstenwalde
"Die Werktätigen des VEB Gaselan Fürstenwalde lehnten am 8.7.1953 eine FDGB-Versammlung, die zur Vorbereitung der Treuekundgebung angesetzt war, mit dem Bemerken ab, sie fordern Beseitigung der Sektorengrenze und Freilassung aller politischen Häftlinge."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 88)

08.07.1953 VEB Holzverarbeitungsbetrieb Rehna
"Im VEB Holzverarbeitungsbetrieb in Rehna/Gadebusch kritisieren die dort Beschäftigten das Verhalten von 12 Instrukteuren der SED-Kreisleitung und des Rates des Kreises. Die Instrukteure erkundigten sich am 26.06.1953 bei den Arbeitern, ob gestreikt wurde, und erklärten, nachdem dies verneint war-' na, hier ist ja alles in Ordnung, da können wir ja wieder gehen.' Eine Anleitung und Aussprache mit den Arbeitern fand nicht statt.
Bein einer Aussprache mit dem Kreiskommandanten am anderen Tag erklärten die Arbeiter: 'Früher hat sich niemand um uns gekümmert, heute kommt ein PKW nach dem anderen. Unterstützung wird uns trotzdem nicht gegeben.' [...]"
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 88)

08.07.1953 Bauunion Rostock auf einer Baustelle in Neubrandenburg
"Am 8.7.1953 wurde von 12 Bauarbeitern einer Baustelle in Neubrandenburg eine Versammlung einberufen. Die Einberufer waren betrunken. Trotzdem wurde die Einberufung durch den Oberbauleiter der Bauunion Rostock, G., unterstützt, so daß 500 Arbeiter der Bauunion Rostock, zur Zeit in Neubrandenburg, daran teilnahmen. In der Versammlung wurden folgende Forderungen gestellt:
- 'Freilassung der Festgenommenen vom 17.6.1953' und sämtlicher anderen 'politischen' Gefangenen,
- 'Gleiche Währung für Ost- und Westdeutschland',
- 'Senkung der bestehenden Normen',
- 'Einheit Deutschlands ab sofort'.
Nach Beendigung der Versammlung wurde von allen Versammlungsteilnehmern die Arbeit wieder aufgenommen.
MfS hat Kenntnis."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 89)

07./08.1953 EAW "Stalin" Berlin
"Im EAW 'Stalin' kursieren Unterschriftenlisten mit folgenden Forderungen:
'Freilassung aller im Betrieb verhafteten Kollegen';
'Freie Wahlen';
'Senkung HO-Preise';
'Angleichung der Lebensmittelrationen der DDR an Berlin'."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 90)

09.07.1953 Osterburger Dienststelle für Post- und Fernmeldewesen
"Am 9.7. 1953 fand in der Dienststelle des Post- und Fernmeldewesens Osterburg eine Betriebsversammlung statt, die auf Verlangen einiger Arbeiter des Betriebes einberufen wurde.
Auf dieser wurde eine Resolution verfasst mit den Punkten:
1. Erhöhung der Löhne
2. Senkung der HO-Preise
3. Nichtzahlung der FDGB-Beiträge, bis diese Forderungen erfüllt werden.
Wortführer auf dieser Versammlung war ein Kandidat der SED. Die Mitglieder der Partei schlossen sich dieser Meinung an."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 123)

09.07.1953 VEB Trusethalwerk und Werkzeugunion Schmalkalden
"Im VEB Trusethalwerk, Schmalkalden, gab es unter den Arbeitern Verärgerung darüber, dass die Quartalsprämien ihrer Ansicht nach ungerecht verteilt werden. So wurde an 33 Betriebsangehörige, die Funktionen in der Verwaltung haben, ein Betrag von 10.000,-DM ausgezahlt, die übrigen 417 Betriebsangehörigen erhielten Prämien von einem Gesamtbetrag von 3.000,-DM.
Arbeiter der Werkzeugunion Steinbach/Halenbach/Schmalkalden wollen aus dem FDGB austreten, falls die Arbeiter, die im Zusammenhang mit dem 17.6.1953 inhaftiert wurden, nicht freigelassen werden."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 95)

09.07.1953 Kombinat "Otto Grotewohl" Böhlen
"Am 9.7.1953 fand in der Zeit von 9.00 Uhr bis 11.30 Uhr im Kombinat "Otto Grotewohl" Böhlen wiederholt eine Versammlung statt. Teilnehmer ca. 250 Personen. Auf dieser Versammlung wurde ein weiteres Mitglied für die Delegation nach Berlin gewählt. Anschließend wurde über die Absetzung des 1. Sekretärs der Betriebsparteiorganisation verhandelt."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 96)

09.07.1953 Messgerätewerk Quedlinburg
"In dem Messgerätewerk Quedlinburg brachten Arbeiter zum Ausdruck, dass die Ausschreitungen am 17.6.1953 fehlerhaft waren, jedoch durch bessere Arbeit der Betriebsparteiorganisationen hätten vermieden werden können. Überwiegende Mehrheit der Werkangehörigen verhält sich jedoch passiv.
Parolen von einem 2. Tag X und Unruhen in Volksdemokratien sind auch dort im Umlauf."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 96)

09.07.1953 Farbenfabrik Wolfen/Bitterfeld
"In der Farbenfabrik Wolfen/Bitterfeld bildeten sich am 9.7.1953 kleine Diskussionsgruppen, die über die Freilassung der inhaftierten Provokateure sprachen. Vor Beginn der 2. Schicht wurde bekannt, dass eine Versammlung stattfinden sollte, in welcher über die Nichtzahlung der SED-Beiträge gesprochen werden sollte. Die Versammlung kam nicht zur Durchführung."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 96)

09.07.1953 Grube Königsaue Aschersleben
"In der Grube Königsaue Aschersleben wurde am 9.7.1953 von der Belegschaft die Forderung gestellt, dass bis zum kommenden Sonntag ein 50 %-iger Zuschlag bei Sonntagsarbeit gezahlt werden wird. Bei Nichterfüllung der Forderung wird die Arbeit verweigert."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 96)

09.07.1953 Abus-Werk Schwerin
"Im Abus-Werk Schwerin legten die Schlosser in der Zeit von 22.00 Uhr bis 1.00 Uhr die Arbeit nieder. Es waren ca. 80 Arbeiter daran beteiligt. Der Grund soll angeblich die Einrichtung des Geschäftes für die Intelligenz sein."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 97)

09.07.1953 VEB Nehma/Netzschkau
"'Am 9.7.1953 gegen 15.00 Uhr erschienen im VEB Nehma/Netzschkau/Reichenbach zwei MfS-Angehörige, um einen Betriebsangehörigen vom Arbeitsplatz weg festzunehmen. Der Grund der Festnahme ist unbekannt. Der Betroffenen leistete Widerstand. Dabei wurde ihm von einem MfS-Angehörigen (nach Angaben des Betroffenen) gesagt: 'dass er ihm eins durch die Rippen jagen wollte.'
Daraufhin wurden die MfS-Angehörigen von zahlreichen Betriebsangehörigen umringt. Der Vorfall führte nach bekannt werden in anderen Hallen des Werkes zur Arbeitsniederlegung.
Der 1. Kreissekretär der SED sprach zu den Arbeitern: Dadurch konnte gegen 16.30 Uhr die Ruhe wieder hergestellt werden. An der Protestversammlung nahmen ca. 300 bis 400 Arbeiter teil. Ca. 1.000 Arbeiter haben zur Zeit die Arbeit niedergelegt.
Bei Antritt der neuen Schicht um 17.20 Uhr wurde die Arbeit wieder voll aufgenommen. Für die Zeit des Vorkommnisses wurde eine Einsatzreserve des VPKA vor das Werk gebracht."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1188, Bl. 98)

09./10.7.1953 Metall-Industriebetriebe in Magdeburg
"Der Ausnahmezustand in Magdeburg dauert zur Zeit noch an.
Auf einer Belegschaftsversammlung der IG Metall stellten Arbeiter des Georgi-Dimitroff-Werkes und des Karl-Marx-Werkes die Forderung, dass den Alters-und Invalidenrentnern eine zusätzliche Unterstützung gezahlt werden soll.
Im Schwermaschinenbau '7. Oktober' ist das Gerücht im Umlauf, dass in Warschau der Ausnahmezustand verhängt sei. Die Arbeiter sind der Meinung, dass der Aufstand der Werktätigen nicht vom Westen hereingetragen wird, sondern auf die Unzufriedenheit der Arbeiter in der DDR zurückzuführen ist."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 098)

09.07.1953 VEB Lowa Niesky
"Im VEB Lowa Niesky wurde festgestellt, dass Arbeiter hinter verschlossenen Türen diskutieren und bei Annäherung von Funktionären die Diskussionsgruppen warnen, damit sie an ihre Arbeitsplätze gehen können. Am 9.7.1953 gegen 2.40 Uhr legte ein Teil der jugendlichen Schweißer die Arbeit nieder und diskutierte. Durch Aufklärungsarbeit der Funktionäre der Betriebsparteiorganisation nahmen diese die Arbeit wieder auf."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 99)

09.07.1953 VEB Installationsbetrieb Zittau
"Im VEB Installationsbetrieb Zittau legten am 9.7.1953 ca. 90 Arbeiter für 2 1/2 Stunden die Arbeit nieder, weil sie nur 80 % ihres Lohnes erhalten hatten. Nach Aussprache mit der Betriebsleitung wurde die Arbeit wieder aufgenommen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 100)

09.07.1953 Schiefergruben Lehesten/Lobenstein
"Die Arbeiter der Schiefergruben Lehesten/Lobenstein äusserten, dass sie, um Interzonenpässe zu erhalten, wohl noch einmal streiken müssen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 100)

09.07.1953 Streichgarnspinnerei Pößneck
"Aus der Streichgarnspinnerei Pößneck wird gemeldet, dass die Arbeiter wegen zu geringer Bezahlung einen Streik vorbereiten."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 101)

09./10.07.1953 VEB Zeiss Jena
"Am 9.7.1953 wurde in Jena eine Gewerkschaftsaktivtagung des VEB Zeiss durchgeführt. An der Diskussion beteiligten sich 27 Diskussionsredner. Anwesend war der Staatsanwalt des Bezirksgerichtes Gera. Außer betrieblichen Forderungen wurde von mehreren Diskussionsrednern die Freilassung des am 17.6.1953 festgenommenen Provokateurs Norkus verlangt. In dieser Versammlung wurde bekannt gegeben, dass für die Freilassung des Norkus bereits mehr als 1.000 Unterschriften gesammelt wurden. Die Ausführungen des Bezirksstaatsanwaltes wurden von den Versammlungsteilnehmern durch Rufen und Gejohle unterbrochen.
Am 10.7.1953 forderten die Gewerkschaftsgruppenorganisatoren verschiedener Abteilungen des VEB Zeiss erneut die Freilassung von Norkus und wählten eine Delegation von zwei Mann, die den Auftrag hatte, die Forderung auf Freilassung beim Bezirksgericht in Gera zu stellen. An diese Forderung knüpften sie die Bedingung, dass, falls die Freilassung des Norkus nicht erfolgt, der Betrieb am 11.7.1953, 7.30 Uhr, den Sitzstreik beginnt, der so lange durchgeführt werden soll, bis diese Forderung erfüllt ist.
Über die Besprechung der Gewerkschafts-Gruppenorganisatoren der Abteilungen EL, SLO und Bau ZJ wurde ein Protokoll abgefasst, in dem die befristete Forderung, bis zum 11.7.1953, 7.30 Uhr, festgelegt wurde. Darin wird gleichzeitig die Freilassung aller Inhaftierten und die sofortige Aufhebung bereits ergangener Urteile gefordert.
Ergänzend muss noch berichtet werden, dass die gewählte Delegation am 10.7.53 weder beim Bezirksstaatsanwalt noch bei anderen Dienststellen des Bezirkes erschienen ist.
Bei Norkus handelt es sich um den Provokateur, der am 17.6.1953 die Belegschaft zum Streik aufforderte und mit einem im Oktober 1952 im Betrieb Zeiss-Jena festgenommenen Spion eng befreundet war.
Sicherungsmaßnahmen seitens der BDVP wurden veranlasst.
Nach Mitteilungen eines H., angeblich Angehöriger des Kreisrates Eisenberg, haben Arbeiter einzelner Abteilungen des VEB Zeiss Verbindungen mit Arbeitern in der Stadt Eisenberg aufgenommen und sie aufgefordert, dann am 11.7.1953 beginnenden Streik im Zeiss-Werk zu unterstützen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 108)

09.07.1953 Chemische Werke Buna/Merseburg
"In den Chemischen Werken Buna/ Merseburg wurde am 9.7.1953 in vier Abteilungen der Rücktritt und die Neuwahl einer BGL gefordert. Nach Einsatz von Agitatoren wurde der grösste Teil der Werktätigen beruhigt, die ihre Forderungen zurückzogen. In fünf anderen Abteilungen wurde ein 26-Punkte-Programm aufgestellt, welches gewerkschaftliche Fragen beinhaltet. So wurden u.a. 50 % ige Sonntagszulage für Wechselschicht, Einführung einer Jahresabschlussprämie, gerechte Verteilung von Prämien, wobei die Belegschaft das Mindestmass bestimmt, gefordert.
Dieses Programm das bereits am Anschlagbrett angeschlagen war, wurde entfernt. Die Arbeiter bestehen jedoch weiterhin auf diese Forderungen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 110)

09.07.1953 Kaolinwerk Wiesa
"Im Kaolinwerk Wiesa/Kamenz stellten einige Arbeiter Lohnforderungen unter gleichzeitiger Androhung, dass bei Nichterfüllung dieser Forderung mit Produktionsausfall zu rechnen ist."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 111)

10.07.1953 DHZ Zella-Mehlis
"In Zella-Mehlis legten am 10.7.1953 für zwei Stunden die Transportarbeiter und Kraftfahrer der DHZ-Lebensmittel die Arbeit nieder und verlangten höhere Löhne. Außerdem waren Unstimmigkeiten in der Lohnabrechnung aufgetreten. Vorkommnis wurde durch SED-Kreisleitung und durch den Kreisrat geklärt."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 112)

10.07.1953 Kreiseigene Betriebe Kyritz
"45 Arbeiter der kreiseigenen Betriebe Kyritz drohten mit Arbeitsverweigerung, weil sie die Lebensmittelkarte D erhielten. Sie führten an, dass sie gegenüber den Landarbeitern auf volkseigenen Gütern, die eine höhere Lebensmittelkarte und zusätzliche Vergünstigungen erhalten, benachteiligt sind, obwohl die Arbeit die gleiche wäre.
Als die Angelegenheit nicht schnell genug erledigt wurde, haben am 10.7.1953 drei Arbeiter gekündigt.
Um weitere Abgänge von Arbeitern zu vermeiden, gab der Rat des Kreises an die Arbeiter der kreiseigenen Betriebe die Lebensmittelkarte C heraus."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 123/124)

10.07.1953 Wälzlagerfabrik Fraureuth
"In der Wälzlagerfabrik Fraureuth/Werdau wurden die im Zusammenhang mit den Vorkommnissen am 17.653 festgenommenen Personen nach ihrer Haftentlassung durch die Arbeitskollegen mit Blumensträußen empfangen, an denen Karten mit der Aufschrift: 'Wir begrüßen Euch' angeheftet waren."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 112)

11.-13.07.1953 Baustellen Großbeeren, Niemegk
"Anzeichen für einen am 11., 12. und 13. 7.1953 beabsichtigten Streik der Gleisbauarbeiter der Bauunion Niemegk mit der Forderung Freilassung der im Zusammenhang mit den 17.6.1953 festgenommenen Personen sind vorhanden. Die Organisatoren dieses beabsichtigten Streikes sind Gleisbauarbeiter der Baustelle Großbeeren, die nach dem 17.6.1953 von der Baustelle Niemegk nach Großbeeren versetzt worden sind. Einige dieser versetzten Arbeiter sind am vergangenen Wochenende nach Niemegk zurückgekommen und haben Agitationen für einen angeblichen Generalstreik in der DDR am 11., 12., und 13.7.1953 getrieben.
Maßnahmen zur Entlarvung dieser Tätigkeit in den betreffenden Betrieben wurden durch die SED-Kreisleitung eingeleitet.
Einsatzkommando im VPKA Belzig gebildet.
MfS - Dienststelle hat Kenntnis."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180-0113)

11.07.1953 Abus-Werk Schwerin
"
Im Abus-Werk Schwerin kam es bei der heutigen Frühschicht zu einer erneuten Arbeitsniederlegung von zwei Stunden. Grund der Arbeitsniederlegung soll die Nichteinhaltung der Gehaltszahlung nach den Normen vor dem 1.4.53. sein. Staatssekretär für Maschinenbau und Mitglied des ZK der SED waren mit Sachverständigen anwesend."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180-0114)

11.07.1953 Chemische Werke Buna
"Am 13.7.1953 soll aus dem Chemischen Werken Buna eine Delegation zur Bezirksstaatsanwaltschaft Halle entsandt werden, um dort die Freilassung von Inhaftierten aus diesem Gebiet zu erwirken."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 122)

11.07.1953 Elektro-Chemisches Kombinat Bitterfeld
"Im Elektro-Chemischen Kombinat Bitterfeld wurde am 11.7.1953 im Bau 130 ein am Schwarzen Brett angebrachter Zettel gefunden, in dem die Werktätigen fordern, dass über zwei festgenommene Betriebsangehörige Aufklärung geschaffen werden soll. Im Weigerungsfalle wurde mit Arbeitsniederlegung am Montag gedroht.
Der Kulturdirektor und die Betriebsparteiorganisation gaben den Arbeitern Aufklärung, so dass diese sich zunächst zufrieden gaben."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 122)

11.07.1953 Werkzeugunion Steinbach/Hallenberg
"Auch die Belegschaftsmitglieder der Werkzeugunion Steinbach/Hallenberg, Kreis Schmalkalden, weigern sich, ihre FDGB-Beiträge zu bezahlen. Ein Teil der Arbeiter hat sich die bereits gezahlten Beiträge von Kassierern zurückgeben lassen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 125)

11.07.1953 Hüttenwerk Thale Quedlinburg
"Die Nachtschicht an der Blechwalze 18 des Hüttenwerkes Thale in Quedlinburg, bestehend aus acht Arbeitern, erschien am 11.7. nicht zur Arbeit. Der Grund dafür ist, dass die Lohnzahlung am 11.7.1953 auf einer falschen Berechnungsgrundlage vorgenommen wurden."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 122)

11.07.1953 Pflanzeninstitut Bernburg
"Im Pflanzeninstitut Bernburg haben 100 Belegschaftsmitglieder die Bezahlung der FDGB-Beiträge eingestellt."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 123)

11.07.1953 Kaliwerk Friedenshall
"Im Kaliwerk Friedenshall haben 35 Mitglieder der SED aufgrund der Ereignisse vom 17.6.1953 ihren Austritt aus der Partei erklärt. Es handelt sich größtenteils um Mitglieder, die bereits in der Vergangenheit ablehnend gegenüber den Parteibeschlüssen gestanden haben.
SED-Kreisleitung wurde eingeschaltet."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 123)


11.07.1953 Volkswerft Stralsund
"In der Volkswerft Stralsund wurde einer Anzahl Arbeiter, die seit ca. einer Woche auf der Werft beschäftigt sind, kein Geld ausgezahlt, da angeblich für diese Arbeiter noch kein Geld vorhanden war. Als der Betrieb diesen Arbeitern Vorschuss geben wollte, lehnten es diese mit der Begründung ab, dass sie keine Almosenempfänger wären, zumal sie arbeiten und demnach auch bezahlt werden wollen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 124)

11.07.1953 VEB Zeiss Jena
"Am 11.7.1953 gegen 8.05 Uhr wurde in einigen Abteilungen des VEB Zeiss/Jena der angekündigte Sitzstreik durchgeführt.
Beteiligt haben sich an diesem ca. 3.000 bis 3.500 Arbeiter. Dabei wurde festgestellt, dass die Arbeiter prinzipiell mit niemandem diskutierten. An den Betriebsschutzangehörigen gingen sie wortlos vorbei. Die Betriebsparteiorganisation wurde von einem Genossen der Bezirksleitung und einem Genossen der Kreisleitung Jena verstärkt. Dem Werkleiter wurde die Aufgabe zuteil, den Streikenden mitzuteilen, dass der Streik ungesetzlich ist und die Forderungen einen faschistischen Charakter hat. Der Staatsanwalt der Bezirksstaatsanwaltschaft Gera gab den Betriebsfunktionären eine Erklärung ab und begründete eingehend den Urteilsspruch über den Provokateur Norkus.
Während der Streikbewegung wurden verstärkte motorisierte und Fußstreifen der VP eingesetzt.
Stimmung der Werktätigen sowie Gespräche innerhalb der Stadt lassen darauf schließen, dass der Streik beim Schichtwechsel um 13.30 Uhr nur unterbrochen und am Montag fortgeführt werden soll. Die Spätschicht hat die Arbeit voll aufgenommen.
Zur Sicherung wurden Einsatzkräfte der Wacheinheiten, umliegender VP-Kreisämter und der KVP in Jena zusammengezogen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 125/126)

11.07.1953 Lagebericht der HVDVP zum Streik im VEB Zeiss/Jena
"Lagebericht
8.10 Uhr
BDVP Gera, Insp. E. teilt auf Anfrage durch den Operativstab, VP-Rat W. folgendes mit:
'Gegen 8,00 Uhr haben im Hauptwerk von Zeiss- Jena ca. 3.000 Betriebsangehörige die Arbeit niedergelegt, da ihre Forderungen auf Freilassung des Provokateurs Norkus nicht erfüllt wurde.
Die Betriebsangehörigen haben z.T. ihre Werksausweise aus dem Fenster geworfen und veranstalten Pfeifkonzerte, z.T. mit Trillerpfeifen.
Die Betriebsangehörigen halten sich noch im Werk auf.
Das Werksgelände wurde bisher nicht verlassen.'
9.10 Uhr
Lage unverändert, die Zahl der Streikenden wird auf 2-3.000 geschätzt. [...]
9.30 Uhr
Operativstab Gera, VP. Oberkomm. G.:
Die Arbeiter der Abteilung Fräserei, Zahl nicht bekannt, Arbeit wieder aufgenommen.
10.15 Uhr
BDVP Gera, VP. Oberkomm. G.:
Im Bau 29 haben 2.000 Arbeiter die Arbeit niedergelegt.
Außerdem in den Abteilungen Mikro, Schlosserei und Handwerker weitere 260 Arbeiter.
Im Nord-Werk findet um 10.00 Uhr eine Versammlung zur Auswertung der Gewerkschaftsaktivtagung vom 9.7.53 statt. Im Nordwerk sind 80 Beschäftigte.
Operativstab wurde angewiesen, über die von der BDVP eingeleiteten polizeilichen Maßnahmen umgehend zu berichten.
11.10 Uhr
Blitz-FS. Nr. 192 - BDVP Gera:
Nach Durchführung der Versammlung im Nord-Werk haben die Beschäftigten dieses Werkes die Arbeit sofort wieder aufgenommen.
Die Lage im Süd-Werk, in welchem auch Anzeichen zum Streik vorhanden waren, ist geklärt. Es wird voll gearbeitet.
Die Arbeiter im Bau 29 streiken weiter.
Eingesetzte Kräfte:
1 Zug Wacheinheit Gera
1 Zug VPKA Saalfeld
1 Zug VPKA Pößneck
1 Zug VPKA Rudolstadt
1 Zug BDVP Erfurt
3 Züge KVP Gera
2 Züge KVP Naumburg
12.10 Uhr
Rücksprache mit der BDVP Gera VP. OBKM. G. ergab, daß gegen 12.00 Uhr ca. 400 Belegschaftsmitglieder noch streiken. Die Streikenden stehen in Diskussionsgruppen zusammen, schauen zum Teil zu dem Fenster heraus bzw. verweigern die Arbeitsaufnahme. Im Nordwerk sind 7 Arbeiter in den Sitzstreik getreten. Schichtende ist 12.30 Uhr und 13.00 Uhr. Die Spätschicht beginnt um 14.00 Uhr.
13.35 Uhr
VP. Obkm. G. Op.-Stab der BDVP Gera meldet, daß sich die Ablösung der Schichten normal vollzieht. An dem Werkseingang werden wie üblich durch den BS Kontrollen vorgenommen. Irgendwelche Anzeichen auf eine Demonstrationsbildung sind nicht zu verzeichnen
14.55 Uhr
Rücksprache mit dem VP.Obk. G. BDVP Gera ergab, dass die Ablösung der Schichten ordnungsgemäß vonstatten gegangen ist. Die neue Schicht hat ihre Arbeit vollzählig aufgenommen.
Chef der DVP M. 14.65 Uhr verständigt.
15.00 Uhr
VP. Komm. S. wurde verständigt, bis 22.00 Uhr einen zusammenfassenden Bericht an den Op.-Stab der HVDVP zu senden.
16.15 Uhr
VP. Rat H. BDVP Gera Op.-Stab teilt auf Rückfrage mit, daß die Lage in Jena normal ist. Arbeit ist vollzählig aufgenommen.
18.15 Uhr
Rücksprache mit VP. Komm. K. .
Lage weiter normal."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 130/131)

12.07.1953 Granitbrüche Königsbrück/Lausnitz
"Die Belegschaften der Granitbrüche in Königsbrück und Lausnitz/Kamenz sind mit der Arbeitsweise ihrer Gewerkschaftsfunktionäre unzufrieden. In Versammlungen erklärten die Arbeiter, daß der Instrukteur der Gewerkschaft bei seinem Erscheinen in den Steinbruch geworfen würde."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 134)

12.07.1953 Zinngrube Sadisdorf
"Die Bergarbeiter der Zinngrube Sadisdorf/Dippoldiswalde erklären offen, daß sie demnächst in den Streik treten werden, wenn ihre Forderungen vom 7.7.1953 (Rapport 188 v. 10.7.1953, Seite 7) [siehe oben, d. Hg.] nicht erfüllt werden."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180-0134)

12.07.1953 Volkseigene Grube Greifenhain
"Durch den Vorsitzenden des Kreisrates Cottbus wurde bekannt, daß ein grosser Teil der Belegschaft der volkseigenen Grube "Greifenhain"/ Cottbus beabsichtigt, ihre Mitgliedsbücher der deutsch-sowjetischen Freundschaft einzusammeln, um diese zurückzugeben. SED-Kreisleitung wurde verständigt."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 135)

12.07.1953 Straßenbahnhöfe in Tolkewitz und Blasewitz
"Die Belegschaften der Straßenbahnhöfe Tolkewitz und Blasewitz forderten in Versammlungen Abschaffung des Brigadesystems, Ablösung der Verwaltung im Hochhaus, Sonntagszuschlag und einen Haushaltstag für verheiratete Frauen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 135)

12.07.1953 Zementwerk Göschwitz
"Durch Belegschaftsmitglieder des Zementwerkes Göschwitz/Stadtroda wird in der letzten Zeit verbreitet, dass am 13.7.1953 in dem Zementwerk ein Streik stattfinden soll."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 136)

12.07.1953 VEB Strumpfwerk Thalheim
"Der Leiter des Betriebsschutzes des VEB Strumpfwerk Thalheim/Stollberg meldet, dass die Arbeiter des genannten VEB und der weiteren angeschlossenen drei Werke eine sofortige Lohnerhöhung fordern. Wenn nicht in Kürze der Forderung entsprochen wird, beabsichtigen die Belegschaften der Betriebe, insgesamt ca. 1.100 Arbeiter, zu streiken. MfS. und die SED-Kreisleitung wurden verständigt."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 138)

13.07.1953 VEG Sägewerk Wernigerode
"Im volkseigenen Sägewerk Wernigerode wurde eine Resolution angenommen, die den Sturz der Regierung zum Inhalt hat."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 147)

13.07.1953 Kreis Quedlinburg
"Aus dem Kreis Quedlinburg wird gemeldet, dass sich in der dortigen Metallproduktionsgenossenschaft Auflösungserscheinungen bemerkbar machen. Die Ursachen der Auflösung sind darin zu suchen, dass für die Handwerker Steuererleichterungen, bessere Materialversorgung, ferner die Verbesserung im Vertragswesen durch die Regierung beschlossen wurde, wovon sich die Genossenschaftler als alleinstehende Handwerker mehr versprechen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 147)

13.07.1953 Volkswerft Stralsund
"Von einem Belegschaftsmitglied der Volkswerft in Stralsund wird berichtet, daß sich seine Arbeitskollegen weigern, die FDGB-Beiträge zu bezahlen, da sie der Meinung sind, daß sie die Gewerkschaft doch nicht unterstützt.
In den letzten Tagen tritt in der Volkswerft Stralsund in Erscheinung, daß ganze Brigaden, besonders die Schweisser, einige Tage von der Arbeit fernbleiben, weil sie aufgrund der Senkung der Normen ihr Soll bereits in 4 bis 5 Tagen erreichen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 151)

14.07.1953 Maschinenfabrik Münzer Obergrüna
"Während einer Belegschaftsversammlung in der Maschinenfabrik Münzer (Privatbetrieb) in Obergrüna/Freiberg wurde der Referent während seines Referates über die Hintergründe des 17.6.1953 ausgepfiffen. Die Belegschaft forderte die Freilassung der am 17.6.1953 festgenommenen Provokateure."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 152)

14.7.1953 Reichsbahn Saßnitz
"Durch den Sekretär der Ortsgruppe der SED Saßnitz wurde bekannt, daß am 14.7.1953 durch den Sekretär der Grundorganisation der Reichsbahn 14 Parteidokumente zurückgegeben wurden.
Jegliche Begründung der Austritte fehlte. Unter diesen befand sich das Mitgliedsbuch des Betriebsleiters der Reichsbahn Saßnitz.
Alle Arbeiter des Betriebes traten aus der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft aus. Die restlichen 20 Mitglieder der Partei weigern sich, den Parteibetrag zu zahlen und an Mitgliederversammlungen teilzunehmen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 162)

14.07.1953 Chemische Werke Buna
"Am 14.7.1953 äusserten sich einige Belegschaftsmitglieder in den Chemischen Werken Buna, daß sie am 15.7.1953 streiken wollen, weil ihnen die Streiktage vom 17.6.1953 nicht bezahlt werden.
Sicherungsmaßnahmen wurden eingeleitet."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 153)

14.07.1953 VEB Buntweberei Neugersdorf
"In dem VEB Buntweberei Neu-Gersdorf/Löbau bezahlt ein Großteil der Belegschaft keine Mitgliedsbeiträge mehr für die Gesellschaft der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft. Unter diesen Personen befindet sich ein grosser Teil Mitglieder der SED."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 153)

14.07.1953 Zeiss-Werk Jena und VEB Abus Jena
"Vom Betriebsschutz des Zeiss-Werkes Jena wird gemeldet, daß die Belegschaft des Bau 29 am 15.7.1953 wieder die Arbeit niederlegen will.
Im VEB Zeiss-Fertigung wollen die Arbeiter die Bezahlung der FDGB-Beiträge einstellen, wenn weiterhin die Prämien für die Lehrausbilder ausgezahlt werden. Der gleichen Meinung ist die Belegschaft des VEB Abus. Die Prämienzahlung wurde vorläufig eingestellt."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 154)

14.07.1953 Firma Wiesmann Magdeburg
"In einer Belegschaftsversammlung forderten die Arbeiter der Firma Wiesmann in Magdeburg Bezahlung der Streiktage. Sie stehen auf dem Standpunkt, daß die Regierung offen erklärt hat, daß die Forderungen der Arbeiter berechtigt wären. Jetzt ist es ihnen unverständlich, daß ihre Forderungen nach Streikgeld nicht berechtigt sein sollen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 154)


14.07.1953 Filmfabrik Agfa Wolfen
"Am 14.7.1953 gegen 15.00 Uhr fand in der Filmwerkstatt der Filmfabrik Agfa Wolfen eine Versammlung statt. In dieser Versammlung wurde die Forderung der Bezahlung der Streiktage erhoben. Als die Versammlung um 16.00 Uhr noch andauerte, verließen die Versammlungsteilnehmer den Raum (16.00 Uhr ist offizieller Arbeitsschluss). Zwischen den 250 Versammelten befanden sich ca. 100 Arbeiter aus anderen Abteilungen des Werkes. Anzeichen für einen Streik liegen nicht vor."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 159/160)

14.07.1953 Bergmann-Borsig Berlin
"Im Bergmann-Borsig-Werk wurde festgestellt, daß im Betrieb eine Liste vorliegt, in welcher für einen am 17.6.1953 festgenommenen Provokateur Geld gesammelt wurde."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 155)

15.07.1953 Buna-Werke Merseburg
"Am 15.7.1953 gegen 9.40 Uhr traten 10 Abteilungen des Buna-Werkes Merseburg mit einer Belegschaftsstärke von ca. 4.000 Mann in den Streik. Es wurden folgende Forderungen gestellt:
1. Der BS soll im Betrieb keine Waffen tragen
2. Beseitigung der Wachtürme im Betrieb
3. Bezahlung der Streiktage vom 17. bis zum letzten Tag des Streiks
4. Herausgabe der Festgenommenen vom 17.6.1953.
Die Streikenden hielten sich außerhalb der Gebäude auf, z. T. lasen sie Zeitungen, spielten Skat oder sie befanden sich im Sitzstreik.
Im VPKA Merseburg wurde sofort nach Bekanntwerden der Alarmzustand ausgelöst.
In der BDVP Halle wurde eine Einsatzleitung gebildet. Zur Verstärkung des VPKA Merseburg wurden 2 Einsatzzüge der BDVP Hall nach Merseburg gebracht.
Weiter wurden 150 Angehörige der Sowjet-Armee und 400 KVP-Angehörige im Werk bzw. um das Werk eingesetzt.
Gegen 16.00 Uhr wurde im Buna-Werk ein Lautsprecherwagen eingesetzt, der alle Streikenden aufforderte, bis 17.00 Uhr die Arbeit aufzunehmen mit der Maßgabe, daß allen, die bis 17.00 Uhr die Arbeit nicht aufnehmen, die Werksausweise abgenommen werden und diejenigen des Werkes verwiesen werden.
Bei anschließend angesetzter Räumung des Werkes von den Streikenden durch die KVP verliessen die meisten Streikenden freiwillig das Werk.
Die Nachtschicht des Karbid-Werkes von ca. 80 Mann war anfänglich arbeitswillig, wurde jedoch zum Teil von den Streikenden an der Arbeitsaufnahme gehindert, zum anderen beeinflußt, so daß nur einzelne Arbeiter die Karbidöfen in Gang zu halten versuchten.
Gegen 18.00 Uhr traf der Minister Selbmann im Karbidwerk ein und diskutierte mit den Arbeitern.
Gegen 21.00 Uhr waren 3 Karbidöfen im Betrieb und in folgenden 2 Stunden wurden weitere 3 in Betrieb gesetzt. Die Arbeiter des Karbidwerkes nahmen nach und nach die Arbeit wieder auf.
Gleichzeitig nahmen die Streikenden der Nachtschicht (ca. 2.500 )zum Teil die Arbeit wieder auf, so daß gegen 21.00 Uhr ca. 20 % der Nachtschicht wieder arbeiteten. [...]
Aufgrund der Vorkommnisse im Buna-Werk wurden die VP-Ämter in der Umgebung des Kreises Merseburg durch zusätzliche Kräfte verstärkt. Einsatzreserven wurden gebildet. Verstärkter Streifendienst der VP zusammen mit der KVP wird durchgeführt.
Aus den Umliegerkreisen um Merseburg wird berichtet, dass die heimgekehrten Arbeiter keine Diskussionen führten, so dass die Lage als ruhig bezeichnet werden kann."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 158/159)

15.07.1953 Mansfeld Kombinat
"In den Betrieben und Schächten des Mansfeld-Kombinates ist seit letzter Woche ein Produktionsrückgang zu verzeichnen. Von Teilen der Beschäftigten wird jede politische Diskussion abgelehnt, solange die wirtschaftlichen Forderungen nicht erfüllt werden.
Gleichzeitig werden aber auch positive Erscheinungen gemeldet, indem sich Arbeiter zu Sonderschichten zu Gunsten der Weltfestspiele verpflichten.
Im Thälmann-Schacht und im Fortschritt-Schacht erheben die Bergarbeiter die Bitte, dass anlässlich durchzuführender Grosskundgebungen in diesen Werken führende Genossen der Regierung und des ZK zu ihnen sprechen sollten."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 160)

15.07.1953 Braunkohlenwerk "Freiheit" Bitterfeld
"Am 15.7.1953 gegen 13.00 Uhr legten die Arbeiter der Schlosserei des Braunkohlenwerkes "Freiheit" Bitterfeld die Arbeit nieder. Sofort nach Bekanntwerden wurden Angehörige der Abt. K. des VPKA im Werk eingesetzt, wobei folgendes festgestellt wurde:
An der Wand der Toilette der Werkstatt wurde eine Hetzschrift gegen die Genossen Pieck, Grotewohl und Ulbricht angebracht. Im Verlauf der Ermittlungen wurde eine feindselige Haltung gegenüber den K-Angehörigen bemerkt. Irgendwelche Forderungen stellten die Streikenden nicht. Nach erfolgtem Schichtwechsel gegen 17.00 Uhr und vorherigem Einsatz von Agitatorengruppen wurde die Arbeit wieder aufgenommen.
An der Arbeitsniederlegung waren nur ca. 100 Angehörige der Schlosserwerkstatt beteiligt.
Außer der Abteilung K. waren keine weiteren Kräfte eingesetzt."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 159)

14./15./16./07.1953 Diverse Betriebe in/bei Schmalkalden
"Aus den VE-Betrieben des Kreises Schmalkalden wird schlechte Stimmung der Arbeiter in bezug auf Durchführung der Nachtschichten gemeldet.
Arbeiter des VEB "Feinprüf" verlangten von der Gewerkschaft die Abschaffung der Nachtschicht. Die Forderungen unterzeichneten 75 Arbeiter. Ca. 140 Arbeiter forderten eine 50 %ige Herabsetzung des FDGB-Beitrages, wobei teilweise der fällige Betrag nicht bezahlt wurde.
Ähnliche Situation zeigt sich in der 'Werkzeugunion' Steinbach-Hallenberg, wobei Stimmen laut wurden, daß die Nachtschicht vom 15. zum 16. nicht angetreten werden sollte.
Im Universalwerk I traten ca. 45 % der Arbeiter der Nachtschicht (56 Arbeiter) die Arbeit erst nach dreistündiger Unterbrechung an.
Im VPKA Schmalkalden wurde eine Einsatzreserve gebildet.
Alarmbereitschaft wurde angeordnet."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 160)

15.07.1953 Zeiss Jena
"Es wurde festgestellt, dass hauptsächlich Arbeiter der Zeiss-Werke Gerüchte über eine Wiederholung des Tages X am 21.07.1953 unter der Bevölkerung verbreiten."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 160)

15.07.1953 Buna-Werke Merseburg
"Nach Mitteilung der Einsatzleitung der Bezirksbehörde Halle um 7.30 Uhr, haben ca. 1.000 Beschäftigte der Werkstätten, die gestern streikten. die Arbeit nicht aufgenommen.
Es wurde, wie am gestrigen Tage, Transparente angebracht mit der Aufschrift: 'Hier wird gestreikt.'
Minister Selbmann befindet sich seit dem 16.07.1953, 5.00 Uhr, im Werk.
Um 9.00 Uhr findet eine Betriebsversammlung im Block B 13 statt, die der Minister persönlich leitet.
In den eigentlichen Produktionsstätten wurde die Arbeit voll aufgenommen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 166)

15.07.1953 VEB Schultheiss Berlin
"Nachträglich wurde bekannt, dass am 15.7.1953 in den Nachmittagsstunden die Betriebsangehörigen des VEB Schultheiss vorübergehend die Arbeit niederlegten.
Durch Beeinflussung von Provokateuren drohte ein Streik auszubrechen. Die Unruhen hielten noch am 16.7.1953 im Betrieb an. Durch Einsatz der Partei und FDJ wurden Aussprachen mit den Arbeitern durchgeführt, so das sich die Lage normalisierte."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 181)

16.07.1953 Buna-Werke Merseburg
"Am 16.7.1953 gegen 8.00 Uhr legten ca. 3.000 Belegschaftsmitglieder des Buna-Werkes in Merseburg, die bereits am 15.7.1953 gestreikt hatten, die Arbeit nieder. Die Forderungen derselben waren die gleichen wie am Vortage.
In den Mittagsstunden wurde im Werk eine Versammlung durchgeführt, bei welcher der Gen. Selbmann bei seinem Schlusswort durch Provokateure unterbrochen wurde, so dass die Versammlung aufgelöst werden musste.
In den Nachmittagsstunden wurden in den einzelnen Abteilungen mehrere Versammlungen durchgeführt, die ohne besondere Vorkommnisse verliefen.
Von der Schicht, die um 18.00 Uhr die Tagesschicht ablöste, wurde die Arbeit im gesamten Betrieb wieder voll aufgenommen. Bei der Ablösung der beiden Schichten waren gleichfalls keine besonderen Vorkommnisse zu verzeichnen.
Die Strassenbahnknotenpunkte in Merseburg wurden durch VP.- Angehörige besonders bestreift, da die Arbeiter des Buna-Werkes bereits versucht haben, die Arbeiter des Leuna-Werkes zum Streik aufzufordern."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 168)

16.07.1953 Kraftwerk Vockerode
"Am 16.7.1953 erschienen bei dem Kraftwerk Vockerode/Gräfenhainichen/Halle mehrere Arbeiter des Buna-Werkes und verlangten Einlaß in das genannte Kraftwerk. Der Einlass wurde durch Angehörige des Betriebschutzes abgelehnt. Die 16 Arbeiter der genannten Gruppe wurden festgenommen und dem MfS zur weiteren Veranlassung übergeben."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 169)

16.07.1953 VEB "Wema Aschersleben"
"In den Nachmittagsstunden des 16.7.1953 erschien in dem Werk II des VEB "Wema Aschersleben" ein Vertreter von den Leuna-Werken und überbrachte eine schriftliche Forderung seines Betriebes, die zum Inhalt hatte, Freilassung der Inhaftierten vom 17.6.1953 und Sturz der Regierung. In den stattfindenden Diskussionen versuchte der Vertreter der Leuna-Werke, die Belegschaftsmitglieder der Wema-Werke zum Streik aufzufordern. Diese gingen jedoch auf die Aufforderung desselben nicht ein. Massnahmen zur Festnahme des Provokateurs wurden eingeleitet."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 169)

16.07.1953 Farbenfabrik Wolfen
"In der Farbenfabrik Wolfen sammelten 2 Belegschaftsmitglieder der Unterschriften zur Freilassung der festgenommenen Provokateure vom 17.6.1953.
Die beiden Personen wurden durch die Werksleitung fristlos entlassen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 170)

16.07.1953 Karl-Marx-Werk Magdeburg
"Bei einer Belegschaftsversammlung im Karl-Marx-Werk in Magdeburg wurde von einzelnen Diskussionsrednern bemängelt, dass sich die Partei und die Gewerkschaft nicht an die Spitze der Demonstrationen am 17.6.1953 gestellt hat. Diese provokatorische Diskussion wurde von den übrigen beifällig aufgenommen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 172)

16.07.1953 Drewitz bei Guben
"In Drewitz/Guben besteht zwischen der Bevölkerung und den Angehörigen der KVP Luft ein gespanntes Verhältnis, welches aufgrund des Vorkommnisses vom 15.7.1953 (siehe Rapport Nr. 194, Seite 6 vom 16.7.53, Abschn. 3 und Ergänzung im Rapp. Nr. 195, Seite 6) verschärft wurde. Nach Mitteilung der Bevölkerung benehmen sich die KVP-Angehörigen sehr undiszipliniert. Aufgrund des Vorkommnisses vom 15.7.1953 beabsichtigt die Bevölkerung eine Demonstration zur Unterkunft der KVP durchzuführen. Weiterhin wird von Seiten der Bevölkerung eine Unterstützung der Hinterbliebenen des am 15.7.1953 tödlich Verletzten gefordert. [Anm. d. Hg.: Am 15.7.1953 hatte ein Angehöriger der KVP-Luft den Arbeiter Fritz Zerra, der sich gegen seine Festnahme gewehrt hatte, zunächst durch zwei Pistolenschüsse verletzt und anschliessend den am Boden Liegenden mit zwei gezielten Schüssen getötet.]
Aufgrund der gesamten Vorfälle ist mit einer Arbeitsniederlegung der Arbeiter im Objekt in Drewitz zu rechnen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 172)

17.07.1953 VEB Lowa und EKM Maschinenbau Görlitz
"Arbeiter des VEB Lowa und des EKM Maschinenbau Görlitz planen einen Sitzstreik. Einzelne Gruppen haben sich in den Betrieben bereits formiert. Der Streik soll unter der Losung: 'Absetzung aller unfähigen Partei- und Gewerkschaftsfunktionäre, Ausschluss aller SED-Mitglieder aus dem FDGB, Bestrafung der verantwortlichen Regierungsmitglieder und v.a.m.' durchgeführt werden.
Am 17.7.1953, 10.30 Uhr, fand im VEB Lowa Görlitz eine Besprechung mit den Gewerkschaftsfunktionären des Betriebes, in welcher der Genosse W. gesprochen hatte, statt.
Zur Arbeitsniederlegung ist es bisher nicht gekommen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 178)

17.07.1953 Buna-Werke Halle
"Zur Lage in den Buna-Werken wurde gemeldet, dass, nachdem am 17.7.1953 um 6.00 Uhr die Schichtwechsel der Produktionsbetriebe sowie bis 8.00 Uhr die Arbeitsaufnahme der Nebenbetriebe ohne Störung vor sich ging, gegen 9.00 Uhr in zwei Abteilungen des Werkes vorübergehend die Arbeit niedergelegt wurde. In einer weiteren Abteilung wurde eine illegale Versammlung organisiert. In der Zeit von 10.00 Uhr bis 22.00 Uhr wurden in 22 Produktionsbetrieben und Werkstätten der Buna-Werke Versammlungen durchgeführt. Die Teilnehmerzahlen liegen noch nicht vor.
An den Versammlungen nahmen vom ZK der Genosse Schirdewan und der Genosse Honecker teil. Eine Auswertung der Versammlungen konnte wegen Übermüdung der eingesetzten Instrukteure noch nicht erfolgen. Als taktischer Fehler ergab sich, dass durch die Einsatzleitung der Buna-Werke in die Versammlungen keine VP.-Angehörigen hineingeschickt wurden, obwohl ausreichend Kräfte der K. zur Verfügung standen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 179/180)

17.07.1953 Film- und Farbenfabrik Agfa Wolfen/Bitterfeld
"In der Film- und Farbenfabrik Agfa Wolfen/Bitterfeld ist die Lage nach Abschluss der Versammlungswelle von 96 Versammlungen in den einzelnen Produktionsstätten der Werke als ruhig zu bezeichnen. Am 17.7.1953 gegen 16.00 Uhr fand im wissenschaftlichen Labor der Filmfabrik auf Forderung der Betriebsleitung und der Belegschaft einen Aussprache statt. Anwesend waren ca. 700 Belegschaftsmitglieder. Der Betriebsleiter Nationalpreisträger Dr. Zeh und die Diplom-Chemikerin nahmen Partei für einen festgenommenen Provokateur und forderten seine Freilassung bzw. geringfügige Bestrafung. Einige Belegschaftsmitglieder sprachen sich offen für den Sturz der Regierung aus."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 180)

17.07.1953 Block 40 der Bausstelle Stalinallee Berlin
"Vom Block 40 der Baustelle Stalinallee wird berichtet, dass in den letzten acht Tagen von der Baustelle 41 Arbeiter kündigten. Die Kündigungen führten zu Beunruhigungen unter den Arbeitern."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 181)

18.07.1953 Eisenhüttenwerk Thale
"In dem Eisenhüttenwerk Thale versucht ein bisher noch unbekannter P_rsonenkreis, eine Spaltung zwischen den ehem. SPD und KPD-Mitgliedern innerhalb der SED zu erreichen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 185)

18.07.1953 Mansfeld-Kombinat "Wilhelm Pieck"
"In allen Betrieben des Mansfeld-Kombinats "Wilhelm Pieck" wird von der Belegschaft diskutiert, dass sie am 20.7.1953 wieder streiken wollen, wenn ihre Forderungen nicht erfüllt werden."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 185)

18.07.1953 "Ernst-Thälmann-Schacht" bei Mansfeld
"Ein Bergmann aus dem "Ernst-Thälmann Schacht" teilt mit, dass in letzter Zeit oft grössere Gruppen von Kumpels unter Tage zusammenstehen und diskutieren. Der Inhalt der Diskussionen konnte nicht festgestellt werden, da die Gruppen beim Hinzukommen eines fremden Bergmannes sofort auseinandergehen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 186)

18.07.1953 VEB "Ifa- Karosseriewerk" Halle
"Am 18.7.1953 klebten unbekannte Täter an mehreren Stellen in dem VEB "Ifa- Karosseriewerk" in Halle Hetzzettel an, mit welchem die Betriebsleitung aufgefordert wurde, die Forderungen der Belegschaft nicht zu vergessen. Ferner beinhalteten diese Zettel eine Reihe namentlich aufgeführter Personen, gegen welche die Werksangehörigen zur Vorsicht aufgefordert wurden."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 186)

18.07.1953 VEB "Greika" Greiz
"In dem VEB 'Greika' in Greiz brachten unbekannte Täter Anschläge an, welche sich gegen zwei hauptamtliche Funktionäre der SED des Betriebes richteten. Unter anderem wird in den Anschlägen gefragt, was die beiden Funktionäre überhaupt leisten und wie hoch ihr Leistungslohn überhaupt ist."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 188)

19.07.1953 Buna-Werke Halle
"Nach Mitteilung des Betriebsschutzes des Buna-Werkes wurde von der Belegschaft des Buna-Kraftwerkes "Lenin" einen Resolution verfasst, in der die seit 16.7.1953 erfolgende Bewachung durch KVP als einen Provokation für die Belegschaft bezeichnet wird. Die Belegschaft fordert, vom Sperrgebiet des Kraftwerkes die Posten der KVP abzuziehen und das Werk in der bisher üblichen Form zu sichern. In der insgesamt von 77 Angehörigen der Dampf- und Turbinenzentrale und der Tagschicht unterschriebenen Resolution wird zum Ausdruck gebracht, dass die Belegschaft der Kraftwerksbetriebe an dem kritischen Tage, gemeint ist der 16.7.1953 (handschriftliche Randbemerkung: "17.6.?", d. Hg.], sich der Wichtigkeit ihres Betriebes voll bewusst war und die Arbeit aufrechterhalten hat. Sie ist der Auffassung, dass das erwiesene Vertrauen nicht mit Misstrauen beantwortet werden kann.
In Diskussionen der Bevölkerung über den in der Vorwoche stattgefundenen Streik im Buna-Werk kommt zum Ausdruck, dass die Arbeitsaufnahme nur erfolgt ist, weil die Arbeiter Angst vor der sowjetischen Besatzungsmacht hätten.
Weiter wird erklärt, dass auch die Angestellten des Konsums schon längst gestreikt hätten, wenn sich andere Arbeiter am Streik beteiligen. Grund ist die Unzufriedenheit über die bestehenden HO-Preise."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 194)

19.07.1953 Betriebe in den Kreisen des Bezirkes Magdeburg, v. a. Karl-Marx-Werk Magdeburg
"Aus den Kreisen Magdeburg, Osterburg und Stassfurt liegen Meldungen vor, dass von den Werktätigen FDGB- und DSF-Beiträge nicht mehr gezahlt wurden.
So wurde im Karl-Marx-Werk Magdeburg in der Werksspedition von sämtlichen 60 Mitgliedern keine Beiträge bezahlt.
In der Zuckerfabrik Goldbeck Krs. Osterburg waren nur 30 % der Belegschaftsmitglieder bereit, den Gewerkschaftsbeitrag zu zahlen. Die Arbeiter des Betriebes brachten zum Ausdruck, dass sie von der Gewerkschaft völlig im Stich gelassen wurden. [...]"
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 195)

19.07.1953 "Schultheiss" Mechanik, Glashütte Dippoldiswalde
"In dem Privatbetrieb "Schultheiss" Mechanik, Glashütte Dippoldiswalde, erwarten die Arbeiter ebenfalls eine Verbesserung der Lohngruppen 1-4. Sollte keine Erhöhung der Löhne eintreten, lehnen sie die Zahlung der FDGB-Beiträge ab."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 196)

19.07.1953 VEB Leinen- und Baumwollweberei Wehrsdorf
"In den VEB Leinen- und Baumwollweberei Wehrsdorf/Bautzen wurde in einer Belegschaftsversammlung zum Ausdruck gebracht, dass kein Vertrauen zur Partei und Regierung vorhanden ist, solange Löhne von 0.79 DM, die als Hungerlöhne bezeichnet wurden, bezahlt werden. Ausserdem wurde die Beseitigung des jetzigen Prämiensystems und die Schaffung eines Hausarbeitstages für alle alleinstehenden Frauen gefordert. Dabei kam zum Ausdruck, dass sich die Betriebsleitung nicht im Betrieb sehen lässt."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 196)

19.07.1953 "Thüringer Schlauchweberei" Walthershausen Gotha
"Die Arbeiter der "Thüringer Schlauchweberei" Walthershausen in Gotha beklagen sich über die Normen vom 1.4.1953 und sind der Meinung, dass diese noch zu hoch sind. Aufgrund dieser Tatsache gehe die Arbeit im Betrieb nur schleppend voran. Die Arbeiter wollen eine Delegation nach Berlin schicken, wobei jedoch kein Mitglied der SED dabei sein soll. Mit der Kreisleitung der SED lehnen sie Verhandlungen überhaupt ab."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 198)

19.07.1953 Versorgungsbetrieb in Berlin
"Am 19.7.1953 wurde der VPI Lichtenberg bekannt, dass am 20.7.53 die Versorgungsbetriebe in den Streik treten wollen. In den anderen Inspektionen sind Stimmungen dieser Art nicht bekannt geworden."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 200)

20.07.1953 Stahl- und Walzwerk "Wilhelm Florin" Hennigsdorf
"In der Abteilung Zurichterei des Stahl- und Walzwerkes "Wilhelm Florin" in Hennigsdorf/Oranienburg äusserten sich zwei Arbeiter, dass sie in Kürze wieder 'losschlagen' wollen, wenn ihre Forderungen auf Freilassung der politische Häftlinge nicht bald erfüllt wird. MfS wurde verständigt."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 205)

20.07.1953 Zeiss-Werk Jena
"Die Zeiss-Arbeiter aus Stadtroda, die bei Zeiss in Jena arbeiten, äussern, dass sie nicht eher Ruhe geben wollen, bevor sie nicht ihre alten "Zeiss-Rechte" von 1935 wiederhätten.
Im VEB Zeiss soll eine Geldsammlung zur Unterstützung der Familienangehörigen der am 17. und 18.6.1953 festgenommenen Provokateure durchgeführt werden."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 206)

20.07.1953 Eisenhüttenwerk Thale
"Ein grosser Teil der Belegschaft des Eisenhüttenwerks Thale/Quedlinburg will aus der Gewerkschaft austreten, wenn er bei der Restzahlung für den Monat Juli nicht das geforderte Geld bekommt. Im Behälter- und Apparatebau des genannten VEB wurde von einigen Arbeitern einen Geldsammlung für die Frau eines am 17.6.1953 festgenommenen Provokateurs organisiert, die in der nächsten Zeit ein Kind erwartet."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 206)

21.07.1953 Betrieb in Tangerhütte
"An einer Sammlung für inhaftierte Provokateure beteiligten sich in Tangerhütte der technische und der Betriebsleiter mit je 15,-DM. Ermittlungen führt das MfS."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 214)

22.07.1953 Bauunion Brandenburg a. d. Havel
"Die Bauarbeiter der Bau-Union Brandenburg, die z.Z. in Premnitz/Rathenow beschäftigt sind, wollen am 23.7.1953 in den Sitzstreik treten, um die Freilassung eines am 17.6.1953 festgenommenen Provokateurs zu erzwingen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 219)

22.07.1953 VEB Dieselmotorenwerk Rostock
"Die Belegschaft des VEB Dieselmotorenwerk Rostock weigert sich, ihre Mitgliedsbeiträge für die Gesellschaft für deutsch-sowjetische Freundschaft zu bezahlen. Weiterhin wird jeglicher Kauf von Literatur abgelehnt."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 221)

23.07.1953 "Mathias-Thesen"-Werft/Bezirk Rostock
"In den Werkstätten der 'Mathias-Thesen-Werft' diskutieren die Arbeiter negativ über die Lebensmittellieferungen aus der SU. Dabei wird das Gerücht verbreitet, dass die gelieferten Lebensmittel deutschen Ursprungs sind, insbesondere Zucker und Getreide.
Im gleichen Werk sind Elemente am Werk, die für die Senkung der Arbeitsproduktivität eintraten. Dabei entstand folgende Einstellung einzelner Arbeiter der Abteilung 316: 'Wozu sollen wir hier noch arbeiten, in vier Wochen bricht doch alles zusammen'."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 226/227)

23.07.1953 Zeiss-Werk Jena
"Gerüchten zufolge ist in den Zeiss-Werken in Jena für den 3.8.1953 ein neuer Tag X geplant."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 229)

23.07.1953 Präzisionswerkzeugmaschinenfabrik Schmölln
"In der Präzisionswerkzeugmaschinenfabrik Schmölln wurden für die Angehörigen der in Zusammenhang mit dem 17.6. Inhaftierten ca. 400 DM gesammelt und ausgehändigt. Der Organisator dieser Sammlung konnte nicht ermittelt werden.
Im gleichen Betrieb verweigerten ca. 150 Arbeiter die Zahlung der FDGB-Beiträge, da sie die für den 17.6. geforderten Streikgelder nicht ausgezahlt erhielten. Schwerpunkte sind die Dreherei, das Lohn- und das TAN-Büro."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 230)

24.07.1953 VEB "EBO" Grossröhrsdorf
"In dem VEB "EBO" Grossröhrsdorf/Bischofswerda führten die negativen Diskussionen so weit, dass nach der Versammlung vier Belegschaftsmitglieder ihren Austritt aus der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft erklärten."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 236)

26.07.1953 Eisenhüttenwerk Thale
"Aus dem Eisenhüttenwerk Thale/Quedlinburg wird gemeldet, dass in der letzten Zeit einen Anzahl Arbeiter aus dem FDGB ausgetreten sind. Die Austritte werden damit begründet, dass er FDGB keine Gewerkschaft wäre, die die Interessen der Arbeiter vertritt. Der FDGB wäre mit Funktionären besetzt, mit denen man keinen Verhandlungen führen könnte.
Die Blockwalzstrasse des Werkes konnte am 26.7.1953 die Schicht, welche um 14.00 Uhr beginnt, erst einen Stunde später aufnehmen, da 20 Arbeiter zu dieser Schicht nicht erschienen waren.
Diese Arbeiter sind am gleichen Tage, 6.00 Uhr aus der Nachtschicht gekommen und sollten am Nachmittag, 14.00 Uhr wieder die neue Schicht beginnen. Dieser kurze Wechsel tritt alle 3 Wochen ein. Die Arbeiter wandten sich schon des öfteren an die Betriebsparteiorganisation und den FDGB, um einen günstigeren Schichtwechsel zu erreichen, wurden jedoch bisher nur vertröstet.
Durch das Nichterscheinen dieser 20 Arbeiter mussten erst Ersatzleute geholt werden. Die Höhe des entstandenen Produktionsausfalles ist noch nicht bekannt."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 249)

26.07.1953 Werk Profen Zeitz
"Am 26.07.1953 in den frühen Morgenstunden wurden vor dem Haupteingang des Werkes Profen Zeitz selbstgefertigte Flugzettel vorgefunden mit dem Inhalt: 'Kollegen, denkt an den 17.Juni, bezahlt keine Gewerkschaftsbeiträge. [...]
In Auswertung der bisherigen Feststellungen von Vorkommnissen, in denen Arbeiter in verschiedenen Produktionsbetrieben der DDR sich unter ähnlicher Begründung weigerten, die FDGB-Beiträge zu bezahlen bzw. von bestimmten Elementen aufgefordert wurden, die Zahlung der Beiträge zu verweigern und die Mitgliedschaft im FDGB zu lösen, kann geschlussfolgert werden, dass es sich hier um eine organisierte Agitation des Gegners handelt, mit dem Sinn, den FDGB zu boykottieren."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 249)

29.07.1953 Privatbetriebe - Bezirk Karl-Marx-Stadt
"Unzufriedenheit und schlechte Stimmung herrscht nach wie vor unter den Arbeitern der Privatbetriebe, da sie in die Lohnerhöhungen nicht mit einbegriffen sind. Sie betrachten sich als Arbeiter II. Klasse und sind der Ansicht, dass dadurch wiederum eine Spaltung in die Arbeiterklasse getrieben wird."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 271)

29./30.07.1953 Maxhütte Gera
"In der Nacht vom 29. zum 30.7. 1953 gingen einzelne Arbeiter der Nachtschicht in der Maxhütte durch den Betrieb und forderten auf, die DPA zuzüglich 5,00 DM abzugeben, da sie den anderen Arbeitern ebenfalls Pakete mitbringen wollten."

30.07.1953 VEB Mechanik Oschatz
"Einer Werbekommission der Volkspolizei wurde von Arbeitern im VEB Mechanik Oschatz die Unzufriedenheit darüber zum Ausdruck gebracht, dass man Betriebe, die am 17.6.1953 gestreikt haben, jetzt mit verbilligten Waren förmlich überschüttet. Im Gegensatz dazu erhalten Betriebe, die ihre Arbeit in diesen Tagen fortgesetzt haben, keine Vergünstigungen. Es wird die Ansicht vertreten, dass bei Wiederholung des 'Tages X' die Belegschaft dieses Betriebes ebenfalls in den Streik treten würde.
Anlässlich einer Agitatorenversammlung am 21.7.1953 wurde bekannt, dass von Angehörigen dieses Betriebes fertig formulierte Forderungen mit folgendem Inhalt aufgestellt wurden:
1. Auflösung der KVP und VP
2. Senkung der HO-Preise um 40 %
3. Freilassung der politischen Gefangenen
4. Abschaffung des Wettbewerbs
5. Entstörung der Westsender bzw. Abschaffung der Störsender in der DDR.
Gleichzeitig wurden Fälle bekannt, dass Arbeiter während der Arbeit faschistische Lieder singen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 281)

30.07.1953 Zellstoffwerk Wittenberge
"Arbeiter des Zellstoffwerkes Wittenberge sind mit der bisherigen Prämienverteilung nicht einverstanden. Sie sind der Meinung, dass zur Erfüllung der Pläne alle beigetragen haben, folglich auch alle prämiert werden müssten. Ein Arbeiter brachte zum Ausdruck, falls dieser Zustand nicht abgeändert würde, die Arbeiter streiken wollen."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1180, Bl. 282)

31.07.1953 RAW Cottbus
"Im RAW Cottbus verliessen am 31.7.1953 40 Arbeiter die Nachtschicht, um früh nach Berlin fahren zu können. In den letzten drei Tagen haben aus dem Werk 700 Arbeiter je eine Freifahrt nach Berlin beantragt, die jedoch abgelehnt wurden."
(Quelle: BA, DO-1/11.0/1181, Bl. 2)