Berlin - Ost und West - Teil 4
Seit der Bekanntgabe des Ausnahmezustandes hat der RIAS wiederholt den dringenden Hinweis gesendet, "sich jeder Handlung gegen die sowjetische Besatzungsmacht zu enthalten." Gegen 20.00 Uhr fordert der Kreuzberger SPD-Bürgermeister Kressmann die noch etwa 3.000 Menschen, die am Potsdamer Platz verblieben sind, über einen Lautsprecherwagen auf, nach Hause zu gehen. 500 "Unentwegte", hält der Westberliner Polizeibericht fest, bleiben noch.
Eine für den Abend geplante Aktion der Westberliner "Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit", die wie bereits während des Tages den Aufstand mit Flugblättern unterstützen möchte, die per Ballon über dem Ostsektor niedergehen sollen, wird kurzerhand von der Britischen Militärregierung verboten.
Seit etwa 20.00 Uhr hat die östliche Seite sämtliche Grenzübergänge zwischen Ost- und Westsektoren in beide Richtungen gesperrt; ab 21.00 Uhr tritt die Ausgangssperre im Ostsektor in Kraft. Die sowjetischen Besatzungstruppen haben die Situation unter Kontrolle gebracht.
Die Bilanz, die die Westberliner Polizei um 21.00 Uhr zieht und die der Präsident des Abgeordnetenhauses, Otto Suhr in den Nachtstunden im Abgeordnetenhaus bekanntgibt: sieben Menschen sind getötet, 66 schwerverletzt worden.
Zeitzeugenbericht von Gerda Valkenaar, Hausfrau [P. Lange/S. Roß (Hg.), 17. Juni 1953 - Zeitzeugen berichten, Münster 2004]
[Quellen: Tagesmeldungen vom 17. Juni 1953, in: BArch-SAPMO, NY 4062, Signatur 95, Blatt 1-96; siehe insbes. von der nach 1989/90 erschienen Literatur auch: Diedrich 1991; Hagen 1992; Beier 1993; Landesarchiv Berlin 1993; Müller 1993; Mahal 1995; Kowalczuk u.a. 1996; Rexin 2002; Koop 2003.]
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