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Kurt Arndt
10.7.1914 - 21.6.1953
gest. im Bergbaukrankenhaus Eisleben
Kurt Arndt wird am 10. Juli 1914 in Aschersleben geboren, er heiratet 1937 in Wimmelburg, ist während des Krieges Soldat und arbeitet danach als Bergmann auf der Hütte in Eisleben, später im Schacht "Fortschritt". Die Bergleute vom Schacht "Fortschritt" hatten die Forderungen der anderen Bergarbeiter mit unterschrieben. An den Zerstörungen in der Stadt Eisleben hatte sich Kurt Arndt aber nicht beteiligt. Am Abend des 18. Juni kommt die Volkspolizei, um ihn zu Hause festzunehmen. Seine damals 16 jährige Tochter berichtet, dass ihr Vater durch ein Fenster über das nächste Dach zu fliehen versucht habe. "Die kriegen mich nicht!", habe er gerufen. Aber das Grundstück sei umstellt gewesen, und der Vater sei gleich beschossen worden, drei Schüsse hätten ihn niedergestreckt: in den Schenkel, in den Oberarm und in den Bauch. Die Mutter sei zu ihm aufs Dach geklettert und habe versucht, die stark blutende Bauchwunde zu stillen. (1)
Im Bergbaukrankenhaus Eisleben ist Kurt Arndt, Vater von vier Kindern, am 21. Juni gestorben. Warum Kurt Arndt sich der Verhaftung entziehen wollte, ist nicht bekannt, allerdings konnte er wissen, dass es an diesem Tag standrechtliche Erschießungen gegeben hatte, auf eine rechtsstaatliche Gerichtsbarkeit jedenfalls konnte er nicht vertrauen.
In einem Blitzfernschreiben meldet ein VP-Kommandeur am 19. Juni den Gebrauch von Schusswaffen, nämlich 2 Warnschüsse mit der Pistole 08, 1 Zielschuss mit dem Karabiner: "In der Nacht gegen 0.15 Uhr versuchte der Provokateur und Rädelsführer Kurt Arndt, Wimmelburg, bei der Festnahme aus seiner Wohnung zu flüchten, Arndt wurde auf dem Dach seines Hauses gesehen und nach ihm ein Warnschuss abgegeben, durch Nichtbefolgen des Warnschusses und weiterer Flucht wurde ein Zielschuss mit dem Karabiner abgegeben, der Arndt wurde durch Arm- und Oberschenkelschuss schwerverletzt ins Krankenhaus eingeliefert." (2)
Wie der eine Zielschuss Kurt Arndt in Arm und Oberschenkel treffen und die Bauchwunde verursachen konnte, bleibt rätselhaft. (Auch der Obduktionsbericht verzeichnet drei Einschüsse.) Vermutlich wurde, wie es die Tochter berichtet, ohne Warnung gleich gezielt geschossen. Die Beerdigung schildert seine Tochter als deprimierendes Erlebnis, keine Nachbarn oder Freunde durften daran teilnehmen, nur die engsten Angehörigen. Der Friedhof von Wimmelburg sei während der Beerdigung umstellt gewesen und das Grab namenlos geblieben. Dennoch hätten dort auch fremde Menschen immer wieder Blumen abgelegt. (3)
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1 |
Gespräch von Edda Ahrberg mit Christel Gleichmann am 28.11.2003. |
2 |
LHASA, Abt. Merseburg, BdVP Halle REP Nr. 19, Nr. 268, Bl. 191. |
3 |
Bestattet wurde Kurt Arndt am 26.6.1953 auf dem Friedhof in Wimmelburg (1.Petr. 1/24-25). |
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