Vermeindliche und ungeklärte Todesfälle: Bezirk Erfurt

Axel (Alexander) Schäfer wird bislang auf allen Listen als Todesopfer geführt, gelegentlich auch als Axel Schäger ("von Sowjetsoldaten standrechtlich erschossen"). Inzwischen wurde er durch Recherchen des Stadtarchivs Apolda und der Thüringischen Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen ausfindig gemacht und berichtete seine in diesem Zusammenhang stehenden Erlebnisse (1): Tatsächlich wird er als 17-jähriger am 20.6.1953 in Apolda verhaftet und in die MfS-Haftanstalt Erfurt verbracht. Nach drei Wochen, am 7. Juli, wird er wieder auf freien Fuß gesetzt. Seine Haft-Erlebnisse bestärken ihn darin, die DDR zu verlassen, was er auch umgehend tut. Er selbst kennt seine Namensnennung auf den verschiedenen Totenlisten des 17. Juni und ist davon überzeugt, dass sein plötzliches Verschwinden nach der Haft dieses Gerücht befördert hat. Recherchen in den städtischen Melderegistern ergaben keinen Hinweis auf einen anderen etwa gleichaltrigen Axel Schäfer (oder Axel Schäger). Der Ursprung der Erwähnung von Axel Schäfer auf den Totenlisten des 17. Juni von 1953 bis zur Gegenwart geht auf eine Pressemeldung des "Informationsbüros West" vom 11. Juli 1953 zurück. Tags darauf wurde sie unüberprüft in westdeutschen Tageszeitungen abgedruckt. (2)

Am 22. Juni 1953 soll in Gotha der Volkspolizei-Unterleutnant Günter Schwarzer, wie ebenfalls das Informationsbüro West bekannt gab und DPA am 28. Juni 1953 meldete, standrechtlich erschossen worden sein, weil er sich geweigert habe, "streikende Arbeiter aus ihren Wohnungen zu holen". Weder in den Akten der örtlichen und bezirklichen Volkspolizei und der SED noch in denen der KVP ließen sich dazu bislang Hinweise finden. (3) Auch diesbezügliche Recherchen des Gothaer Landratsamtes blieben ohne Erfolg, so dass sich die vermeintliche Tötung nicht bestätigen lässt.

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1	Die Nachforschungen wurden von Frau Kowalczewski (Stadtarchiv Apolda) und Andrea Herz (TLStU) im Jahr 2003 durchgeführt. Auf deren Ergebnis stützen sich die folgenden Ausführungen.
2	gl. die IWE-Pressemeldung "17-jähriger Jugendlicher standrechtlich erschossen", 11.7.1953, in: AdsD, Ostbüro 048f/Box 174.
3	Die Recherchen erfolgten durch Andrea Herz (TLStU) und Torsten Diedrich (MGFA) im Jahr 2003.