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Tote des 17. Juni 1953
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Gerhard Händler

22.7.1928 – 17.6.1953
gest. zwischen 10.00 und 12.00 Uhr in Magdeburg auf dem Gelände der Strafvollzugsanstalt Sudenburg


Gerhard Händler wird am 22. Juli 1928 in Magdeburg geboren und wächst in der Elbestadt in einer Familie mit vielen Kindern auf. Nach der Volksschule 1943 ist er als Hilfsarbeiter, Schlosser und Beifahrer tätig. Von 1949 bis 1950 arbeitet er im Ernst-Thälmann-Werk als Rangierer und ist dann bis 1952 als Lagerarbeiter in der DHZ Lebensmittel (Deutsche Handelszentrale) tätig. Im September 1952 tritt er in den Dienst der Volkspolizei. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. (1)

Am 17. Juni 1953 gehört er zum Wachpersonal des Gefängnisses Sudenburg, als Demonstranten am Vormittag versuchen, die Gefangenen gewaltsam zu befreien. Die Situation wird unterschiedlich geschildert. In einem Bericht der Volkspolizei wird für ca. 11.40 Uhr gemeldet: "In der Zwischenzeit rückte ein Großteil der Demonstranten zur Strafvollzugsanstalt Sudenburg vor. Es handelte sich um etliche Tausend Menschen. Zuerst wurde das Tor eingeschlagen, danach wurden Akten auf den Fußboden gelegt, unter das Tor, und in Brand gesteckt. In diesem Moment fielen einige Schüsse, vermutlich aus dem Gerichtsgebäude in die Fenster der Wache der Strafvollzugsanstalt." (2) Oder: "Im gleichen Moment fielen Schüsse aus der Menge der Provokateure von denen ein Angehöriger des MfS tödlich getroffen wurde. Die Genossen des MfS erwiderten das Feuer. Aus den Fenstern des gegenüberliegenden Gerichtsgebäudes, wo die Provokateure mit Gewalt eingedrungen waren, wurde laufend die Bewachungsmannschaft der Strafvollzugsanstalt beschossen. Von den Schüssen aus dem Gerichtsgebäude wurden der VP-Owm. Gaidzik und der VP-Uwm. Händler tödlich getroffen. Der Druck der Massen ließ erst nach, als ein sowjetischer Panzer vor dem Tor Stellung bezog." (3) Oder: "Bei der Sicherung einer Strafvollzugsanstalt riß ihn die Kugel faschistischer Mordbanditen jäh aus unserer Mitte, in der er seit September 1952 treu und zuverlässig seinen Dienst versehen hatte," heißt es in einem Nachruf. (4)

Als Schütze, der Gerhard Händler erschossen haben soll, wird Alfred Dartsch beschuldigt und am 18. Juni hingerichtet. 1996 wird er durch die Russische Militärstaatsanwaltschaft rehabilitiert, weil sich seine Schuld nicht beweisen lässt.

Wer Gerhard Händler wirklich tötete, ließ sich bis heute nicht ermitteln. Gerhard Händlers Halbschwestern Gisela (damals 19 Jahre alt) und Brigitte (damals 14 Jahre alt) erinnern sich, dass die Eltern durch die Volkspolizei von Gerhards Tod erfahren hätten. Die Volkspolizei richtete auch die Beerdigung aus und holte die Familie zur Trauerfeier ab. Es sei eine große Feier gewesen auf dem Magdeburger Westfriedhof, der Trauerzug von einem Polizei-Spalier gesäumt, man habe Salut geschossen. Sie erinnern sich auch an ein Gerücht, wonach andere Kollegen ihres Halbbruders sich im Gegensatz zu ihm im Keller versteckt hätten. (5)

Der jungen Witwe werden unter anderem das Ehrenzeichen der Deutschen Volkspolizei und eine Prämie von 200 Mark überreicht. (6) Der Magdeburger Stadtrat beschließt am 30. Juni 1954 auf Antrag des Volkspolizeikreisamtes Magdeburg, am "Tag der Volkspolizei" (1. Juli 1954) eine Straße der Stadt nach Gerhard Händler zu benennen. Sie heißt heute wieder wie ehedem "Hohendodeleber Straße". (7)

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1 Nachruf, in: Volksstimme, 29.6.1953.
2 VPKA Magdeburg/Operativstab, Zusammenfassender Bericht über Provokationen und Störungen der öffentlichen Ordnung durch faschistische Agenten, 18.6.1953, in: LHASA, Abt. Magdeburg, Rep. M24 1952-1960, Nr. 181, Bl. 69.
3 Zusätzlicher Bericht der BDVP, Abt. K, vom 11.7.1953 zum Quartalsbericht über die Ereignisse vom 17. bis 30.6.1953, in: LHASA, Abt. Magdeburg, Rep. M24 1952-1960, Nr. 179,
4 Nachruf, in: Die Volkspolizei, Nr. 13, erstes Juliheft 1953.
5 Gespräch von Edda Ahrberg mit den Halbschwestern von Gerhard Händler am 28.1.2004. – Die Sterbefallanzeige wurde durch die BDVP Magdeburg am 19.6.1953 getätigt. Die Beerdigung fand am 22.6.1953 auf dem Westfriedhof Magdeburg statt. Das Grab ist nach einer Umbettung noch vorhanden (AW VIII Nr. 595).
6 Schreiben der HVDVP an BDVP Magdeburg, Chefinspektor Paulsen, vom 17.7.1953, in: LHASA, Abt. Magdeburg, Rep. M 24 1952-1960, Nr. 179, Bl. 47 f.
7 Beschluß der Stadtratssitzung vom 30.6.1953 und Einverständnis der Ehefrau, in: Stadtarchiv Magdeburg, Rep. 18/4 Ra 34. Bl. 213.


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