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Horst Keil
8.5.1935 - 28.6.1953
gest. um 4.20 Uhr in Halle in der Universitätsklinik.
Horst Keil wird am 8. Mai 1935 geboren. Er ist am 17. Juni 1953 gerade achtzehn Jahre alt und will in diesem Sommer seine Malerlehre abschließen.
Am Nachmittag, als die Berufsschule aus ist, geht er mit seinen Freunden durch die aufgewühlte Innenstadt. Nach der abendlichen Kundgebung auf dem Hallmarkt schließt er sich dem Demonstrationszug an, der durch die Stadt und später über den Robert-Franz-Ring eine Richtung nimmt, die seinem Heimweg nahe kommt. Der Zug passiert gegen 20.15 Uhr friedlich die Bezirksverwaltung der Staatssicherheit, als plötzlich, ohne Vorwarnung, aus dem Keller des Gebäudes geschossen wird.
Der Zug sprengt auseinander, die Demonstranten ergreifen panisch die Flucht. Keils Schulkamerad Hans Große erinnert sich, dass er mit anderen Teilnehmern über Büsche und einen Zaun auf der anderen Straßenseite gesprungen sei und unten am Saale-Ufer Schutz gesucht habe. Am nächsten Tag erst habe er erfahren, dass Horst Keil verletzt worden sei. (1) Peter Bohley berichtet, dass die Demonstranten aus einem Hinterhalt beschossen worden seien, unmittelbar vor ihm habe sich ein gelbes Nicki plötzlich rot gefärbt, der Verletzte sei mitgeschleift und in der nächsten Praxis, bei einem Kinderarzt, abgeliefert worden. (2)
Weder in den Berichten der SED-Bezirksleitung und der Bezirksparteikontrollkommission noch in den Meldungen der Polizeibehörde oder des MfS findet sich heute ein Hinweis auf die Schüsse am Robert-Franz-Ring. Wer sie auf wessen Befehl, mit welcher Absicht abgegeben hat, bleibt im Dunkeln. Ihre Wirkung verfehlen die Heckenschützen nicht, sie verbreiten Angst und Schrecken unter den flüchtenden Demonstranten. Mit den wenigen, die danach noch weiterziehen, hat die Polizei leichtes Spiel.
Horst Keil stirbt am 28. Juni in der chirurgischen Uniklinik. Sein Bruder, Gerhard Keil, erinnert sich: "Eine Todesanzeige in der Zeitung wurde nicht erlaubt, und auch zu seiner Beerdigung auf dem Getraudenfriedhof sollte möglichst niemand erscheinen. Ganz konnte das jedoch, selbst unter den wachsamen Blicken der anwesenden Stasileute, nicht verhindert werden." (3) - Horsts Lehrmeister und einige Klassenkameraden waren auch zur Beerdigung gekommen und wurden aus der Ferne beobachtet. Die Sterbefallanzeige enthält als Todesursache den Vermerk "Oberbauchdurchschuss". Ein Grabstein durfte erst später gesetzt werden. (4)
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1 |
Telefonate von Edda Ahrberg mit Hans Große am 16. und 29.12.2003. |
2 |
Peter Bohley in dem Film: "Ein Tag der Zivilcourage" - Der 17. Juni in Halle, Verein Zeit-Geschichte(n) e.V., ATV-Studio Halle, 2003. |
3 |
Schreiben von Gerhard Keil an Edda Ahrberg vom 7.1.2004. |
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Bestattet wurde Horst Keil am 2.7.1953 um 9.30 Uhr auf dem Gertraudenfriedhof in Halle (Abt. 4, Reihengrab 2368). Das Grab ist nicht mehr vorhanden. |
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