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Tote des 17. Juni 1953
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Erich Langlitz

7.2.1902 - 23.6.1953
gest. um 1.20 Uhr in Spören


Erich Langlitz wird am 7. Februar 1902 in Kückenburg, Kreis Querfurt geboren; er ist Kraftfahrer. Am frühen Morgen des 23. Juni 1953 wird er von der Volkspolizei erschossen, weil er sich "der Festnahme durch die Flucht zu entziehen" sucht. (1) Erich Langlitz kommt durch eine Namensverwechslung der Polizei ums Leben. (2) Eigentlich sollte wohl der LPG-Vorsitzende von Glewitzsch, Otto Langitzsch, festgenommen werden.

In einem von den "Genossen der SED Glewitzsch" unterschriebenen Denunziationsschreiben war dieser bezichtigt worden, an der Bitterfelder Demonstration teilgenommen, Stalinbilder zertreten und dem amtierenden Bürgermeister seiner Gemeinde mit dem Strick gedroht zu haben. (3) Zwei Tage zuvor war die "rücksichtlose Festnahme" der noch vorhandenen Provokateure und Agenten befohlen worden, woraufhin Personenkontrollen in den Betrieben und auf der Straße, in Gaststätten und Wohnungen, aber auch gezielte Zugriffe zu etlichen Festnahmen führten. (4)

Man hat es auf den Falschen abgesehen, als bei dem Genossenschaftsbauern Erich Langlitz in Spören nachts ans Fenster geklopft wird. Ein VP-Meister Meise hat das Haus umstellen lassen und einem Wachtmeister Weisung gegeben, "an das Fenster zu klopfen und L. zum Herauskommen aufzufordern. Kurze Zeit später begab sich L. nach draußen auf den Hof und flüchtete. Meise lief hinterher und gab dem Sicherungsposten den Befehl zum Schießen. Der Sicherungsposten schoss aus der Hüfte in Fluchtrichtung und traf den L. in die linke Brustseite." (5) Erich Langlitz ist sofort tot. Weshalb er die Flucht ergriff, ist nicht bekannt, allerdings konnte er wissen, dass man nicht sehr wählerisch war bei diesen Verhaftungen, die zumeist eine Auslieferung an die Russen, an das MfS oder an die Justizbehörden nach sich zogen.

Ein an der Verwechslung schuldiger Polizist ist bald ermittelt, er wird "wegen seiner fahrlässigen Handlung in Disziplinarhaft genommen". (6) Die Beerdigung auf dem Friedhof in Spören wird staatlich organisiert; die Witwe des Erschossenen erhält eine Abfindung von fünftausend Mark. (7)

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1 LHASA, Abt. Merseburg, BDVP Halle, Rep. 19, Nr. 74, Bl. 100, 102, 111.
2 Auch nach seinem Tod taucht der Name Erich Langlitz in den überlieferten Volkspolizeiunterlagen nicht auf. Er wird dort meist unter dem Namen Otto Langwitz geführt.
3 LHASA, Abt. Merseburg, BDVP Halle, Rep. 19, Nr. 74, Bl. 102.
4 Zit. nach: Wahl/Wagner, Der Bitterfelder Aufstand, S. 106.
5 LHASA, Abt. Merseburg, BdVP Halle 19, Nr. 314, Bl. 129.
6 Ebd.
7 Nach einer telefonischen Auskunft, die Werner Langlitz, der Sohn des Erschossenen, Edda Ahrberg gab.


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