Aus dem amtlichen Bericht des Angehörigen der Hauptverwaltung der Deutschen Volkspolizei, Friedrich K., Juli 1953

Ich persönlich habe am 16.6.53 mit dem C-Zug die Aufgabe gehabt, das PdVP vor dem Haupteingang zu sichern. Uns wurde aus der Menge zugerufen: Schweine, Volksverräter, Banditen. Nieder mit der Regierung, wir wollen keine Arbeiterverräter (...).

Am 17.6.53 gegen Mittag hatte ich dieselbe Aufgabe, mit meinem C-Zug das PdVP zu sichern. Was wir am 16.6.53 versäumten, ist am 17.6.53 Wirklichkeit geworden, man hat endlich eingesehen, daß man solchen Elementen wie diesen ernsthaft entgegentreten müsse, denn dieselben Provokateure, die am 16.5.53 auftraten, kamen am 17.6.53 in verschärfter Masse wieder.

Als der Zug der Provokateure ungefähr 30 Meter vor dem PdVP war, wurde befohlen, alle Streifen einzuziehen, die eisernen Rollgitter herunterzulassen. (...) Ich selbst stand mit meinem Zug in der Loge (Hauptportal), als die ersten Steine flogen, und wir von den Fenstern weggehen mußten, ging ich zum Leiter des Einsatzes, einem VP-Oberrat und forderte ihn auf, mit meinem Zug gegen die Provokateure einschreiten zu dürfen, was auch die Meinung des ganzen Zuges war. Der Genosse Oberrat verneinte dieses und sagte, die Genossen müssen im PdVP bleiben, trotz daß man bereits die Autos auf dem Parkplatz in Brand gesteckt hatte, stürmte ich trotz Verbots den Provokateuren entgegen und trieb einen Keil in dieselben und befahl zur gleichen Zeit "Knüppel frei". Die Genossen schlugen verbissen auf die Provokateure ein. Einige Offiziere kamen hinter uns hergelaufen und wollten uns zurück ins PdVP ziehen, aber die Genossen ließen sich nicht mehr zurückhalten. Die Übermacht wurde zu groß, die Provokateure warfen mit Steinen und verletzten einige Genossen von uns. Es wurde immer wieder zugerufen: "Nicht schießen". Trotz daß die Provokateure mit Füßen auf die verletzen Genossen traten, die auf dem Boden lagen, wurde immer wieder befohlen, nicht zu schießen. (...)





[Quelle: BA, ZA MdI, 26/094, Bl. 91ff., zit. nach: Torsten Diedrich, Der 17. Juni 1953 in der DDR, Berlin 1991, S. 221/222.]