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HVDVP-Operativstab Berlin, den 18.6.1953
Betr.: Bericht über die getöteten Personen anlässlich der Vorkommnisse am 17. und 18.6.1953
Am 17.6.1953:
Durch die Bezirksbehörden werden nachfolgende Vorkommnisse gemeldet:
BDVP Leipzig
Beim Angriff der Demonstranten auf das VPKA Leipzig wurde bei Gegenmaßnahmen der Volkspolizei der
Dieter Teich, geb. 24.4.34,
wohnhaft Wiederitzsch/Leipzig,
Beruf: Hilfsarbeiter
durch Brustschuß getötet. T. war bei den Leipziger Verkehrsbetrieben beschäftigt.
Die Demonstranten führten T. auf einer Bahre in dem Demonstrationszug bis zum Hauptbahnhof mit, wo diese auf Veranlassung der Volkspolizei der Wache der Transportpolizei übergeben wurde.
Bei dem Versuch von Provokateuren, das HO-Kaufhaus in Leipzig C 1 zu stürmen, wurde bei den hierzu eingeleiteten Gegenmaßnahmen die Rentnerin
Elisabeth Bröcker, geb. 30.6.1888,
wohnhaft Leipzig S 3, August-Bebel-Str. 43
durch Brustschuß tödlich verletzt.
Bei Abwehr der Provokationen gegen das Gebäude der BDVP Leipzig wurde der
Johannes Köhler, geb. 5.8.08,
wohnhaft Leipzig O 5, Schulze-Delitzsch-Str. 1,
Beruf: Expedent
durch Bauchschuß verletzt. K. ist am 18.6.1953 an den Folgen der Verletzungen verstorben. K. war Angehöriger der ehem. NSDAP.
Bei dem Angriff von Provokateuren auf das VPKA Delitzsch wurden der
Gerhard Dubielzig, geb. 29.3.1934,
wohnhaft Delitzsch, Bitterfelderstr. 68
und der
Joachim Bauer, geb. 4.5.1933,
wohnhaft Brodau/Delitzsch Nr. 26
durch Kopfschuß getötet. B. war Angehöriger der FDJ.
BDVP Potsdam:
In Rathenow griffen Demonstranten während der Demonstration den
Wilhelm Hagedorn, geb. 11.7.1894,
wohnhaft in Rathenow, Kurlandstr. 36
Leiter des Betriebsschutzes (B), HO Kaufhaus Rathenow,
tätlich an und schleiften denselben zu dem Schleusenkanal, wo er von den Provokateuren in das Wasser geworfen wurde. Als H. versuchte sich schwimmend an das andere Ufer zu retten, wurde er von den Provokateuren mit langen Stangen auf den Kopf geschlagen. Durch den Einsatz von VP.-Angehörigen wurde H. v. den Tätern befreit und in das Kreiskrankenhaus Rathenow überführt, in welchem er ca. 4 Stunden später an den beigebrachten Verletzungen verstarb H. war Mitglied der SED.
BDVP Magdeburg:
Bei dem Überfall auf die Strafvollzugsanstalt Magdeburg-Sudenburg wurden die zur Wachmannschaft gehörenden VP.-Angehörigen
VP.Uwm Gerhard Händler, geb. 22.7.28
Dienststelle Strafvollzugsanstalt Magdeburg-Sudenburg
VP.Obwm. Georg Gaidzik, geb. 9.2.21
Dienststelle Magdeburg, Abt. SK
und der
Ober-Feldwebel Hans Waldbach, geb. 28.2.10
Dienststelle MfS Magdeburg
durch Provokateure, die sich in den Besitz einiger Schußwaffen der Wachmannschaften setzten, durch Schüsse tödlich verletzt.
Bei Abwehrmaßnahmen von Provokationen, die sich gegen das Gebäude der BDVP Magdeburg richteten, wurden die Demonstranten
Dora Borgmann, ca. 16 Jahre alt
nähere Personalien z. Zt. unbekannt,
Kurt Fritsch, geb. 25.5.1906,
wohnhaft in Magdeburg, Klosterbergstr. 21
beschäftigt im Karl-Marx-Werk Mgb.
und der
Horst Prietz, geb. 2.11.1935,
wohnhaft Magdeburg, Gr. Diesdorferstr. 177
Mitglied der FDJ und der GST
durch Angehörige der sowj. Armee tödlich verletzt.
BDVP Halle:
Bei den Demonstrationen im Stadtgebiet von Halle wurde der
Ewald Edmund, geb. 10.6.28,
wohnhaft Halle, Herwegstr. 9
durch einen Schuß verletzt und starb an den Folgen dieser Schußverletzung im Krankenhaus.
Bei den Angriffen von Provokateuren auf die Haftanstalt Halle II wurden durch die zur Sicherung eingesetzten Angehörigen der KVP der
Manfred Steue, geb. 23.3.29
wohnhaft Halle, Pfännerhöhe Nr. 26
Beruf: Kesselschmied
Kurt Crato, geb. 12.11.11,
wohnhaft Halle, August-Bebel-Str. 24
Mitglied des FDGB
Rudolf Krause, geb. 26.3.30,
wohnhaft Halle, Am Anger 4
Beruf: Rundfunkmechaniker, Mitglied des FDGB
und der
Gerhard Schmidt, geb. 26.9.26
weitere Personalien unbekannt
durch Schüsse tödlich verletzt.
Die genannten Personen beteiligten sich aktiv beim Stürmen auf die o.a. Haftanstalt.
Bei Schmidt wurde festgestellt, daß die in seinem Personalausweis angegebene Wohnadresse nicht mit seinem tatsächlichen Wohnsitz übereinstimmt, da Sch. in der Kreismeldekartei sowie unter der angegebenen Adresse nicht aufgefunden werden konnte. Es besteht daher die Vermutung, daß der Sch. aus Westdeutschland als Agent und Provokateur eingeschleust wurde. Weitere Ermittlungen diesbezüglich wurden eingeleitet.
Im Verlauf der Abwehr des Angriffes auf die SED-Kreisleitung Halle durch die Volkspolizei wurde der
Karl Ruhnke, geb. 17.7.1891,
wohnhaft Halle, Neuestr. 17,
Beruf: Forstangestellter, Mitglied des FDGB
durch einen Schuß tödlich verletzt.
Am 18.6.1953
BDVP Halle:
Als in Halle Einheiten der KVP mit Unterstützung von sowj. Streitkräften den Marktplatz von Demonstranten räumten, wurde die
Margot Hirsch, geb. Seewald, geb. 30.12.33
wohnhaft Halle, Mühlweg 31
durch einen Schuß tödlich verletzt.
[Quelle: BA, DO-1/11.0/304, Bl. 156-159.]
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