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Dabei ist zu beachten, daß sich in einer Reihe von Kreisen, wo die Festnahmen im Mai erst begannen, diese sich noch nicht so stark auf die Republikflucht ausgewirkt haben.
d) Im Kleinbürgertum:
Besonders [in] den Kategorien, denen die Lebensmittelkarten entzogen wurden, entstanden starke Unzufriedenheiten. (Beispiel: Bäckerversammlung in Gera oder verstärkte Flucht von Handwerkern, Kleingewerbetreibenden oder in den zynischen Diskussionen der Einzelhändler in den Geschäften.)
In dem Vordergrund stand dabei die Frage der Lebensmittelkarten: "Die Lebensmittelkarte hat man uns entzogen, in der HO bekommen wir nichts zu kaufen, will man uns verhungern lassen?"
Durch diese Maßnahme haben wir mit einem Schlag die Masse des Kleinbürgertums in breite Front gegen den Staat gebracht und eine Quelle geschaffen, von der ständig eine negative Beeinflussung der Massen ausging und die die hauptsächlichsten Verbreiter der RIAS-Informationen waren, da sie zum Teil das Vertrauen zur Regierung verloren hatten.
e) In den bürgerlichen Kreisen (kapitalistischen) Großhandel, Unternehmen herrschte Furcht. Das macht sich in der steigenden Republikflucht bemerkbar, in der Aufgabe ihrer Unternehmen und Geschäfte.
f) Intelligenz:
Dort stand vor allem die Frage der Rechtssicherheit (Jena), Frage der Interzonenpässe, Unstimmigkeiten wegen falschem Umgang mit der Intelligenz von Seiten des Staatsapparates, was sich ebenfalls in der verstärkten Republikflucht ausdrückte.
g) Untere Parteiorganisationen:
Starke Unklarheiten
- Frage der Versorgung,
- Frage der Preiserhöhung,
- Sehr stark die Frage der Arbeiterrückfahrkarten und Frage der Normen.
Man muß feststellen, daß ein großer Teil der Partei mit aller Konsequenz die Parteilinie mit durchführte, aber ideologisch und in der Begründung dieser Maßnahmen nur eine schlechte Arbeit leisteten.
Situation vom Kommuniqué der Partei bis zum 17.6.1953:
Im allgemeinen sehr viele Zustimmungserklärungen und positive Meinungen über die Herabsetzung der Preise, Regelung der Fahrkartenfrage, über die Frage der Interzonenpässe.
a) In der Arbeiterklasse Begrüßung der Maßnahmen der Regierung, viele Zustimmungserklärungen, jedoch herrschte über die Plötzlichkeit eine allgemeine Verwirrung, vor allem dadurch, daß nicht argumentiert wurde, besonders durch die Erklärung über die Fehler, dazu gab es keine Begründung, die die Zusammenhänge richtig aufzeigte.
Diese Tatsache konnte von geschickten Provokateuren immer stärker ausgenutzt werden, immer häufiger gab es die Diskussion: "Wer Fehler macht, muß abtreten! Die Regierung muß abtreten!"
Indem unsere Kräfte ideologisch nicht in Erscheinung traten, gelang es dem Gegner immer mehr die Maßnahmen der Regierung als ein Zeichen der Schwäche hinzustellen, dadurch wurden die Schwankungen bei einem Teil der Arbeiterklasse noch verstärkt.
b) Auf dem Dorfe trat sofort eine Entspannung ein bei den Massen der Bauern, die Ablieferungs- und Steuerschulden hatten und bei der Masse der Einzelbauern.
Auf dem Dorfe gegenüber der Stadt wesentlich weniger negierende Stimmungen.
Eine Reihe von Kleinbauern und fortgeschrittenen Bauern verstanden jedoch die Rückgabe der Betriebe an die Großbauern nicht.
Schwankungen in den LPG's.
Am 12.6.1953 = 6 Austritte,
am 13.6.1953 = 29 Austritte,
am 14.6.1953 = 26 Austritte,
am 16.6.1953 = 110 Austritte.
Eine LPG löste sich auf.
Einzelne großbäuerliche Elemente begannen sofort mit Gerüchten. Eine der Ursachen ist, daß nicht argumentiert wurde und, wie die Statistik zeigt, handelt es sich bei den Austritten in der absoluten Mehrheit um Bauern, die erst im April oder Mai den LPG's auf Grund eines bestimmten moralischen Druckes oder aus materiellen Vorteilen beigetreten waren.
Der Kern der LPG's hielt stand. Seit den Ereignissen des 17.6.1953 bis jetzt sind ca. mit den genannten Zahlen 450 Austritte und 12 Auflösungen von rund 250 LPG's zu verzeichnen, das zeigt, daß die Masse der LPG's stabil ist und wir auf dem Dorfe eine bestimmte feste Basis besitzen, die sich auch nicht durch die Ereignisse des 17.6.1953 erschüttern ließ.
c) Im Kleinbürgertum wurde die Rückgabe der Lebensmittelkarten und die Rückgabe von Eigentum an die Geflüchteten zwar begrüßt, aber als ein Zeichen der Schwäche und der Krise der Regierung hingestellt. Im Kleinbürgertum begannen sofort wilde Gerüchte über den Präsidenten, über unseren Ministerpräsidenten, über Walter Ulbricht usw.
d) Bei den bürgerlichen Elementen, Großbauern, Großhandel, Unternehmern gab es zwar Zustimmungserklärungen, aber die Maßnahmen der Regierung wurden als der rettende Strohhalm angesehen. Ein Teil dieser Kräfte trat auch sofort offensiv auf. So folgten telefonische Anrufe äußerst aggressiv an den Staatsanwalt und die Haftanstalten, wann dieser und jener Häftling herausgelassen wird, betrunkene Elemente belästigten den Staatsanwalt, forderten die Herausgabe von irgendwelchen Verbrechern, herausgelassene Gefangene wurden provokatorisch begrüßt, kleine Menschenaufläufe wurden organisiert, wie in Jena, die aber rasch zerstreut werden konnten. Die Klassengegner traten also sofort in Aktion.
e) In der Intelligenz starke Zustimmungen zur Interzonenpaßregelung, zu den Fragen der Rechtssicherheit, jedoch Mißtrauen gegenüber der Ehrlichkeit. Abwartend.
f) In der Partei Verwirrungserscheinungen; zwar Begrüßung dieser Maßnahmen, jedoch äußerste Unklarheiten auf Grund der fehlenden Argumentation.
Wo liegen die Ursachen, welches sind die Zusammenhänge, um was handelt es sich? Die Partei stand in der Defensive gegenüber all den wilden Gerüchten, besonders in den unteren Organisationen. Die ersten Erklärungen im Zentralorgan haben keine Klarstellung erzielt, sondern indem nur die Frage der Fehler behandelt wurde, wurde die Verwirrung noch verstärkt.
Der Kern der Partei und die Masse unserer Parteimitglieder war jedoch fest davon überzeugt, daß das, was die Partei macht, richtig ist, jedoch fehlten ihnen die Argumentationen.
Auf Grund einer solchen Lage wurde den Feinden, die offensichtlich über sehr fähige Köpfe verfügen müssen und die wir bisher unterschätzt haben, die Absichten erleichtert und die Möglichkeiten gegeben, Arbeiter auf die Straße zu bringen.
Zu den gestellten Punkten:
Zu 1) Wann, wo und wie begannen die Provokationen im Bezirk Gera:
Maxhütte Saalfeld:
Am 17.6.1953 gegen 04.00 Uhr versuchte der Arbeiter der Bau-Union Maxhütte S. den Genossen VP-Obwm. W. zur Desertion zu bewegen, indem er ihn mit Rias-Meldungen überschüttete. Bei dem S. befand sich ein weiterer Arbeiter der Bau-Union namens H. Diese beiden beabsichtigten, den Genossen VP-Obwm. W. in Zivil zu kleiden und selbst die Uniform anzuziehen.
Das Hauptaugenmerk hatten sie auf die Waffe gelegt, von der sie, wie sie äußerten, Gebrauch machen wollten. Als der Genosse VP-Obwm. W. nicht auf dieses Angebot einging, versuchten sie ihn zu erpressen, um doch noch zu ihrem Ziel zu gelangen. Wie die Ermittlungen ergaben, hatte S. die Absicht, mit der Waffe noch mehr VP-Angehörige zu entwaffnen. Durch das kluge Verhalten des VP-Obwm. W. (war Posten zur Außensicherung des VEB Maxhütte Unterwellenborn) wurde diese Provokation zerschlagen und führte gleichzeitig zu der Festnahme des Hauptprovokateurs S.
Um 06.00 Uhr rotteten sich Bauarbeiter zusammen und verlangten Aufklärung über Berlin.
Gegen 10.00 - 11.00 Uhr versuchten Bauarbeiter das Verwaltungsgebäude der Maxhütte zu stürmen und in die Werkabteilungen einzudringen. Beides wurde durch die Maxhütten-Kumpels, die Partei und durch das entschlossene, militärische Auftreten der VP verhindert.
Jena:
Die Provokationen in Jena begannen am 17.6.1953 gegen 08.30 Uhr im Südwerk des VPA(B) Zeiss. In verschiedenen Abteilungen wurden Unruhen festgestellt. Als Ausgangspunkt dieser Unruhen ist die Gießerei und Halle I des Südwerkes anzusehen, deren Belegschaften die Arbeit niederlegten. Nach dem der Werkleiter Dr. Sch. und der 2. BGL-Vorsitzende am Sprechen gehindert wurden, setzte sich die Menge nach dem Hauptwerk zu in Bewegung. Im Hauptwerk begannen die Arbeitsniederlegungen gegen 08.45 Uhr im Bau 29.
Gegen 09.30 Uhr marschierten die Streikenden des Hauptwerkes zusammen mit den Streikenden des inzwischen eingetroffenen Südwerkes in Richtung Holzmarkt.
Gera:
Am 17.6.1953 gegen 08.00 Uhr wurde von Provokateuren im VEB "Roto-Record" eine Versammlung einberufen, in deren Verlauf eine Resolution bei nur einer Gegenstimme mit folgenden Punkten zur Annahme kam:
"Senkung der Normen,
Senkung der HO-Preise um 40 %,
Auflösung des MfSt.,
Freilassung der politischen Häftlinge,
Sturz der Regierung."
Von den ungefähr 600 Arbeitern des Betriebes beteiligten sich lediglich 200 an der Demonstration, welche unter den gleichen Forderungen die Arbeiter anderer Betriebe zur Demonstration zu bewegen suchten.
Der Zug lief die Betriebe Kompressorenwerk, Firma Weber, EKM Dampfkesselbau, Thüringer Teppichwerke, WMV Union Gera, TEWA und RFT an und marschierte dann zu den einzelnen staatlichen Verwaltungsstellen.
Von allen Betrieben, ausgenommen die Thüringer Teppichwerke, erhielten die Demonstranten einen ziemlichen Zustrom, so daß gegen 13.00 Uhr ca. 6.000 Menschen marschierten und randalierten.
Gegen 15.00 Uhr kamen noch ca. 1.500 Wismut-Arbeiter bzw. mit Wismut-Wagen transportierte Schreier mit Fahrzeugen hinzu.
Am 17. Juni 1953 gegen 08.00 Uhr forderten einige Gruppen von Arbeitern in den Thüringer Jutewerken Weida, Kreis Gera, und in den Lederwerken Weida, Kreis Gera, die Wiedereinführung der alten Normen. Es stellte sich im VEB Jutewerk Weida der zweite BGL-Vorsitzende an die Spitze der Protestgruppen. Dieser Willi St. entpuppte sich in den darauffolgenden Ereignissen als Provokateur und Parteifeind. Er beteiligte sich in den nachfolgenden Stunden aktiv an den Ausschreitungen.
In der nachfolgenden Zeit erfolgten anonyme Anrufe an den 1. Vorsitzenden des Kreisrates, Genossen Schricker, daß er sich inzwischen aufhängen solle und an die gewerkschaftlichen Kleinbetriebe: "Es ist nicht des Volkes Wille, der Spitzbart (gemeint war Genosse Walter Ulbricht), der muß weg."
Weiterhin wurden die Streifen des VP-Reviers durch Wismut-Kumpels von Kraftfahrzeugen aus angepöbelt mit den Rufen: "Zählt Eure Tage!"
Die Stimmung unter der Bevölkerung ausnutzend fuhr der Agent Willi Sch., (war bis Februar 1953 selbständiger Fuhrunternehmer) und hat sein Unternehmen wegen Steuerschulden an die BHG verkauft und war dort als Kraftfahrer angestellt, von Betrieb zu Betrieb und forderte die Arbeiter zum Streik und zur Demonstration auf.
Anschließend hielt dieser Agent eine Hetzrede vom Rathaus aus zu den auf dem Marktplatz versammelten ca. 1.500 Personen.
Greiz:
Am 17. Juni 1953 gegen 08.00 Uhr wurde im VEB Textilveredlungswerk Werk III in Greiz an der Wandzeitung die Losung angebracht: "Wir erklären uns solidarisch mit den Berliner Ostarbeitern [sic]!" Weiterhin wurden von den Färbern W. und D., die als negierende Elemente [sic] im Betrieb bekannt sind, Lohnerhöhungen und bessere Arbeitsbedingungen gefordert. Durch das Eingreifen der Partei kam es nicht zur Arbeitsniederlegung, und es fand ebenfalls keine Demonstration statt.
Am 17. Juni 1953 gegen 15.00 Uhr setzten sich ca. 40 Fahrzeuge der Wismut von Clumitsch, Kreis Greiz, nach Gera in Bewegung. Ein Fahrzeug war mit der Losung: "Freiheit, nieder mit der Regierung!" beschriftet. Kennzeichen: P 30-11. Fahrer: P., Wolfgang.
Rudolstadt:
Am 17. Juni 1953 gegen 10.00 Uhr waren die ersten Anzeichen der Unruhe im VEB Werkin Königsee, Kreis Rudolstadt, und bei der Bau-Union Jena, Baustelle Kunstfaserwerk "Wilhelm Pieck" Schwarza, zu verzeichnen.
Im VEB Werkin war die Hauptursache zur Arbeitsniederlegung, daß am 17.6.1953 bei Arbeitsbeginn an die Werktätigen Zettel mit neu festgelegten Normen ausgegeben worden sind. In der Bau-Union Jena, Baustelle Schwarza, waren ebenfalls die Diskussionen um die Normen die Hauptursache zu der kurzfristigen Arbeitsniederlegung.
Die BPO des Kunstfaserwerkes Wilhelm Pieck setzte Agitatoren ein, so daß nach kurzer Zeit die Arbeitsniederlegung behoben war.
Eisenberg:
Gegen 11.00 Uhr, vermutlich nach dem Bekanntwerden der Vorkommnisse in Jena, wurde in der Schlosserei des volkseigenen Betriebes Schamotte-Werk Eisenberg eine Streikleitung gebildet. Initiator bei der Bildung dieser Streikleitung war der ehemalige Genosse Werner St. Besonders aktiv beteiligten sich weiterhin die Arbeiter E. und B.
Etwa gegen 11.30 Uhr formierten sich in der Furniererei des VEB Möbel und Etuis Eisenberg ca. 30 Arbeiter und erklärten sich mit den Kollegen in Jena solidarisch.
Weiterhin forderten gegen 14.00 Uhr einige Arbeiter des Stahlwerkes Silbitz, Kreis Eisenberg, eine Belegschaftsversammlung. Etwa gegen 14.00 Uhr marschierten die Belegschaftsmitglieder VEB Schamotte Werk I zum Werk II, von hier aus geschlossen zum VEB Sanar, dessen Arbeiter sich ebenfalls dem Demonstrationszug anschlossen.
Die Arbeiter des Stahlwerkes Silbitz stellten am 17. Juni 1953 gegen 15.00 Uhr die Arbeit ein und besetzten einige wichtige Objekte, wie Pumpstation, Telefonzentrale und Raum der Parteileitung durch Streikposten.
Stadtroda:
Am 17. Juni 1953 gegen 14.00 Uhr versuchten ca. 200 Personen, welche aus Jena kamen, in den VEB Möbelfabrik Stadtroda einzudringen, um dort die Arbeiter zum Streik und zur Demonstration aufzurufen. Durch das Einschreiten des Betriebsleiters Genossen St. sowie der BPO wurde die Menge zerteilt und aus dem Betriebsgelände hinausgeworfen.
Weiterhin organisierte der in den Morgenstunden des 17. Juni 1953 entlassene ehemalige VP-Angehörige L. eine Bande von sieben Mitgliedern, welche das FDGB Ferienheim Neumühle stürmten und dort großen Schaden anrichteten. (L. wurde auf Grund der Republikflucht seines Schwagers am 17. Juni 1953 aus der VP entlassen.)
Pößneck:
Am 18. Juni 1953 gegen 05.30 Uhr legten im VEB WMW Pressformenbau Triptie 120 Arbeiter die Arbeit nieder und es bildete sich ein Streikkomitee, welches abgestimmt hatte, daß sie sich mit den Berliner Arbeitern solidarisch erklären. Eine Delegation von drei Arbeitern begab sich zum VEB IFA-Lenkgetriebe-Werk und wollte hier ebenfalls die dort beschäftigten Arbeiter zum Streik auffordern. Die Arbeiter des IFA-Lenkgetriebe-Werkes erklärten sich jedoch nicht zum Streik bereit, sondern wiesen die Delegation aus ihrem Betrieb.
Zu 2) Wann wurden die VP-Angehörigen alarmiert?
Durch Genossen Chefinspekteur Grünstein erhielt ich ca. um 4.30 Uhr sinngemäß folgende Anweisung:
"Alle VP-Angehörigen auf den Dienststellen zusammenziehen, verhindern, daß Delegationen nach Berlin fahren, solche Delegationen sind festzunehmen."
Um 6.00 Uhr früh war die BDVP ungefähr zu 70% besetzt, bis ca. 6.30 Uhr habe ich Meldung gehabt, daß die Ämter ebenfalls besetzt waren.
Zu 3) Zusammensetzung der Leitung der BDVP und Organisation:
Nach der Alarmierung übernahm ich unmittelbar die Leitung aller Fragen in Zusammenarbeit mit dem Stellvertreter Allgemein, dem Polit-Stellvertreter, Abteilungsleiter -S- und Leiter des Operativstabes. Die Gesamtleitung behielt ich mir vor. Als Einsatzleiter setzte ich dann, da der Stellvertreter Allgemein nach Jena abkommandiert wurde, den Abteilungsleiter -S- ein.
Dabei wäre es richtiger gewesen, diese Einsatzleitung nicht in meinem Zimmer zusammenzuziehen, sondern von vornherein zu trennen, indem ich zwar den Gesamteinsatz befehligte, aber für die Durchführung der konkreten Maßnahmen im Op.-Stab unter der Leitung des Abteilungsleiters -S- eine Einsatzleitung hätte bilden müssen. Dadurch wäre ohne Zweifel die Arbeit leichter gewesen.
Zu 4) Alarmierung der VP-Ämter:
Die Alarmierung der VP-Ämter erfolgte zwischen 4.50 bis 5.10 Uhr mit folgender Anweisung:
"Alle Genossen auf den Ämtern zusammenziehen! Sofort mit den Kreissekretären und Leitern des MfSt in Verbindung treten. Durch die Partei in Verbindung treten mit den Betrieben, um dort die Lage zu erforschen. Delegationen, die nach Berlin fahren wollen, festnehmen. Bahnhöfe durch Kriminalisten besetzen.
Personen, die Fahrkarten nach Berlin kaufen, festnehmen."
Ich blieb von dieser Zeit an in unmittelbarer telefonischer Verbindung mit den Leitern der VP-Ämter. Gegen 7.00 Uhr bekam ich die telefonische Mitteilung der Leiter: "Überall Ruhe, solche Erscheinungen gibt es nicht." Außer der einen Mitteilung der Provokation in der Maxhütte. Den Beschuldigten ließ ich sofort nach Gera zur Haftanstalt überführen.
Nachdem etwa um 10.00 Uhr in Jena klargeworden war, daß sich die Demonstranten gegen die Haftanstalten richten, erteilte ich die Anweisung telefonisch zur Verstärkung der Haftanstalten und etwas später die Anweisung, alle wichtigen Objekte unbedingt zu besetzen und ein Eindringen in diese Objekte mit allen Mitteln zu verhindern. (VP-Dienststellen, wichtige Betriebe, Parteidienststellen usw.)
In allen Ämtern wurden zur Verhinderung von Berlinfahrten etwa gegen 7.00 Uhr Einsatzgruppen gebildet. Auf Grund der jeweiligen Lage in den Ämtern gab ich an die Amtsleiter entsprechend ihren Mitteilungen telefonische Anordnungen, die sich auf die konkrete Lage dort bezogen, z.B.
Maxhütte:
Meldung: "800 Bauarbeiter versuchen in das Verwaltungsgebäude gewaltsam einzudringen."
Anordnung: "Besetzung des Verwaltungsgebäudes, Verhinderung des Eindringens mit allen Mitteln."
Eine Stunde später Durchführungsmeldung.
Eisenberg:
Meldung: "Schamotte-Werker begeben sich zur Demonstration in die Stadt."
Anordnung: "Zerstreuung der Schamotte-Werker. Festnahme der Hauptrandalisten."
Eine Stunde später Durchführungsmeldung.
Pößneck:
Meldung: "Demonstrationszug von 200 Arbeitern bewegt sich in Neustadt."
Anordnung: Zerstreuung des Demonstrationszuges."
usw.
In einer ganzen Reihe Fälle gab ich die Anordnung, sich unmittelbar an den Kommandanten zu wenden, da bei einzelnen Fällen die örtlichen Kräfte nicht ausreichten, z.B. Greiz: Auftauchen von 50 Wismut-Fahrzeugen.
Anordnung: "Eindringen in die Stadt verhindern. Hierzu in Verbindung setzen mit sowjetischen Sicherheitsoffizier der Wismut und den Kommandanten usw."
Zu 5) Wurde Verbindung zu anderen Dienststellen hergestellt?
Bevor der Genosse 1. Bezirkssekretär nach Berlin zu einer Tagung fuhr am 17.6., hatte ich noch ca. um 5.00 Uhr eine Rücksprache mit ihm über die Anweisung von Berlin. Er selbst war überhaupt noch nicht über die Lage informiert und fuhr gegen 6.30 Uhr zur Tagung nach Berlin. Mit der Partei habe ich unmittelbar von früh ab Verbindung gehabt und gegen 11.00 Uhr war auf die Dauer von drei Tagen ein Mitglied des Sekretariats bei mir im Einsatzstab.
Mit dem MfSt nahm ich sofort Verbindung auf, als ich den Anruf von Berlin erhielt und habe mit dem Leiter die Verbindung während der ganzen Zeit gehalten. Seit ca. 10.00 Uhr war laufend ein Vertreter des MfSt bei mir im Einsatzstab.
Mit der SKK stand ich seit früh ununterbrochen in telefonischer Verbindung, von dort aus wurden dann meine Informationen an die Kommandantur weitergegeben. Am 18.6.1953 haben wir das jedoch abgeändert, indem ich einen Verbindungsoffizier zur Kommandantur kommandierte und ein Verbindungsoffizier der Kommandantur bei mir im Einsatzstab war.
Mit der KVP nahm ich ca. um 10.30 Uhr Verbindung auf und zwar in dem Moment, als ich konkrete Meldungen über Jena hatte. Leider war der Chef nicht anwesend. Dadurch verzögerte sich das Eintreffen der Einheit bis nach 13.00 Uhr. Seit dieser Zeit saß der Kommandeur selbst bzw. ein Vertreter laufend bei mir im Einsatzstab.
Diese enge Koordinierung hat sich äußerst gut ausgewirkt, indem gemeinsam gehandelt werden konnte.
Zu 6) Welche Schwerpunkte bildeten sich im Bezirk heraus?
- Bedeutendster Schwerpunkt Jena, wo eine Demonstrationsansammlung von über 20.000 Menschen war, wo die ersten Massenausschreitungen vorkamen und wo wir völlig überrumpelt wurden. Kern dieser ganzen Sache war Zeiss.
- Schwerpunkt Gera, wo maximal ca. 8.000 Menschen auf den Straßen waren, aber nicht alle zu einem Zeitpunkt.
- Weida, wo ca. 1.500 Menschen vor allem unter der Leitung von Wismut-Arbeitern sich auf den Straßen zusammenrotteten.
- Eisenberg, wo es jedoch nur zu kleinen Menschenansammlungen kam, weil sie rasch zerstreut wurden, aber wo uns das Stahlwerk Silbitz über zwei Tage zu schaffen machte.
- Maxhütte durch die Versuche von ca. 800 Bauarbeitern zu randalieren.
- Stadtroda ergab sich ein ernster Gefahrenpunkt, indem kurz nach Mittag ca. 200 Zeiss-Arbeiter in Stadtroda eintrafen und versuchten, dort zu randalieren und Stadtrodaer Randalisten sich anschlossen.
- Gebiet zwischen Gera und Greiz. Hier wurden wir in ständiger Bewegung gehalten durch die motorisierte Wismut. Diese Fahrzeuge waren meiner Ansicht nach zu über 50% besetzt nicht mit Wismut-Arbeitern, sondern mit Provokateuren aus der Bevölkerung und Jugendlichen. Ein Teil der Fahrzeuge war mit Pflastersteinen und Stahl- und Eisenteilen beladen.
- Camburg und Kahla durch Zeissjaner, die dort hinkamen, zum Teil dort wohnten, in Verbindung mit einheimischen Provokateuren und Radaubrüdern.
Zu 7) Welche Maßnahmen wurden zu ihrer Bekämpfung eingeleitet?
a) Jena:
Als ich konkrete Mitteilung hatte über die Vorgänge in Jena, setzte ich sofort zwei Züge der Wacheinheit mit Karabinern und Gummiknüppeln bewaffnet nach Jena in Marsch. Ebenfalls kommandierte ich meinen Stellvertreter Allgemein, Genossen VP-Inspekteur F., nach Jena ab mit dem Auftrag, die Leitung in Jena zu übernehmen.
Jena gab ich die Anweisung, an der Autobahnausfahrt Ost Einweiser in Zivil zu stationieren, damit die Fahrzeuge mit den Volkspolizisten bis zum Amt gelangen konnten. Ich erteilte den Auftrag, diesen Einweiser ohne Waffe fahren zu lassen, damit keine weiteren Waffenverluste eintreten. Dieser Einweiser wurde jedoch abgefangen und von einem Banditen, der inzwischen zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt ist, niedergeschlagen. Trotz meiner Anweisung führte der Einweiser eine Pistole bei sich. Diese Pistole wurde ihm abgenommen.
Durch diese Tatsache verzögerte sich das Einrücken der zwei Züge nach Jena um mindestens eineinhalb bis zwei Stunden, da die Genossen über keine Situations- und Ortskenntnis verfügten und nicht auf eigene Faust einfach in die Stadt stoßen konnten.
Als mir mitgeteilt wurde, daß die U-Haftanstalt (gegen 10.00 Uhr) angegriffen sei, gab ich dem Amtsleiter die Anweisung, die U-Haftanstalt, welche mit drei Männern und zwei Frauen besetzt war und von einigen Tausend Menschen von der Vorderseite her belagert war, zu verstärken. Ohne konkret die Situation zu erforschen über die Möglichkeit des Einschleusens und des Heranbringens von Kräften, stand der MTW plötzlich vor der Menge.
Der Wagen wurde umgekippt und die unter dem Wagen hervorkriechenden Volkspolizisten zusammengeschlagen. Inzwischen war die U-Haftanstalt selbst bereits durch die Provokateure, die, wie sich dann herausstellte, mit Brecheisen, Schweißapparaten bewaffnet waren, gestürmt. Nach Mitteilungen von Genossen hat sich dabei eine entlassene Volkspolizistin, die in der U-Haftanstalt Dienst gemacht hatte, beteiligt, indem sie den Weg gezeigt hat und die einzelnen Genossen der U-Haftanstalt kennzeichnete. Dieses Weibsstück soll angeblich jetzt entlassen sein. Das werde ich jedoch noch prüfen lassen.
Die Einnahme der Haftanstalt erfolgte sehr schnell und zeugt von einer gut vorbereiteten Arbeit. Gegenüber von der Haftanstalt ist ein sowjetisches Lazarett, das von sowjetischen Soldaten und Offizieren bewacht wird. Offensichtlich haben die Banditen diese Umstände miteinkalkuliert. Denn bevor die Freunde und wir richtig zur Besinnung gekommen sind, war die Haftanstalt bereits genommen. Im Laufe des Tages verstärkte ich Jena um einen weiteren Zug, der wiederum mit Karabinern ausgerüstet wurde.
Nur durch das Eingreifen der Freunde gelang es, in Jena im Laufe des Nachmittags einigermaßen Herr der Lage zu werden. Dabei zeigten sich die Randalisten äußerst frech und dummdreist gegenüber den sowjetischen Einheiten. Sie erkletterten Panzer, riefen den sowjetischen Soldaten zu: "Gegen Euch haben wir nichts, Ihr seid unsere Freunde!", versuchten Gegenstände in die Kanonenrohre zu stecken, stellten sich in geschlossener Linie vor die Panzer auf, versuchten sowjetische Soldaten mit allen Mitteln am Weiterfahren zu hindern.
Gegenüber Gera, wo wir es faktisch, was Feindseligkeiten betrifft, nur mit einigen Wismut-Radau-Brüdern aus Katzendorf zu tun hatten und einer Schar Halbwüchsiger, stand in Jena eine große Zahl ernsthafter Feinde auf dem Plan. Das zeigt, daß der Gegner in Jena sehr stark Fuß gefaßt hat und besonders stark in Zeiss sitzt. Das beweisen auch die später durchgeführten Parteiversammlungen, die in einer sehr seltsamen Atmosphäre verlaufen sind.
Die Volkspolizei in Jena hat die Situation nicht beherrscht. Es war keine straffe Organisation vorhanden. Zu bemerken ist jedoch noch, daß das Amt über äußerst wenig Einsatzkräfte verfügt hat, da die Dienststelle rund 80 Fehlstellen noch hat und die Werbung bisher in Jena am schwierigsten verlaufen ist.
b) Gera:
Auf Grund der Erfahrungen von Jena wurde die U-Haftanstalt verstärkt. Das Tor wurde aufgebrochen. Um ca. 12.30 Uhr dringen Demonstranten in den Hof ein. In der U-Haftanstalt Anthor-Straße erschien etwas später ein Kipper der Wismut und stieß durch Rückwärtsfahren das Tor der Haftanstalt ein.
Die Haftanstalt war ebenfalls durch unsere Kräfte verstärkt und durch mit Maschinenpistolen ausgerüstete Genossen der KVP verstärkt.
Demonstranten ziehen vor SED-Kreisleitung, reißen die Sichtagitation herunter. Der Versuch, in das Gebäude einzudringen, wurde von anwesenden VP-Angehörigen und den Genossen abgewiesen.
17.00 Uhr: Wismut-Randalisten versuchen in das Hauptpostamt einzudringen, schlagen die Fensterscheiben ein. Eindringen wurde verhindert durch eingesetzte VP-Angehörige.
Vor dem Rat des Bezirkes Menschenansammlungen. Die Menschenansammlung wird von zwei Seiten umfaßt und auseinandergedrückt. Die angesammelten Geraer Einwohner gehen ohne Tätlichkeiten und ohne ernste Provokationen zurück und zum Teil bereits auseinander. Plötzlich Auftauchen von Wismut mit Fahrzeugen. Nehmen die eingesetzten Volkspolizisten zwischen die Menschenmenge und sich. Ein eingesetzter Mannschaftswagen der KVP wurde umgekippt und verschiedenen Angehörigen der KVP die Waffen entwendet und zerschlagen. Die eingesetzten Volkspolizisten waren durch das plötzliche Auftauchen der Wismut von hinten her in den Massen festgekeilt und die Gruppen und Züge vollkommen zersplittert. Unklare Befehlsgebung in dieser Situation durch den Kommandoleiter führte zu einer bestimmten Verwirrung. Die VP-Angehörigen konnten sich jedoch noch zurückziehen.
Durch sofortige Verbindungsaufnahme mit den Freunden wurde durch drei Panzer dieser Gefahrenpunkt an der Haftanstalt Anthor-Straße beseitigt. Die Genossen in der Haftanstalt Anthor-Straße hatten jedoch bereits durchgeladen und waren mit dem Gewehr in Anschlag gegangen. Das führte zu Verwirrungen bei den Randalisten. Sie antworteten zum Teil mit Steinen. Gemeinsam mit der Sowjet-Armee wurden die Straßenzüge vor der Haftanstalt Greizer Straße gesäubert und eine Reihe Randalisten festgenommen.
In den Abendstunden versuchten noch einmal Wismut-Arbeiter auf dem Platz der Republik eine Kundgebung zu organisieren. Diese Kundgebung wurde durch Panzereinsatz schnell zerstreut. Von uns wurden die Stadtausgänge zum Teil besetzt. In Verbindung mit der Wismutsicherheit konnten eine Reihe Fahrzeuge der Wismut festgehalten und die Chauffeure verhaftet werden.
Im E-Werk zeigten sich Streikdrohungen. Das E-Werk wurde von uns besetzt.
In Gera trat gegen 20.00 Uhr vollkommene Ruhe ein.
c) Weida:
Indem ich in direkter Verbindung mit Weida stand, teilten mir die Genossen mit, daß sich Menschenansammlungen gegen 17.00 Uhr bemerkbar machten. Der erste Versuch konnte jedoch zurückgewiesen werden. Gegen 19.00 Uhr begann wiederum ein Angriff auf das Revier. Gegen 20.00 Uhr versuchte man ernsthaft einzudringen. Von Gera wurden drei Züge nach Weida geschickt. Diese Züge rollten sofort die Stadt auf, verstärkten das Revier und räumten die umliegenden Straßen. Als Provokateure die Anweisungen nicht beachteten, wurde Feuer gegeben. Es gab zwei Verwundete, wovon einer verstarb. Zwei Mann blieben vor Schreck gleich liegen.
Die Radaubrüder und faschistischen Banditen gaben jedoch in Weida noch keine Ruhe, so daß mehrfach dann in Verbindung mit sowjetischen Soldaten die Stadt durchkämmt werden mußte. Randalisten wurden auf den LKW geladen und mitgenommen. Mit Gummiknüppeln und Bajonett wurden Halbstarke zur Ordnung gerufen.
d) Das Revier in Ronneburg (starkes Wismut-Gebiet) blieb selbst Herr der Lage. Als vier besoffene Wismut-Arbeiter zu randalieren versuchten, wurden sie festgenommen.
e) Stadtroda blieb selbst Herr der Lage. Der Amtsleiter hat schnell und energisch mit den auftauchenden Zeiss-Radaubrüdern und einer Bande, die von einem entlassenen VP-Angehörigen angeführt wurde, schlußgemacht.
f) Pößneck blieb selbst Herr der Lage.
g) Maxhütte. Die Volkspolizei der Maxhütte blieb in Verbindung mit der VP in Saalfeld unter Bereitstellung von Freunden selbst Herr der Lage.
h) Eisenberg wurde von uns zweimal durch je zwei Züge verstärkt, da ein Ausmarsch der Silbitzer Stahlwerker bevorstand. Dieser Ausmarsch konnte verhindert werden. Mit den kleinen Demonstrationen ist der Amtsleiter in Verbindung mit den Freunden selbst fertig geworden.
In allen Städten, außer Jena, haben wir als Volkspolizei keinen Augenblick den Überblick verloren und uns vor allem durch die Unterstützung der Freunde selbst auf die wichtigsten Objekte konzentrieren können.
In Jena dagegen fehlte der Volkspolizei der Überblick, da zum Teil die Telefonleitungen zerschnitten waren und der Einsatzstab mangelhaft zusammenarbeitete.
Die entscheidende Hilfe allerorts war jedoch der Einsatz der sowjetischen Einheiten.
In folgenden Kreisen wurde im Laufe des nachmittags bzw. der Nacht der Ausnahmezustand verhängt: Gera, Jena, Greiz, Stadtroda, Eisenberg, Saalfeld, Pößneck, Rudolstadt. Durch den Ausnahmezustand wurde die Arbeit zur Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung wesentlich erleichtert.
Gegenwärtig haben noch folgende Kreise Ausnahmezustand: Gera, Jena.
Zu 8.) Wo erfolgten Angriffe auf VP-Dienststellen?
- UHA Jena
- VPKA Jena
- Kreisverwaltung MfS Jena
- UHA-VP-Gera
- UHA-MfS-Gera
- VPKA Gera
- VP-Revier Camburg, Kreis Jena
- VP-Revier Kahla, Kreis Jena
- Bezirksverwaltung MfS Gera
- VP-Revier Weida, Kreis Gera.
zu 9.) Welche Maßnahmen wurden zu ihrer Zurückweisung getroffen?
- Bei der UHA Jena wurden wir vollkommen überrascht. Es war das erste Objekt, was angegriffen wurde, mit einer Besatzung von drei Männern und zwei Frauen. Die gesamte Verstärkung kam nicht durch, inzwischen war die Haftanstalt bereits gestürmt.
- Der erste Angriff wurde durch die Volkspolizisten des VPKA Jena zurückgewiesen mit Gummiknüppeln. Es kam später dann noch zu Menschenansammlungen, die jedoch durch die eintreffenden Freunde und VP-Verstärkungen nicht mehr zu einem Angriff kamen und sich vom VPKA etwas zurückzogen.
- Angriff erfolgte ebenfalls blitzartig fast parallel mit dem Angriff auf die UHA. Verstärkung selbst konnte nicht mehr hingeschickt werden, da einmal das Amt über keinerlei Einsatzkräfte verfügte ohne damit das Amt vollkommen zu entblößen, andererseits die Straßen vollkommen blockiert waren. Daneben hatte die Dienststelle strengste Anweisung, nicht von der Schußwaffe Gebrauch zu machen. Diese Anweisung wurde von der Bezirksverwaltung MfS Gera gegeben, die ihrerseits die Anweisung vom Ministerium in Berlin hatte. Die Genossen des MfS wurden teilweise von den Banditen zusammengeschlagen, teilweise gefangen genommen. Zwei Genossen wurden auf dem Marktplatz aufgestellt unter der Losung, sie zu lynchen.
- Die UHA-VP-Gera wurde bereits verstärkt, bevor sich Anzeichen vor der Haftanstalt zeigten. Alle Sicherungsmaßnahmen im Inneren (Häftlinge) und die wichtigsten Verteidigungsstellungen wurden bezogen. Nachdem sich die ersten Anzeichen zeigten, wurde ein weiterer Zug zur Verstärkung in die UHA geschickt. Die Banditen und Demonstranten konnten lediglich in den Vorhof eindringen. Gemeinsam mit der Sowjet-Armee wurden von außen nochmals Kräfte eingesetzt zur Räumung der Straßen, während die Genossen im Inneren den Vorhof säuberten und eine Reihe von Banditen festnahmen.
- Die UHA -MfS- Gera wurde gleichzeitig mit der VP-Haftanstalt verstärkt. Als ein Wismut-Kipper das Tor einstieß, bezogen die Genossen Feuerposition. Inzwischen trafen die Freunde ein, die mit Panzern das Gelände säuberten.
- Als eine Bande Rowdys in das VPKA eindringen wollte, wurde schnell und energisch durch die Hauswache und dann hinzukommende Freunde Schluß gemacht. Eine Reihe Rowdys konnten festgenommen werden.
- Gegen 17.20 Uhr versammelten sich in Camburg vor dem Revier etwa 1.000 Menschen. Das Revier war besetzt mit sechs Genossen und einer Genossin. Die Demonstrierenden kamen bis in den Wachraum, ohne dabei in andere Räume zu kommen und forderten von der VP die Waffen. Die Volkspolizisten schlossen die Waffen in den Panzerschrank ein. Die Eindringlinge setzten sich in den Besitz des Waffenschrankschlüssels. An den Waffenschrank selbst jedoch kamen sie nicht heran. Irgendwelche Beschädigungen im Inneren des Reviers gab es nicht. Ebenfalls gingen keine Dokumente verloren. Der Waffenschrankschlüssel konnte zwei Stunden später wieder herbei geschafft werden. Die Verantwortlichen waren in Verbindung mit der Sowjet-Armee festgenommen worden. Obwohl es den Genossen in Camburg nicht an persönlichem Mut gefehlt hat, bestanden offensichtlich Unklarheiten über die Anwendung der Waffen. Das liegt jedoch an der unklaren Befehlsgebung von Jena, wo die Leitung selbst mit sich zu tun hatte und zuwenig Augenmerk auf die Reviere legte und die Reviere nicht informierte. Erst durch die Anweisung des Gen. VP-Insp. F. wurde Klarheit geschaffen über das Verhalten und der Schlüssel wieder in Besitz genommen.
- Gegen 14.00 Uhr drangen Arbeiter der Hescho Kahla in Verbindung mit Zeiss-Arbeitern in das Rathaus ein und griffen das VP-Revier an. Das VP-Revier war besetzt mit sechs Männern und einer Frau. Die Demonstranten drangen bis in den Wachraum vor. Dort wurden sie von den Genossen Volkspolizisten aufgehalten und ein weiteres Eindringen verhindert. Durch das sofortige Eintreffen von sowjetischen Soldaten wurde die Ruhe und Ordnung wiederhergestellt. Beschädigungen innerhalb des Reviers gab es nicht. Waffen und Dokumente gingen nicht verloren.
- Rowdys der Wismut fuhren mit ihren Fahrzeugen, die zum großen Teil mit Halbstarken beladen waren, dort vor und versuchten in Verbindung mit der Haftanstalt gleichzeitig die MfS-Dienststelle zu stürmen. Wir hatten jedoch diese Dienststelle bereits verstärkt. Das Eindringen wurde verhindert. Unsere Leute hatten Schußbefehl, jedoch wurde durch das schnelle Eingreifen der sowjetischen Panzer jegliche weitere Auseinandersetzung verhindert.
- Gegen 17.00 Uhr begann der erste Sturm. Hauptanführer waren Wismut-Leute und Bauarbeiter. Sie wurden von Genossen des Reviers, das eine Stärke von ca. 16 Mann hatte, abgewiesen. Der zweite Sturm um 19.00 Uhr wurde ebenfalls durch Gummiknüppel und einen eroberten Fahnenmast, der als Rammbock gegen die Eindringenden gebraucht wurde, abgewiesen. Von der Schußwaffe wurde kein Gebrauch gemacht bis um diese Zeit, da sehr viele Kinder und Frauen unmittelbar mit am Revier standen. Gerade in Weida haben die Banditen während des ganzen Tages verstanden, Kinder mit vorzuschicken, so auch während des 18.6.53. Um 21.00 Uhr traf unsere Verstärkung ein, die von sich aus und dann zusammen mit den Freunden die Stadt räumten. Dabei griffen die Genossen des Reviers und die Verstärkung zu den Waffen. Es wurden ca. 300 Schuß abgegeben. Ein weiterer Angriff auf das Revier erfolgte nicht. Lediglich gab es in der Stadt noch verschiedene Aufläufe, die aber schnell und energisch unter Abgabe von Warnschüssen und Stichen mit den Bajonetten in den Hintern sowie Schläge mit dem Gummiknüppel beseitigt werden konnten.
Gestürmt wurden im Bezirk eine Dienststelle, die UHA Jena, sowie das MfS Jena. Bis in den Wachraum konnten die Demonstranten in Camburg und Kahla eindringen, ohne daß es zu Verletzten oder zu irgendwelchen Zerstörungen gekommen ist. Bei allen anderen Dienststellen gelang weder ein Eindringen noch ein Sturm. Die Vorgänge in Kahla und Camburg werden von uns noch gesondert untersucht.
Zu 10.) In welche Bezirks- und Kreisleitungen der Partei sind Provokateure eingedrungen?
1. Kreisleitung SED Jena-Stadt.
2. Kreisleitung SED Jena-Land.
Dort rammten die Banditen die Türen und drangen ca. um 11.00 Uhr in die Gebäude ein. Die Verstärkung der VP, die eintraf, konnte in der Kreisleitung SED Jena-Stadt unter der Leitung des Genossen VP-Mstr. J. 13 Randalisten abriegeln und in der Kreisleitung festsetzen. Weiter hat man in Jena gestürmt:
Kreisleitung Sport und Technik
Kreisleitung FDJ
Kreisleitung der Nationalen Front Jena-Land und -Stadt
Gesellschaft für Deutsch-Sowj. Freundschaft
Kreisleitung FDGB
Kreisleitung DFD
Wohnheim der Arbeiter- und Bauernfakultät.
Das geschah fast alles gleichzeitig und im Laufe des Vormittag, nachdem die Haftanstalt und das MfS gestürmt waren.
In Gera wurde ebenfalls versucht, die Kreisleitung anzugreifen. Das Eindringen wurde verhindert. Des gleichen in Eisenberg und Weida.
In Gera drangen die Banditen lediglich in das Haus der Freundschaft (FDJ-Heim) ein und demolierten einige Zimmer. Als wir die Nachricht von dem Eindringen erhielten, war es bereits vorbei. Wir hatten unsere Kräfte auf die wichtigsten Objekte wie Bezirksleitung, Kreisleitung, Haftanstalten, E-Werk, Gaswerk, Wasserwerk usw. [sic!]
[...]
S c h l u ß f o l g e r u n g:
- Wir haben die Situation unbedingt verkannt, den Charakter der Ausschreitungen erst zu spät begriffen.
Ich habe selbst noch morgens um 8.00 Uhr, da bis dahin nichts gemeldet war, daß sich Delegationen nach Berlin bewegten, eine Dienstversammlung durchgeführt, wobei ich über die neue Politik der Partei und die Aufgaben der Volkspolizei gesprochen habe. Die Tatsache, daß der 1. Bezirkssekretär um 6.45 Uhr noch zu einer Tagung beim Zentralkomitee nach Berlin fuhr, hat mich ebenfalls in der Meinung verstärkt, daß lediglich in Berlin irgendwelche S t r e i k s stattfinden. Das wirkliche Begreifen des Charakters der Ausschreitungen begann erst mit der Verhängung des Ausnahmezustandes in Berlin und kurze Zeit später über Gera und Jena. Bei uns zeigte sich zuerst eine anfängliche Verwirrung über die Tatsache, daß Arbeiter auf der Straße demonstrierten. Dadurch ergab sich auch in den Vormittagsstunden eine Unklarheit über den Einsatz polizeilicher Mittel. Ich habe in den Morgenstunden die Genossen in den Kreisen mehrmals darauf hingewiesen, - Genossen, versucht ohne Schießen auszukommen. - [handschriftlich hinzugefügt: Auf Plätzen u. Straßen] Erst die Anweisung des Chef-Inspekteur G r ü n s t e i n und die Erkenntnis der Situation in Jena brachten Klarheit.
- Wir haben den Gegner unterschätzt. Seine kluge organisatorische Tätigkeit wurde nicht erkannt und falsche Vorstellungen über die Möglichkeiten der Form des Klassenkampfes waren bei uns zu verzeichnen. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, daß der Gegner in der Lage ist, solche Formen zu entwickeln.
- Völlige Überraschung der Sicherheitsorgane und der Partei, ohne daß wir das geringste vorher gemerkt haben. Das zeigt unsere mangelhafte Verbindung mit den breiten Massen und vor allem in den Betrieben sowie die ungenügende konspirative Arbeit.
- Es hat sich gezeigt, daß wir als Volkspolizisten ungenügenden Kontakt mit den Betrieben haben. Selbst unser -BS-. Dabei möchte ich feststellen, daß die Arbeiter in den Betrieben, auch die demonstrierenden Arbeiter, gegenüber der Volkspolizei kein offensives, feindliches Verhalten an den Tag gelegt haben. Die Schläger und Rowdys waren in den wenigsten Fällen Betriebsarbeiter. Man kann die Masse der Betriebsarbeiter, die auf den Straßen sich bewegten, nicht mit den Ausschreitungen gegen die Volkspolizei gleichstellen, d.h. wir haben eine bestimmte Verbindung mit den Arbeitern, aber ein richtiges Vertrauen besteht nicht, sonst hätten wir etwas erfahren müssen.
Von uns aus gilt es, mehr in die Betriebe zu gehen, um mit den Arbeitern zu beraten, ihre Sorgen zu hören, ihnen bestimmte Dinge zu erleichtern und als verantwortliche Funktionäre, im Auftrag der Partei, mehr parteilich in den Betrieben zu wirken.
- Wir haben unsere Genossen Volkspolizisten zu wenig gekannt. Wir verfügen über wertvolle Kaderbestände. Es gilt jetzt, entschlossen und kühner die Förderung und den Einsatz von Kräften in Zukunft vorzunehmen.
- Das ausgezeichnete Verhalten der Genossen Offiziere zeigt, daß eine prinzipiell richtige Kaderarbeit geleistet wurde. Diese Tatsache wird noch dadurch unterstrichen, daß entlassene VP-Angehörige, die in unseren Reihen entlarvt wurden, aktiv beteiligt waren bei den Ausschreitungen.
- Trotzdem es über die neue Politik der Partei Unklarheiten und Schwankungen gab, herrschte ein völliges Vertrauen zur Partei und Regierung.
- Es ist wichtig, Informationen, die Republikbedeutung haben (z.B. über Ausschreitungen), von der HVDVP an die Bezirke zu geben, damit ein schnelleres Erkennen der Situation möglich ist. Das gleiche gilt für Fragen im Bezirk.
- Größten Wert müssen wir in Zukunft auf die Konkretheit der Informationen legen. Durch übertriebene Meldungen bzw. falsche Informationen von Seiten unserer Dienststellen wurden Maßnahmen getroffen, die zu einer Verzettelung der Kräfte führten. Jede Meldung ist vor der Weitergabe gründlichst zu überprüfen.
- Veränderung des Alarmsystems in der Volkspolizei, daran müssen jetzt sämtliche Dienststellen mit arbeiten.
- Klare Gliederung jeder Dienststelle in Gruppen und Züge. Bei uns hat sich ungünstig ausgewirkt, daß durch die Herausnahme von Funktionären die Gruppen und Züge mitten im Einsatz neu aufgestellt werden mußten. (Waffentechnisches -J-, Nachrichten-Personal)
- Es ist notwendig, unsere Offiziere polizeitaktisch auszubilden. Die einsatzmäßige Ausbildung unserer Offiziere ist mangelhaft und führt zu fehlerhaften Anweisungen und Maßnahmen und unsicherem Verhalten in bezug auf die Befehlsgebung.
- Die Bewaffnung zeigte sich unzulänglich. Ein Teil unserer Menschen, besonders die Neueingestellten, kennen die Pistole nicht oder ungenügend und haben kein Vertrauen zur Waffe.
Im ganzen Bezirk habe ich über ca. 320 Stück einsatzfähige Karabiner verfügt. Mit der Waffenlieferung zeigte sich, daß das Selbstbewußtsein unserer Menschen, ihre Sicherheit im Auftreten, schlagartig gestiegen ist. Wir haben sofort mit einer gründlichen Waffenausbildung begonnen mit Hilfe der KVP und werden regelmäßig Waffenausbildung und Schießübungen durchführen.
- Meiner Meinung nach ist es notwendig, die -Mot.- zu verstärken. - Jetzt 1:15, auf rund 1:30 Minimum. Ferner wäre es besser, wenn wir neben den Ausbildungszügen ca. drei Züge feste Wacheinheit haben, die durch das längere Zusammensein und das langfristige Ausbildungsprogramm enger zusammengeschweißt sind und über eine starke Schlagkraft verfügen. [handschriftlich hinzugefügt: Und wiederum S-Kommandos in den Kreisen.]
- Außerordentlich wertvoll waren die gelieferten MTW, ohne sie wären wir hilflos gewesen. Nach Möglichkeit könnte die Zahl um einige erhöht werden.
- Eine große Hilfe für die polizeiliche Arbeit wäre das Vorhandensein von Funkwagen.
- Die Zweckmäßigkeit unserer bekleidungsmäßigen Ausrüstung müßte überprüft werden und eine bestimmte Angleichung an die KVP erzielt werden.
- Es gibt im Bezirk zwei Hauptgefahrenpunkte:
- Wismut ("Objekt Katzendorf", alle anderen Objekte waren ruhig. Dort wird jetzt bereits ernsthaft von unseren Freunden gearbeitet.)
- Gegenüber Jena sind die Ereignisse in Gera, wo wir den Hauptkummer durch die Wismut hatten, weitaus unbedeutender.
Jena wird jedoch charakterisiert durch die radikale Feindseligkeit der Gruppe, durch wüste Ausschreitung und faschistische Barbarei und durch eine Feindseligkeit bei Teilen von Zeiß-Arbeitern.
Das lehrt uns, auf Jena unser besonderes Augenmerk zu richten. Die Volkspolizei ist schnellstens zu verstärken und ein großer Teil der Leitung auszuwechseln, einschließlich des Genossen Amtsleiters, der zwar persönlichen Mut bewiesen hat, aber nicht genug operativ ist, um polizeiliche Einsätze zu leiten. In Jena ist gründlichst das Ausbildungssystem zu verbessern und in kürzester Zeit die mangelhafte Disziplin zu beseitigen.
Einige Schlußfolgerungen zu mir persönlich:
1.) Das zu späte Erkennen der Ausschreitungen und eine bestimmte Verwirrung über die Tatsache, daß unsere Arbeiter demonstrieren, zeigte eine Unterschätzung der feindlichen Arbeit. Trotz aller theoretischen Erkenntnisse, daß der Klassenkampf die verschiedensten brutalsten und überraschendsten Formen annehmen kann, zeigt es sich in der Praxis, daß ich im Inneren doch mehr oder weniger auf eine bestimmte, friedliche Entwicklung eingestellt war und den Banditen diese Kraft nie zugetraut hätte.
2.) Aus diesem Nichterkennen der Situation ergab sich das im Anfang herrschende Schwanken über den Einsatz polizeilicher Mittel (Schußwaffengebrauch).
3.) Auch ich habe mehr oder weniger an dem Leben in den Betrieben vorbeigelebt, während dem ich oft 1952 als Mitglied der Landesleitung und bereits schon vorher als Angehöriger des Landespropagandistenkollektivs öfters bei unseren Arbeitern in den Betrieben war, habe ich seit der Reorganisation keinerlei politische Arbeit mehr in den Betrieben geleistet. Das ist der allgemeine Zustand bei unseren Funktionären innerhalb der Volkspolizei und muß unbedingt verändert werden.
4.) Es ist notwendig, daß ich mich mehr mit den Revieren und unteren Dienststellen beschäftige, denn gerade in den kleinen Dienststellen zeigten die Genossen hervorragende Standhaftigkeit. Gerade mein Besuch in Weida zeigte, wie dankbar unsere Menschen in den kleinen Revieren sind, wenn man sich mit ihnen beschäftigt, ihre Sorgen anhört und ihnen hilft. Wir beschäftigen uns gegenwärtig viel zu stark mit Sitzungen, am Schreibtisch und mit Papier. Noch mehr Verantwortlichkeit der Abteilungsleiter, Freimachung von einer Reihe kleinerer Arbeiten und konkrete Hilfe der Genossen in den unteren Dienststellen, und damit gleichzeitig praktische Erziehung der Amtsleiter.
Bei Einsätzen muß ich sofort ein straffes Organisationsprinzip anwenden, klare Teilung der Aufgaben, Trennung der örtlichen und bezirklichen Leitung. Durch die ungenügende Trennung der örtlichen und bezirklichen Leitung kam es zu organisatorischen Schwächen, die sich in einer unterschiedlichen Befehlsweitergabe auswirkten.
5.) Klarstellung einer prinzipiellen Frage: Mit Provokateuren wird nicht diskutiert. Bei Angriffen auf das Leben unserer Volkspolizisten, auf Dienststellen, Haftanstalten, Parteihäuser und andere volkseigene Objekte wird geschossen. Das gilt es jetzt jedem Einzelnen klar zu machen. Durch unsere bisherige Erziehungsarbeit, wo wir zwar immer wieder betonten die Frage der Verbundenheit, aber die Frage von Faschisten und Provokateuren kaum stellten, besteht keine Klarheit bei unseren Menschen. Unsere Genossen versuchen oftmals noch zu diskutieren.
Engelmann
VP-Inspekteur
[Quelle: BArch, DO-1/11.0/306, Bl. 234-265 ( Auszüge); - Namen von den Hg. anonymisiert; vollständig veröffentlicht in: Torsten Diedrich/Hans-Hermann Hertle (Hrsg.), Alarmstufe "Hornisse". Die geheimen Chef-Berichte der Volkspolizei über den 17. Juni 1953, Berlin 2003.]
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