April 1953 - Teil 1
Nach dem Erlass einer "Amnestie und Justizreform" durch den Obersten Sowjet (28. März 1953) veröffentlicht das sowjetische Innenministerium am 4. April eine Mitteilung über die Rehabilitierung der im Januar 1953 verhafteten Ärztegruppe und über die Verhaftung von dafür verantwortlichen Staatssicherheits-Funktionären. Die Ärzte seien "zu Unrecht, ohne jegliche gesetzliche Grundlage" verhaftet worden. Die gegen sie erhobenen Beschuldigungen seien falsch; ihre Geständnisse seien "durch Anwendung unzulässiger und von den sowjetischen Gesetzen auf das strengste verbotenen Methoden der Untersuchung" - im Klartext: unter Anwendung von Zwang und Folter - erlangt worden. Dies alles sei "eine niederträchtige Verleumdung ehrlicher und geachteter Persönlichkeiten unseres Staates" gewesen. Entsprechend seien die Ärzte von der gegen sie erhobenen Beschuldigung der "Schädlings-, Terror- und Spionagetätigkeit" völlig rehabilitiert und aus der Haft entlassen worden.
Stattdessen werden der stellvertretende Minister für Staatssicherheit und Chef der Untersuchungsabteilung, Rjumin, und andere Verantwortliche der Staatssicherheit wegen ihrer "betrügerischen und verbrecherischen" Tätigkeit im Ärzteprozess inhaftiert. Das Rätselraten über den weiteren innen- und aussenpolitischen Weg der Nachfolger Stalins verstärkt sich.
Wegen "Verächtlichmachung" des verstorbenen Stalin verurteilt das Leipziger Bezirksgericht am 17. April zwei Arbeiter zu vier bzw. sechs Jahren Zuchthaus.
Erlass des Obersten Sowjet über eine Amnestie und Justizreform, 28.3.1953
In der DDR erreicht der Konflikt zwischen Kirche und Staat im April 1953 einen neuen Höhepunkt. Der gesamtdeutsche Evangelische Kirchentag in Essen (24. März 1953) hat die Christen in Ost und West um Mithilfe bei der Bewältigung der alten und neuen "Flüchtlingsnot" aufgerufen. Das SED-Politbüro untersagt daraufhin Anfang April allen Pfarrern und Kirchenräten der DDR per Einschreiben die Verlesung der Essener Kirchentagserklärung und droht bei Zuwiderhandlung strafrechtliche Verfolgung an.
Am 9. April wendet sich die Evangelische Kirche in einem Brief direkt an den Chef der Sowjetischen Kontrollkommission (SKK), Armeegeneral Tschuikow. Darin wird über die Auswüchse des SED-Kampfes gegen die Kirche berichtet und vor einer drohenden Katastrophe gewarnt.
Die gesamtdeutsche Bischofskonferenz der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Landeskirchen bringt die Verleumdungen und Repressionen gegenüber der Kirche in der DDR am 20. und 21. April erneut öffentlich zur Sprache. Vor allem protestieren die Bischöfe gegen die Diffamierung der Jungen Gemeinde und der Evangelischen Studentengemeinde.
Die SED bleibt jedoch hart: Ministerpräsident Otto Grotewohl behauptet am 25. April, dass es in der DDR keinen "Kirchenkampf" gebe und nur diejenigen in der Kirche etwas befürchten müssten, die den sozialistischen Aufbau sabotierten.
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Flucht in den Westen:
April 1953: 36.695 Flüchtlinge
LPG-Gründungen:
April 1953: ca. 3.700 LPG
Spitze Töne - Politische Satire des RIAS
Pinsel und Schnorchel über Preise und Versorgung
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