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November 1952 - Teil 1

Am 1. November zünden die Vereinigten Staaten die erste Wasserstoffbombe, die mit der 700fachen Sprengkraft der Atombombe von Hiroschima explodiert. In beiden deutschen Staaten wird zu Beginn des Monats über die Sollstärken der künftigen Armeen diskutiert. Der Militärbeauftragte der Bundesregierung, Theodor Blank, befasst sich auf einer Pressekonferenz (6.11.1952) und in einem Rundfunkinterview des NWDR (9.11.1952) mit der Stärke der deutschen Kontingente im Rahmen der EVG. Nach seinen Vorstellungen soll das künftige westdeutsche Heer nur aus Freiwilligen bestehen und 102.000 Mann umfassen.

Im Sekretariat des ZK der SED wird der Stand der Bewaffnung und die Personalstärke der militärischen Verbände (KVP) am 3.11.1952 verhandelt. Im Sommer 1952 war man bei den Aufrüstungsplänen noch von 160.000 Mann unter Waffen ausgegangen. Doch die Rekrutierung geht nur schleppend voran. Anfang November beschließt das ZK eine große Werbeaktion. Bis zum Ende des Jahres sollen weitere 15.000 kasernierte Volkspolizisten geworben werden. Die Gesamtstärke der KVP (Land, See und Luft) soll dann mehr als 90.000 Mann betragen. Zudem sind ca. 400.000 Soldaten und Offiziere der sowjetischen Besatzungsmacht im Osten Deutschlands stationiert.

"Otto Grotewohl in einer Rede über die Wiederbewaffnung in Westdeutschland", 7.11.1952 (DDR-Rundfunk)

Mp3-File O-Ton (mp3)

Die Rekrutierungsmaßnahmen für die bewaffneten Kräfte verschärfen die Arbeitskräfteknappheit und damit die wirtschaftliche Krise in der DDR.

Mancher Funktionär ist zudem selbst der SED-Spitze bei der Erfüllung des Werbesolls zu eifrig. So rügt das ZK den 1. Sekretär der SED Bezirksleitung Frankfurt/Oder am 11.12.1952, weil er im Verlauf des November im Prestigeobjekt des 1. Fünfjahrplanes, dem Eisenhüttenkombinat/Ost, die Werbung von Freiwilligen für die KVP durchsetzt. Durch die Abwerbung qualifizierter Facharbeiter aus dem entscheidenden Produktionsabschnitt "Hochöfen" des EKO, wo gerade ein weiterer der geplanten 10 Hochöfen in Betrieb gegangen ist, droht das EKO in große Produktionsschwierigkeiten zu geraten.

"Hochofen IV des EKO angeheizt", 5.12.1952

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Die drei westlichen Hochkommissare reagieren auf die Forderung des Vorsitzenden der SKK, Wassilij Tschuikow, der am 1.10.1952 die sofortige Schließung der Spionage, Diversions- und Terrorzentralen in Westberlin gefordert hat. In einem Schreiben verweisen die westlichen Hochkommissare darauf, dass die genannten Organisationen mit Ausnahme des RIAS freiwillig von Deutschen geschaffen wurden, um den Flüchtlingen aus der Sowjetzone zu helfen und um Beweise über Ungesetzlichkeiten und Verletzungen der Menschenrechte zu sammeln. Der Sender RIAS, so die Hochkommissare, übe eine äußerst wichtige Funktion bei der Übermittlung wahrheitsgetreuer Nachrichten aus, die auf andere Weise nicht nach Ostdeutschland gelangen. Die von Tschuikow vorgelegten Beweise und Geständnisse über Terroraktionen des Westens sind wenig glaubhaft, angesichts der Methoden, mit denen sie gewonnen werden.

Wegen ihrer Arbeitsmethoden gerät die Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit (KgU) am 6.11.1952 in der sozialdemokratischen Westberliner Tageszeitung "Telegraf", dann auch in der "Süddeutschen Zeitung" und im "Spiegel" in die öffentliche Kritik. Der Begründer der "Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit" (KgU), Rainer Hildebrandt, geht auf Distanz zu den jüngsten Anschlägen der KgU und trennt sich am 7.11.1952 von ihr. Zwei Tage zuvor hat der Landesverband der Berliner SPD den inzwischen zum eigentlichen Chef der KgU avancierten Ernst Tillich als Parteimitglied ausgeschlossen. Gründe für Tillichs Ausschluss sind die umstrittenen Untergrundaktionen der KgU in der DDR und die damit verbundene Gefährdung von Menschenleben. Die offizielle Begründung der Berliner SPD lautet freilich anders: Tillich sei seit Juli 1952 seinen Verpflichtungen als Beitragszahler nicht mehr nachgekommen. Die wirklichen Gründe werden vor allem deshalb nicht genannt, weil man der SED keine Propaganda-Munition liefern möchte.

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Flucht in den Westen:


November 1952: 17156 Flüchtlinge


LPG-Gründungen:


Dezember 1952: 1272 LPG


Mp3-File Spitze Töne -- "Schreibmaschine und Klavier"
Wolfgang Neuss und Jo Herbst zum Slansky-Prozess, 21.11.1952 (RIAS)






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