Juli 1953 - Teil 1
Bis zum Morgen des 3. Juli 1953 werden nach Angaben der Staatssicherheit republikweit insgesamt 10.506 Personen im Zusammenhang mit dem 17. Juni 1953 festgenommen. Davon nahm die Volkspolizei 5.705 und die Staatssicherheit 4.801 Festnahmen vor. Aus Westberlin stammten 226 und aus der Bundesrepublik zwei der Festgenommenen. Entlassen wurden von den insgesamt 10.506 Festgenommenen wieder 6.529 Personen. 2.011 Personen stecken in den Gefängnissen der Staatssicherheit und der Volkspolizei. Darunter befinden sich in den Untersuchungshaftanstalten der Staatssicherheit 61 Westberliner und zwei Bundesbürger.
In zahlreichen Prozessen werden im Juli Angeklagte wegen der Beteiligung am Juni-Aufstand zu teilweise hohen Zuchthausstrafen verurteilt.
RIAS-Reportage über Streiks und Verhaftungen im Juli, 9.7.1953
Am 3. Juli beschließt der Deutsche Bundestag in Bonn, den 17. Juni fortan als "Tag der deutschen Einheit" und gesetzlichen Feiertag zu begehen. Bundeskanzler Konrad Adenauer fordert in einer Regierungserklärung als Voraussetzung der friedlichen Wiedervereinigung Deutschlands die Abhaltung freier Wahlen. Vorbedingung dafür seien die Öffnung aller Zonenübergänge, die Aufhebung des Sperrstreifens, generelle Freizügigkeit, Presse- und Versammlungsfreiheit, Zulassung der Parteien, Schaffung demokratischer Rechtsformen zum Schutz der Menschen gegen Willkür und Terror. - Die Forderungen werden einer Deutschland-Konferenz der Außenminister der drei Westmächte übermittelt. Ergebnis dieser Außenministerkonferenz vom 10. bis 14. Juli in Washington ist der Vorschlag einer Deutschlandkonferenz aller vier Siegermächte.
Der Deutsche Bundestag beschließt, den 17. Juni 1953 als Nationalfeiertag zu begehen, 3.7.1953 (RIAS Berlin)
Gesetz über den Tag der deutschen Einheit, 3.7.1953
Die DDR-Ministerin für Volksbildung, Else Zaisser, hat sich mit den Protesten gegen die Diskriminierung von Angehörigen der "Jungen Gemeinde" an der Oberschule in Pößneck befasst (siehe 20. Juni 1953). Ihr Kontroll-Bericht kommt zu dem Ergebnis, man habe "von Seiten der FDJ, der SED und der Stadtverwaltung alles getan, um die Eltern zu verärgern." Der FDJ-Sekretär herrsche nach wie vor diktatorisch; Kinder der Handwerker, der Intelligenz und der Selbständigen seien vor dem 11.6.1953 als 'Kinder mit falschen Vätern' bezeichnet" und gedemütigt worden.
Ministerium für Volksbildung, Bericht von der Kontrolle der Durchführung des Ministerratsbeschlusses in der Oberschule Pößneck, 6.7.1953
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Flucht in den Westen:
Juli 1953: 17.260 Flüchtlinge
LPG-Gründungen:
Juli 1953: 4.837 LPG
Streikberichte der HVDVP
Spitze Töne - Pinsel und Schnorchel
"Pinsel und Schnorchel": Kurswechsel, große Außenpolitik und die Auflösung der Stasi ... (RIAS Berlin, 24.7.53)
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