Januar 1953 - Teil 1
Am 2. Januar 1953 kündigt sich eine neue Säuberungswelle in der SED an. Das SED-Politbüro legt fest, dass für die DDR "Lehren aus dem Prozeß gegen das Verschwörerzentrum Slansky" zu ziehen sind. Ein entsprechender Beschluss des SED-Zentralkomitees ist am 4. Januar im "Neuen Deutschland" nachzulesen. Ziel ist es, angebliche "parteifeindliche Elemente" in den eigenen Reihen aufzuspüren. Unter besonderem Verdacht stehen jüdische Kommunisten und Intellektuelle, denen "zionistische Agententätigkeit" vorgeworfen wird.
Getroffen hat es bereits den Altkommunisten Paul Merker, dessen Emigrantenbiographie mehr als genug Anknüpfungspunkte für eine Anklage als "Zionist" bietet. Am 1. Dezember 1952 abgeholt, wird er später in einem Geheimprozess zu mehreren Jahren Zuchthaus verurteilt.
Der frühere Chef der Präsidialkanzlei des Staatspräsidenten Wilhelm Pieck und jetzige Leiter des Rechtswissenschaftlichen Instituts in Potsdam-Babelsberg, Professor Leo Zuckermann, schafft es dagegen noch rechtzeitig, nach Westberlin zu flüchten. Zahlreiche Genossen und Nicht-Genossen tun es ihm gleich. Der Januar 1953 entwickelt sich parteiintern zu einem Monat der "revolutionären Wachsamkeit", der Selbstbezichtigungen und gegenseitigen Denunziationen.
Beschluss des SED-Zentralkomitees über die Lehren aus dem Prozess gegen das Verschwörerzentrum Slansky
Weitere Maßnahmen zur Auslöschung "zionistischer, trotzkistischer oder doppelzünglerischer Tendenzen" und zur "Erhöhung der Wachsamkeit" folgen: So wird die Zeitschrift "Der Weg", die sich mit Fragen des Judentums befasst, kurzerhand verboten. Darüber hinaus wird am 15. Januar die ZK-Abteilung Staatliche Verwaltung damit beauftragt, die Leitung der Jüdischen Gemeinde zu überprüfen und dem ZK-Sekretariat Vorschläge zur Kontrolle der Gemeinde zu unterbreiten.
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Flucht in den Westen:
Januar 1953: 22396 Flüchtlinge
LPG-Gründungen:
Januar 1953: 1.815 LPG
Spitze Töne - Politische Satire des RIAS
Pinsel und Schnorchel rätseln: Wer ist der nächste? (RIAS)
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