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Januar 1953 - Teil 2

Am Ende des Monats gibt die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) den Ausschluss einer Reihe jüdischer Mitglieder aufgrund ihrer "zionistischen Agententätigkeit" bekannt - bevor sie schließlich am 22. Februar 1953 als Organisation insgesamt aufgelöst wird.

Hintergrund der antisemitischen Kampagne in der DDR sind die Entwicklungen in der Sowjetunion. Dort hat man unter anderem die besten Mediziner - Juden und Nicht-Juden - als Agenten des internationalen Zionismus ins Gefängnis geworfen oder erschossen. Sie wurden bezichtigt, ihre Patienten absichtlich umgebracht und terroristische Akte gegen Stalin und seine Mitarbeiter vorbereitet zu haben.

Am 13. Januar erscheint in der sowjetischen Presse ein Artikel über die "Mordärzte". Im ZK der SED reagiert man umgehend, druckt den Artikel nach und überträgt die wütende antisemitische Ärzte-Kampagne auf die DDR. Am nächsten Tag wird der Minister für Gesundheitswesen, Dr. Luitpold Steidl (Ost-CDU), bis auf weiteres beurlaubt. In seinem Ministerium ermittelt man nun wegen der Vernachlässigung der medizinischen Versorgung der "Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland" und der Volkspolizei.

Am 15. Januar ordnet das ZK-Sekretariat an, dass sofort Lehren aus der Aufdeckung der terroristischen Tätigkeit einer Ärztegruppe in der Sowjetunion zu ziehen sind. Eine Kommission wird gebildet, die eine Überprüfung des Regierungskrankenhauses, der Krankenhäuser der Volkspolizei und der staatlichen Krankenhäuser vornimmt. Die entscheidende Forderung lautet: Die Ärzte "müssen parteigenössische Fachleute sein".

Neben den jüdischen Kommunisten in den eigenen Reihen gelten der SED die Blockparteien als von der gegnerischen Seite verseucht. Eine geheime ZK-Analyse vom Januar 1953 stellt dazu fest: "Der Beschluss der II. Parteikonferenz sowie die in der darauf folgenden Entwicklung aufgetretenen und entlarvten feindlichen Sabotagemaßnahmen des Gegners erfordern neue Maßnahmen hinsichtlich der politischen Tätigkeit und der Struktur der LDP und CDU sowie auch der NDPD und DBD. Es hat sich gezeigt, dass diese Parteien weitgehend zur Tarnung für Agententätigkeit dienen."

Am 15. Januar 1953 wird der Außenminister und stellvertretende Ost-CDU-Vorsitzende Georg Dertinger unter der Beschuldigung "feindlicher Tätigkeit im Auftrage imperialistischer Spionagedienste" seines Ministeramtes enthoben und von der Staatssicherheit verhaftet. Die Ost-CDU-Spitze geht sofort auf Distanz zu Dertinger und verkündet: "Der Verrat Georg Dertingers stellt ein neues Glied in der traurigen Kette verräterischer Doppelzüngigkeit in unserer Partei dar. Er erhellt schlaglichtartig den Ernst unserer Verpflichtung zu unnachgiebiger Wachsamkeit gegenüber allen Erscheinungen, die auf feindliche Zersetzungstätigkeit, Verrat und Agententätigkeit schließen lassen. (...) Die Ziele der Republik sind zugleich die Ziele unserer Partei."

Entschließung des Sekretariats der Ost-CDU, 15.1.1953

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Aus der Rede Grotewohls über die "Verräter" in der DDR (DDR-Rundfunk, ohne Datum)

Mp3-File O-Ton (mp3)


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