April 1953 - Teil 4
Das wichtigste Thema der bundesrepublikanischen Politik ist im April die Amerika-Reise des Bundeskanzlers (6.-17. April 1953). Bei der Landung in den Vereinigten Staaten äußert Konrad Adenauer am 7. April, er empfinde "vor allem eines, ein Gefühl der Dankbarkeit gegenüber dem amerikanischen Volke. (...) Ich glaube, es ist sehr selten in der Geschichte vorgekommen, dass ein siegreiches Volk dem Besiegten in einer solchen Weise seine hilfreiche Hand entgegengestreckt hat."
In den Gesprächen des Bundeskanzlers mit Präsident Dwight D. Eisenhower und Aussenminister John Foster Dulles schätzen beide Seiten die jüngsten Entwicklungen in der Sowjetunion, insbesondere die "russischen Friedensfühler", als bloße Taktik ein, durch die man sich von der eigenen Politik nicht abbringen lasse dürfe.
Weitere Themen der Gespräche sind das Flüchtlingsproblem, die Freilassung von in den USA wegen Kriegsverbrechen verurteilter Personen, die Höhe des deutschen Verteidigungsbeitrages sowie wirtschaftliche und handelspolitsche Fragen.
Protokoll des Gesprächs von Bundeskanzler Adenauer mit Präsident Eisenhower, 7.4.1953
Protokoll des Gesprächs von Bundeskanzler Adenauer mit Aussenminister Dulles, 7.4.1953
Während der USA-Reise Adenauers gibt die Bundesregierung bekannt, dass am 9. April ein weitverzweigter sowjetischer Spionagering in der Bundesrepublik zerschlagen worden sei, der von russischen Offizieren unter dem Deckmantel eines sowjetzonalen "Instituts für Wirtschaftswissenschaftliche Forschung" (IWF) von Ostberlin aus in Westdeutschland aufgebaut worden sei.
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Nach heutigen Erkenntnissen handelte es sich dabei um den im Aufbau befindlichen ostdeutschen Spionageapparat der seit Ende 1952 von Markus Wolf geleiteten späteren "Hauptverwaltung Aufklärung" (HVA). Das IWF als Vorläuferorganisation wurde von sowjetischen Beratern angeleitet und hatte die Aufgabe, Regierungsstellen und politische Parteien im Westen zu infiltrieren, "Quellen" in der westdeutschen Industrie anzuwerben und nicht zuletzt Gegenspionage zu betreiben, also die westlichen Nachrichtendienste zu unterwandern.
Der Berliner Operationsbasis (BOB) des CIA war es gelungen, im IWF einen Informanten zu plazieren, der sich am 4. April 1953 mit zahlreichen Dokumenten über Angehörige, Operationen und Budget des IWF in den Westen absetzte. Unter dem Code-Namen "Operation Vulkan" rollt das gerade geschaffene "Bundesamt für Verfassungsschutz" (BfV) anschliessend das ostdeutsche Spionagenetz auf.
Interview mit Ministerialdirektor Egedi (Bundesministerium des Innern) über die Zerschlagung des sowjetischen Spionagerings
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