Mai 1952 - Teil 2
11. Mai (Sonntag)
Während einer Jugenddemonstration gegen den Deutschlandvertrag ("Friedenskarawane
der Jugend gegen den Generalvertrag") mit etwa 30.000 Teilnehmern kommt es in Essen
zu blutigen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Der 21jährige Münchner Philipp
Müller (Mitglied der FDJ) wird dabei getötet. Wenige Tage später erscheint
von Karl-Eduard von Schnitzler ein Artikel in der "Täglichen Rundschau" mit dem
Titel "Adenauer läßt Deutsche auf Deutsche schießen".
Tägliche Rundschau, 15.5.1952
12. Mai (Montag)
Auf einer Pressekonferenz der "Täglichen Rundschau" kritisiert der SED-Chef Walter
Ulbricht massiv den bevorstehenden Deutschlandvertrag und beschuldigt die
Bundesregierung des nationalen Verrates.
Pressekonferenz mit Walter Ulbricht, 12.5.1952 (DDR-Rundfunk)
13. Mai (Dienstag)
Antwortnote an die Sowjetunion: Darin beharren die Westmächte auf der Forderung, dass
Deutschland bündnispolitische Handlungsfreiheit besitzen muss und über seine
Grenzen verhandeln darf. Zudem sind die Westmächte nur an gesamtdeutschen Wahlen
unter Oberhoheit der Vereinten Nationen interessiert. Damit werden drei sowjetische
Forderungen nochmals kategorisch abgelehnt.
15. Mai (Donnerstag)
Der DGB startet mit Protestkundgebungen gegen das Betriebsverfassungsgesetz. Von Seiten
der Gewerkschaft und der SPD wird das Gesetz als unternehmerfreundlich
bezeichnet, da vor allem die einklagbaren Mitbestimmungsrechte der Arbeitnehmer im
wesentlich auf die sozialen Angelegenheiten im Betrieb beschränkt werden. Allein
in Hamburg legen 120.000 Gewerkschafter die Arbeit nieder. Die Situation droht
zu eskalieren. Einen Monat später (13.6.1952) lenkt schließlich der
DGB-Vorstand bei einem Kanzlertreffen ein. Am 19.7.1952 wird das Gesetz im Bundestag
nach heftigen Diskussionen verabschiedet und am 12.10.1952 tritt es in Kraft.
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