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Februar 1953 - Teil 2

Der harte Winter hat die ohnehin schon bestehenden Schwierigkeiten verstärkt. Es sind maßgeblich der Energiesektor und das Transportwesen, die mit erheblichen Problemen zu kämpfen haben. In solchen Situationen greift die SED-Führung auf die bewährten Methoden zurück. Eine "Gruppe von Schädlingen" ist schnell entdeckt, denen die Schuld für die Nichterfüllung des Kohleplanes und die Probleme bei der Energieversorgung zugeschoben werden kann.

Berlin spricht zur Zone Nr. 921, 16.02.1953 (RIAS Berlin)

Mp3-File O-Ton (mp3)

Am 4. Februar veröffentlicht das "Neue Deutschland" eine Rede von Ministerpräsident Otto Grotewohl. Darin erklärt er, dass sich der "Klassenkampf verschärft" und Feinde, Saboteure und Provokateure versuchen, die Erfolge des sozialistischen Aufbaus zunichte zu machen.

Otto Grotewohl über die Wirtschaftsprobleme, (DDR-Rundfunk), ohne Datum

Mp3-File O-Ton (mp3)

Auch in den kommenden Wochen häufen sich in der Presse neben den ermüdenden Erfolgsmeldungen die Artikel über Agenten, Provokateure und Sabotageakte in der Wirtschaft: Der Feind lauert immer und überall. Als Hauptschädlinge gelten im wirtschaftlichen Bereich dabei nach wie vor Funktionäre und Mitglieder der Blockparteien. In den Großbetrieben und zentralen Einrichtungen, so argwöhnt man im SED-Zentralkomitee und bei der Staatssicherheit, würden die Betriebsgruppen der Blockparteien von "feindlichen und unzuverlässigen Kräften für die Tarnung ihrer Schädlingsarbeit" benutzt.

Anfang Februar besuchen führende Politiker der Bundesrepublik Westberlin. Bundeskanzler Konrad Adenauer äussert sich am Rande der Agrarausstellung "Grüne Woche" zum Flüchtlingsproblem. Der hohe Anteil von Bauern unter den DDR-Flüchtlingen, so der Kanzler, zwinge zum Nachdenken darüber, wie diese dem Bauernstand erhalten bleiben könnten, "damit sie eines Tages wieder mit dazu beitragen können, den Osten zu kolonisieren." Ein Angebot der kanadischen Regierung aufgreifend hält Adenauer für aus der DDR geflüchtete Bauern einen mehrjährigen Aufenthalt in Kanada für eine sehr gute Lösung: "Sie können dort ihrem landwirtschaftlichen, ihrem bäuerlichen Berufe treu bleiben, und sie bleiben der deutschen Heimat verhaftet. Ich glaube, wir sollten gerade diese Lösungsmöglichkeit jetzt sehr intensiv verfolgen."

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