HOME CHRONIK KARTE MATERIAL FORUM VERANSTALTUNGEN
ausfuehrliche suche

Oktober 1953 - Teil 3

Aufgrund von Sabotageakten an Bergwerkseinrichtungen im Braunkohlerevier Senftenberg im Bezirk Cottbus wird eine Großrazzia durchgeführt. In deren Verlauf kommt es zu bewaffneten Zusammenstößen zwischen der Kasernierten Volkspolizei (KVP) und einer dort agierenden Untergrundgruppe, bei denen drei Offiziere und ein Wachtmeister sterben. Die Mitglieder der Untergrundgruppe werden gefangengenommen und standrechtlich erschossen. Ein weiter blutiger Zusammenstoß findet im Bezirk Karl-Marx Stadt (Chemnitz) statt, wo zwei Polizisten bei Feuergefechten getötet werden.

Am 18. Oktober schlagen die drei Westmächte der Sowjetunion die Einberufung einer Vier-Mächte-Konferenz über Deutschland und Österreich für den 9. November 1953 nach Lugano vor.

In der 2. Kabinettssitzung der neuen Bundesregierung, am 27. Oktober, informiert Konrad Adenauer über die außenpolitische Lage. Adenauer erläutert dem Kabinett, dass die Fortschritte der Russen bei der Erzeugung von Atomwaffen die USA dazu zwingen würden, auch in Zukunft sehr hohe Mittel für die Rüstung und Abwehrmaßnahmen auszugeben. Angesichts des äußerst labilen Ost-West Gegensatzes müsse alles getan werden, um die Vereinigten Staaten zu unterstützen. Damit reagiert Adenauer auch indirekt auf Kritik an der beabsichtigten öffentlichen Vorführung eines Atomgeschützes am 23. Oktober in der Bundesrepublik. Das als "Atom-Annie" bezeichnete Geschütz hat eine Reichweite von 32 Kilometern. Die damit verschossenen Atomgranaten sollen eine Explosivkraft haben, die etwa halb so groß ist wie die auf Hiroshima abgeworfene Atombombe.

2. Kabinettssitzung der Bundesregierung, 27.10.1953

mehr zur ausführlichen Version
Druckversion zur Druckversion (.pdf)

Die Lage in der KVP ist erneut Thema in der SED-Spitze. Am 27. Oktober legt die Abteilung für Sicherheitsfragen dem Politbüro einen Bericht vor, der auf "eine außerordentlich ernste und gefährliche Situation in der KVP" aufmerksam macht. Es wird nicht nur auf eine große Zahl von Beschwerden der Bevölkerung über das ungehörige Verhalten von Angehörigen der KVP in der Öffentlichkeit hingewiesen, sondern es häuft sich zugleich Unzufriedenheit der KVP-Angehörigen selbst über die internen Verhältnisse. Im Bericht wird hierzu unter anderem erklärt, dass ein großer Teil der Desertionen, Entlassungsgesuche und tatsächlichen Entlassungen vermeidbar gewesen wäre, wenn die Soldaten mit ihren persönlichen Sorgen und Nöten auf mehr Verständnis bei ihren Vorgesetzten gestossen wären. Der Bericht weist auf den hohen Anteil von Angehörigen der faschistischen Wehrmacht im Offizierskorps der KVP hin.

ZK-Abteilung Sicherheitsfragen, Bericht über die ernste Situation in der KVP, 27.10.1953

mehr zur ausführlichen Version
Druckversion zur Druckversion (.pdf)

In der Nacht vom 31. Oktober zum 1. November 1953 setzt sich der Doppelagent Hans-Joachim Geyer nach Ostberlin ab. Er liefert dem Staatssicherheitsdienst angeblich Hunderte von Namen von "Westagenten" in der DDR. Die Stasi erklärt die Aktion einige Tage später zum bisher größten Schlag gegen die westliche Spionage. Hintergrund der nun schon seit Wochen laufenden Agentenjagd des Staatssicherheitsdienstes ist die Suche nach den vermeintlichen Organisatoren des 17. Juni. - Der Leiter der Organisation Gehlen und spätere Chef des Bundesnachrichtendienstes, Reinhard Gehlen, bemerkt hierzu in seinen Erinnerungen von 1971, dass bei dieser Verhaftungswelle vor allem Personen in die Hände der Staatssicherheit fielen, die weder mit der Organisation Gehlen noch mit anderen westlichen Organisationen irgend etwas zutun gehabt hatten.

Druckversion vorherige Seite








KontaktImpressum