Oktober 1953 - Teil 2
Am 9. Oktober wählt der Bundestag mit großer Mehrheit Konrad Adenauer erneut zum Bundeskanzler. In seiner Regierungserklärung vor dem Bundestag am 20. Oktober 1953 betont Adenauer: "Das oberste Ziel der Bundesregierung bleibt weiterhin die Wiedervereinigung Deutschlands in Frieden und Freiheit." Auf Veranlassung des Kanzleramtes sind sechs interministerielle Arbeitsgruppen gebildet worden, die sich mit allen Fragen der Wiedervereinigung, eines Friedensvertrages mit der Sowjetunion und mit den deutschen Gebieten jenseits der "Oder-Neiße-Linie" befassen. Ziel der Arbeitsgruppen ist es, Material zu erstellen, das bei eventuellen Vier-Mächte-Verhandlungen den Standpunkt der Bundesrepublik dokumentiert.
Am 13. Oktober gründet sich das Streikkomitee 17. Juni 1953 in Westberlin aus ehemaligen Teilnehmern am Aufstand. Ziel ist es, den Protest nicht vergessen zu lassen und auf die damit verbundenen Repressionen in der DDR aufmerksam zu machen.
Bericht über die Gründung des Streikkomitees 17. Juni 1953 in Westberlin (RIAS Berlin, 13.10.1953)
In der DDR-Bevölkerung wächst Unmut, weil die angekündigten Preissenkungen noch nicht umgesetzt worden sind. Am 15. Oktober 1953 reagiert die SED-Führung mit der Senkung der Lohnsteuer ab dem kommenden Monat. Wenige Tage später, am 24. Oktober 1953, beschließt der Ministerrat die bisher größte Preissenkung für Nahrungsmittel und Gebrauchsgüter. Insgesamt werden die Preise für rund 12.000 Warenarten, die es in den freien HO-Läden zu kaufen gibt, um 10 bis 50 Prozent gesenkt. Dadurch soll bis zum Ende des Jahres eine Erhöhung der Kaufkraft um 540 Millionen DM möglich werden. Doch die Preissenkungen beziehen sich zum großen Teil auf minderwertige und bisher schlecht absetzbare Waren. Die Preise für Butter, Brot und Zucker bleiben unverändert.
Kommentar zum Neuen Kurs und zur weiteren Verbesserung der Lebenslage (DDR-Rundfunk, 15.10.1953)
Kommentar Karl-Eduard von Schnitzlers über den Ministerratsbeschluss zu den Preissenkungen
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