HOME CHRONIK KARTE MATERIAL FORUM VERANSTALTUNGEN
ausfuehrliche suche

November 1952 - Teil 3

Der nach Westberlin geflohene Abteilungsleiter aus dem DDR-Versorgungsministerium, Fritz Hantke (LDP), schildert die Situation anders. In einem Interview im Westen berichtet er über große Lieferungslücken bei Fleisch (176.000 Tonnen), Gemüse (200.000 Tonnen), Schlachtfetten (50 Tonnen) und Butter (14.000 Tonnen durch fehlende Importe) in der DDR. Diese Fehlmengen wären vor allem durch den gesteigerten Bedarf der im Aufbau begriffenen militärischen Verbände verursacht. Darüber hinaus würden Lebensmittel im großen Stil ausgeführt, um im Rahmen von Kompensationsgeschäften im Gegenzug Materialien für die Aufrüstung und den wirtschaftlichen Aufbau einzuführen.

Aus der Rede Otto Grotewohls zur Flucht Hantkes, 9.12.1952 (DDR-Rundfunk)

Mp3-File O-Ton (mp3)

Die SED-Spitze sieht demgegenüber eine entscheidende Ursache für die Versorgungsprobleme im "Schlupfloch" Westberlin. Der Magistrat von Ost-Berlin verbietet am 27.11.1952 wegen der Ernährungskrise den Verkauf von Lebensmitteln an Westberliner, die bis dahin den für sie günstigen Wechselkurs der Währungen – 100 Ostmark entsprechen 22,10 DM – zum Einkauf im Osten der Stadt genutzt haben.

Verlesung der Anordnung, dass Westberliner nicht mehr im Ostsektor einkaufen dürfen, 28.11.1952 (DDR-Rundfunk)

Mp3-File O-Ton (mp3)

Kommentar von Karl Eduard von Schnitzler zum Verkaufsverbot an Westberliner, 28.11.1952 (DDR-Rundfunk)

Mp3-File O-Ton (mp3)

Reportage: Einkaufsverbot für Westberliner, 29.11.1952 (RIAS)

Mp3-File O-Ton (mp3)

Trotz der stärker werdenden Unzufriedenheit im Land und der zunehmenden wirtschaftlichen Probleme wird auf der 10. Tagung des ZK der SED (20.-22.11.1952) noch einmal ausdrücklich und unmissverständlich erklärt, dass die Festlegungen der II. Parteikonferenz vom Juli 1952 richtig und unumstößlich seien. Zugleich soll ein "schonungsloser Kampf gegen alle Spielarten des Sozialdemokratismus" geführt werden.

Ein Schwerpunkt der Tagung des ZK ist die Frage der Kollektivierung und die Forcierung der Gründung von landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften. Den so genannten Großbauern wird damit gedroht, dass unter Anwendung der Gesetze der DDR derjenige Teil der Großbauernschaft streng bestraft wird, "der die staatliche Hilfe und den Boden ausnützt, seinen Verpflichtungen gegenüber dem Staat nicht nachkommt, den Erfassungsplan unterminiert und die Maßnahmen der Partei und der Regierung sabotiert."

"Kommuniqué der 10. Tagung des ZK der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands"

mehr zur ausführlichen Version
Druckversion zur Druckversion (.pdf)


Druckversion vorherige Seite
Druckversion nächste Seite






KontaktImpressum