März 1953 - Teil 5
Auf die Belegschaften in den Betrieben wirkt es wie Hohn, dass ausgerechnet der FDGB sich an die Spitze einer "Bewegung für die Erhöhung der Arbeitsnormen" stellt. Die Belegschaften sollen "freiwillig" mehr arbeiten: "Jetzt mit der Erhöhung der Arbeitsnormen beginnen", fordert FDGB-Spitzenfunktionär Otto Lehmann im "Neuen Deutschland" vom 13. März und löst damit eine Serie von Artikeln mit Schlagzeilen wie "Arbeitsnormen richtig festlegen" (22.März 1953) oder "Wir erhöhen unsere Normen freiwillig um 10%" (26. März 1953) aus. Mit der Normerhöhung helfen alle mit, heisst es am 31. März in der FDGB-Tageszeitung "Tribüne", "nicht nur unsere Pläne in allen Positionen zu erfüllen, sondern sie ermöglichen es unserem Staat zugleich, die zusätzlichen Aufgaben zur Stärkung der Verteidigungskraft unserer Republik zu lösen."
Über die Arbeitsbedingungen, die Neuererbewegung und Normerhöhungen im Mansfelder Revier berichtet Ehrhart Schmidt, damals Bergmann im Kupferschiefer-Bergbau, Mansfelder Revier (Fortschrittsschacht I).
Zeitzeugen-Bericht von Ehrhart Schmidt
An der Ostseeküste ist im Februar und März die "Aktion Rose" angelaufen: Private Hotel- und Pensionsbesitzer werden mit konstruierten Beschuldigungen - Steuerschulden, Lebensmittelhortung, Verletzung anderer Wirtschaftsvorschriften oder unter sonstigen Vorwänden, die eine Verletzung geltenden DDR-Rechts darstellen würden -, verhaftet und enteignet. Die Beute wird häufig dem FDGB zugeschlagen, der mit den Gästehäusern nach nationalsozialistischem Vorbild ("Kraft durch Freude") eine eigene Ferienorganisation aufbaut. Politisch dient die Enteignungs-Aktion der "Einengung des privaten Wirtschaftssektors" und der Liquidierung des Mittelstandes.
Die Zeitschrift der Volkspolizei feiert die Enteignung als "harten Schlag gegen Schieber, Spekulanten und Agenten der imperialistischen Spionagezentralen"; der Historiker Falco Werkentin stellt die Aktion aus der Sicht davon Betroffener dar.
Falco Werkentin, Zum Beispiel Frau Fridrich aus Kühlungsborn
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