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März 1953 - Teil 4
Mit maßloser Polemik verurteilen alle Fraktionen der Volks- und Länderkammer der DDR in einer gemeinsamen Erklärung vom 20. März die Ratifizierung der Verträge durch den Bundestag als gegen den Willen der Mehrheit des deutschen Volkes gerichteten "Staatsstreich" Adenauers. Die nationale Pflicht und Ehre jedes Deutschen gebiete es, "am Kampf zum Sturz dieses Regimes des nationalen Verrats teilzunehmen".
Im März wird in der DDR ein ganzes Paket weitreichender Steuer- und Preiserhöhungen beschlossen. Am 5. März wird die Einkommens- und Handwerkssteuer mit der "Verordnung zur Änderung der Einkommensbesteuerung" und der "Zweiten Handwerkssteuerverordnung" erhöht. Besonders die privaten Unternehmer und Geschäftsleute werden damit zur Kasse gebeten.
Am 17. März folgt eine Aufhebung der bisherigen Fahrpreisermäßigungen, die zum 1. April in Kraft tritt. Die Ermäßigung von 75 Prozent für Arbeiterrückfahrkarten entfällt damit, was als besonders bitter empfunden wird.
Zwei Tage später, am 19. März, wird die "Verordnung über die Herausnahme der freiwilligen Versicherungen aus der Sozialversicherung" erlassen, wodurch vor allem Selbstständige aus der allgemeinen Kranken- und Sozialversicherung ausgeschlossen werden. Bei der fälligen Neuversicherung sind höhere Prämien zu entrichten.
Der "schaffenden Intelligenz" werden ebenfalls am 19. März durch die "Verordnung zur Änderung der Aufgaben des Förderungsausschusses für die deutsche Intelligenz" die verbilligten Sonderzuteilungen von Konsumgütern mit Wirkung ab 1. Mai gestrichen.
Zu einem besonders schwarzen Tag wird für viele Arbeiter eine Verordnung vom 26. März, mit der die Preise für Branntwein erhöht werden.
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