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August 1953 - Teil 2

In einer Rede vor den Stahlwerkern in Hennigsdorf, die am 17. Juni durch Westberlin ins Zentrum Ostberlins marschiert waren, erklärt Fritz Selbmann die Generallinie der SED für prinzipiell richtig. Am 17. Juni habe kein Streik, sondern der Versuch eines faschistischen Staatsstreiches stattgefunden. "Marschiert man bei einem Streik nach West-Berlin", fragt er die Arbeiter, "einige in Holzpantinen, (...) und lässt sich dort mit Kaffee bewirten, (...) mit Beförderungsmitteln des Reuter-Senats nach dem Ostsektor bringen? Seit wann loben die Kapitalisten die Arbeiter, wenn sie streiken?" Überwiegend schweigend hören sich die Arbeiter die Tiraden des Ministers an.

Fritz Selbmann, Der neue Kurs und die Frage der Macht (Rede-Auszüge), 5.8.1953

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Auf die Lebensmittelpaket-Hilfe des Westens reagiert das SED-Zentralkomitee am 5. August mit einer "Erklärung zu den neuen Provokationsversuchen".

Darin heißt es: "Die faschistische Kriegsprovokation brach zusammen; aber die Provokateure haben ihre Ziele nicht aufgegeben. (...) [J]etzt versuchen sie, die Menschen unserer Republik mit Lebensmittelpaketen zu kaufen, sie mit Büchsenfett zu ködern. (...) Noch nie haben Kapitalisten etwas verschenkt. (...) Sie geben Konserven und fordern Namen, Adressen und Personalausweisnummern für ihre Agentenlisten der Spionagezentralen. Sie geben Konserven und fordern Angaben über die Produktionsstätten unserer volkseigenen Industrie. Sie geben Konserven und fordern zur Hetze gegen unsere staatliche Ordnung der Arbeit und des Friedens auf. Sie geben heute Konserven und Hetzschriften, morgen Spionageanweisungen und Sprengstoffe und übermorgen wollen sie mit Atombomben kommen, um das ganze deutsche Volk zu versklaven. (...) Wer vom Ami frißt, stirbt daran! Fallt den Würdelosen in den Arm, die für ein amerikanisches Linsengericht ihr Vaterland verkaufen wollen! Sorgt dafür, daß kein Werktätiger vergiftete Brosamen vom Tisch der Herren des Kapitals und des Krieges aufliest! (...) Zerschlagt die faschistische Untergrundorganisation in den Betrieben und Arbeitsstellen. Entfernt die Provokateure aus den Betrieben."

Zur Abschreckung werden in den folgenden Tagen und Wochen immer wieder Menschen, die sich die "Bettelpakete der Amis" geholt haben, öffentlich an den Pranger gestellt.

Ein "Bericht über die Versorgungslage der Bevölkerung", der am 7. August im SED-Politbüro kursiert, zeigt auf, dass bei vielen Lebensmitteln Versorgungsschwierigkeiten bestehen.

Am Beispiel der Maschinenbau-Industrie wird zudem sichtbar, dass die kurzfristige Umstellung der Betriebe auf die Produktion von Konsumgütern große Probleme bereitet.

Reportage des DDR-Rundfunks über "Bettelpaket"-Abholer, 2.8.1953 (DDR-Rundfunk)

Mp3-File O-Ton (mp3)

RIAS-Bericht über die Versuche der DDR, die Lebensmittelaktion zu stören, 4.8.1953

Mp3-File O-Ton (mp3)

SED-ZK, "Erklärung zu den neuen Provokationsversuchen", 5.8.1953

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SED-ZK, Bericht über die Versorgungslage der Bevölkerung, 7.8.1953

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Bericht über die Überprüfung der Maßnahmen zur Erweiterung der Produktionsmöglichkeiten für Waren des Massenbedarfs, 7.8.1953

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