Dezember 1953 - Teil 2
In der DDR urteilt das Justizwesen im Dezember 1953 vor allem über "Saboteure", "Spione", "Boykotthetzer", "Gerüchteverbreiter" und "Diversanten". Am 12., 14., 21., 22. und 30. Dezember 1953 werden in Magdeburg, Halle, Berlin, Cottbus und Dresden 34 Urteile zwischen 6 Jahren und lebenslänglich verhängt. Das am 23. September 1953 von einem sowjetischen Militärtribunal verhängte Todesurteil gegen Dr. Linse (Vgl. Monatschroniken Juli und November 1952) wird am 15. Dezember in Moskau vollstreckt.
Im November 1953 wird in einer Reportage unter anderem noch einmal über die Entführung von Dr. Linse berichtet (RIAS Berlin , 27.11.1953)
Nachdem im November in einer Großaktion die Anträge für die neuen Personalausweise abgegeben worden sind, kommt es im Verlauf des Dezembers 1953 zur Ausgabe der neuen Personaldokumente an die Bevölkerung. (Vgl. Monatschronik November 1953)
Während in der Bundesrepublik der Wohnungsbau floriert und sich der Wohnungsmarkt langsam zu entspannen beginnt, ist die Wohnungssituation in der DDR immer noch katastrophal. Zwar hat sich die Zahl der fertig gestellten Wohnungen in der DDR mehr als verdoppelt (1952 zu 1953: von 17.463 auf 38.346), aber mit der Dynamik des Wohnungsbaus im Westen Deutschlands kann die DDR nicht mithalten.
Abhilfe soll die am 10. Dezember 1953 vom DDR-Ministerrat beschlossene "Verordnung über die weitere Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiter und der Rechte der Gewerkschaften" schaffen. Unter anderem ermöglicht diese Verordnung die Bildung von "Arbeiter-Wohnungsbau-Genossenschaften" (AWG), in denen Arbeiter zu günstigen Bedingungen auf eine Wohnung sparen können. Darüber hinaus werden durch diese Verordnung die Betriebe aufgefordert, ein eigenes Erholungswesen aufzubauen. Für Urlaubsreisen des FDGB werden Preisermäßigungen festgelegt. Presse und Rundfunk der DDR sind bemüht, ein positives Bild über die Versorgungslage in der DDR zu zeichnen.
Bericht von Fritz Selbmann über die Sicherung der Stromversorgung für die Bevölkerung (DDR-Rundfunk, 3.12.1953)
Kommentar Karl-Eduard von Schnitzlers über die soziale Lage der Menschen in der DDR (DDR-Rundfunk, 13.12.1953)
Gesetzblatt der Deutschen Demokratischen Republik, 10.12.1953 (Auszug)
Während offiziell von einer stabilen und ausreichenden Versorgung in der DDR gesprochen wird, versorgt sich die DDR-Bevölkerung zur Weihnachtszeit in Westberlin mit Waren, die in Ostberlin oder im Lande nicht oder nur in schlechterer Qualität zu bekommen sind.
Bericht über Weihnachtseinkäufe der Ostberliner und DDR-Bevölkerung in Westberlin (RIAS Berlin, 18.12.1953)
Bis zum Ende des Jahres (31. Dezember) haben sich mehr als 560 LPG aufgelöst. Weitere folgen im Verlauf des Jahres 1954. Insgesamt sind ca. 33.000 Mitglieder (= 22 Prozent) ausgetreten, die von Produktionsgenossenschaften bewirtschaftete Fläche schrumpft um etwa 16 Prozent. Eine Reihe sogenannter "Vorzeige-LPG" wie die in Worin (Bezirk Frankfurt/Oder) schließen das Jahr mit finanziellen Verlusten ab. Die Gründung von LPG hat einen vorläufigen Schlusspunkt erreicht, allerdings ist eine sozialistische Großraumwirtschaft als Fernziel der SED-Führung bereits wieder festgeschrieben. Die Staatssicherheit stellt zudem eine steigende feindliche Tätigkeit auf dem Lande fest und beschließt am 30. Dezember 1953 eine "erhöhte Arbeit der Organe der Staatssicherheit in der Landwirtschaft".
Dienstanweisung Nr. 47/53 über die erhöhte Arbeit der Organe der Staatssicherheit in der Landwirtschaft, 30.12.53
Bericht einer Bäuerin über das Leben auf dem Lande (DDR-Rundfunk, 15.12.53)
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