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1. Juni 1953 (Montag)

Das Ergebnis der im Mai 1953 in der KPdSU-Führung geführten deutschlandpolitischen Diskussionen liegt schriftlich vor: Der sowjetische Außenminister Molotow legt dem Ministerrat der UdSSR ein Papier mit dem Titel "Maßnahmen zur Gesundung der politischen Lage in der DDR" zur Beschlussfassung vor. Die SED-Spitze wird für den nächsten Tag nach Moskau beordert.

In der westböhmischen Stadt Pilsen protestieren spontan tausende Arbeiter der Skoda-Werke gegen die Ende Mai 1953 beschlossene Währungsreform, die vor allem zu Lasten der Sparguthaben der kleinen Leute geht. Die demonstrierenden Arbeiter besetzten das Stadtzentrum von Pilsen. Nur durch den Einsatz von Polizei und Armee kann die Lage in Pilsen wieder unter Kontrolle gebracht werden.

Jiri Pernes, Die Währungsreform in der Tschechoslowakei

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In der DDR geben die Betriebsleitungen den Belegschaften bekannt, wie die am 28. Mai 1953 verordnete zehnprozentige Normerhöhung rechnerisch umgesetzt werden soll. Es wird dabei deutlich, dass sie sich im Prinzip als Lohnsenkung in der gleichen Höhe auswirken wird.

In einer Reihe von Betrieben fallen zudem aufgrund eines falschen Berechnungsansatzes die Normanhebungen noch höher als zehn Prozent aus. Aus Fürstenwalde, Hennigsdorf und Chemnitz-Borna und anderen Orten werden Arbeitsniederlegungen gemeldet.

Im Lokomotiv- und Elektroapparatewerk Hennigsdorf streikte ein Teil der Belegschaft schon am 30. Mai 1953. Im Bericht an die SED-Bezirksleitung Potsdam wird über den Streik in Hennigsdorf vermerkt: "Sie brachten zum Ausdruck, dass bei diesem Lohnabbau ihre Kinder verhungern müssten."

Pressestimmen West:

Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" geht unter der Überschrift "Unsicherheit" auf die unterschiedlichen Beurteilungen ein, die die Ernennung Semjonows zum Oberkommissar in Berlin hervorgerufen hat: "Der Widerspruch in den Auffassungen bleibt kennzeichnend genug für die Unsicherheit, die im Westen notwendigerweise bei der Beurteilung russischer Maßnahmen herrscht. Das System ist viel zu undurchsichtig, als daß auch sehr kluge Beobachter unmittelbar nach einem Ereignis in Moskau gleich seine Tragweite übersehen können. Der Westen vergibt sich nichts, wenn er dies anerkennt und in Zukunft mit einer Stellungnahme wartet, bis sich der Sinn einer russischen Maßnahme ein wenig übersehen läßt."





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