23. Juni 1953 (Dienstag) - Teil 1

In Bonn tritt um 9.30 Uhr das Bundeskabinett zusammen. Der Bundeskanzler teilt mit, dass er am Sonntag an die Regierungschefs der Vereinigten Staaten, Großbritanniens und Frankreichs einen dringenden Appell gerichtet habe, die unhaltbaren Zustände in der Sowjetzone zu beseitigen.

Um 10.00 Uhr verlässt Adenauer die Kabinettssitzung, um sich nach Berlin zu begeben, wo eine Trauerkundgebung für die Opfer des 17. Juni 1953 vor dem Rathaus Schöneberg stattfindet. Rund 125.000 Menschen versammeln sich dort. Vor dem Rathaus sind die Särge von sieben Opfern aufgestellt. Einer der Särge ist leer und steht symbolisch für den am 18. Juni 1953 hingerichteten Westberliner Willy Göttling. Es sprechen Bundeskanzler Adenauer, der Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen, Jakob Kaiser, und der Regierende Bürgermeister von Berlin, Ernst Reuter.

Im ganzen Bundesgebiet und in Westberlin werden zwischen 15.00 und 15.05 Uhr Gedenkminuten für die Opfer des 17. Juni 1953 eingelegt.

Reden von Bundeskanzler Konrad Adenauer, Bundesminister Jakob Kaiser und Ernst Reuter, Regierender Bürgermeister von Berlin, auf der Trauerkundgebung in Berlin, 23.6.1953

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Reden von Adenauer und Reuter vor dem Rathaus Schöneberg, 23.6.1953

		O-Ton (mp3)

In Ostberlin fasst das SED-Politbüro Beschlüsse über die zusätzliche Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungs- und Konsumgütern. Darüber hinaus werden Maßnahmen zur Förderung der Produktion des Handwerks und der privaten Industrie getroffen. Gegen 14.00 Uhr liegt zudem ein zusammenfassender Bericht über die Stimmung in der Bevölkerung zur ZK-Erklärung vom 21.6.1953 vor. Erneut wird auf die abwartende Haltung der Bevölkerung und auf die geringe Verbundenheit mit der SED-Führung verwiesen. Aus Dresden wird gemeldet, "dass man endlich Taten sehen will".

Protokoll der SED-Politbürositzung, 23.6.1953