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17. Juni 1953 - Teil 1

In den frühen Morgenstunden des 17. Juni finden um Berlin herum Truppenbewegungen statt. Motoren- und Kettengeräusche sind zu vernehmen: Sowjetische Panzer rollen auf Berlin zu. Ihr Ziel ist zunächst das politische und militärische Hauptquartier der sowjetischen Besatzungsmacht in Berlin-Karlshorst. Die dort stationierte 12. Panzerdivision wird verstärkt.

In Karlshorst finden sich in dieser Nacht auch SED-Chef Ulbricht, Ministerpräsident Grotewohl, der Chef des Staatssicherheitsdienstes, Wilhelm Zaisser, und andere Mitglieder des Politbüros ein. Gemeinsam mit der sowjetischen Führungsspitze beraten sie den möglichen Einsatz der deutschen Polizei- und Sicherheitskräfte und der sowjetischen Truppen für den kommenden Tag.

Niemand in Karlshorst denkt zu diesem Zeitpunkt daran, daß es in wenigen Stunden überall im Land zu einem Aufstand kommen wird. Als Krisengebiet gilt einzig Ostberlin und als eigentliche Unruhestifterin wird Westberlin identifiziert. Der Einsatz der ostdeutschen Polizei und der sowjetischen Truppen wird deshalb zunächst allein auf Ostberlin zugeschnitten.

Da sich ein Großteil der in der DDR befindlichen sowjetischen Militärmaschine im Manöver befindet, ist die Besatzungsmacht hochgradig einsatzbereit. In den Morgenstunden des 17. Juni löst das sowjetische Oberkommando in allen Garnisonen und bei den Truppen im Manövergelände erhöhte Gefechtsbereitschaft aus. Parallel dazu wird im Umland von Berlin auch die Kasernierte Volkspolizei (KVP) in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Einsatzkommandos der KVP aus Potsdam und anderen Standorten werden zur Verstärkung der Polizeitruppen nach Berlin abkommandiert. Etwa gegen 5.00 Uhr herrscht auch bei der KVP die höchste Alarmstufe.

Die ganze Nacht durch bis in den Morgen berichtet RIAS Berlin über die Protestaktion des Vortages. Ort und Zeitpunkt der für den Morgen in Ostberlin geplanten Demonstration werden mehrfach bekanntgegeben. Der West-Berliner DGB-Vorsitzende Ernst Scharnowski unterstützt in einem Aufruf an die "Ost-Berliner Kolleginnen und Kollegen", der am Morgen ab 5.36 Uhr insgesamt viermal über den RIAS verbreitet wird, die Forderungen der Bauarbeiter nach Aufhebung der Normerhöhungen. Ein Aufruf zum Generalstreik ist ihm verboten worden. Er könne den Menschen "in der Ostzone und in Ost-Berlin" keine Anweisungen, nur "gute Ratschläge" geben, heißt es in seiner Erklärung. Scharnowski fordert die Ost-Berliner Bevölkerung auf, die Bauarbeiter nicht im Stich zu lassen: "Tretet darum der Bewegung der Ost-Berliner Bauarbeiter, BVGer und Eisenbahner bei, und sucht Eure Strausberger Plätze überall auf."

Aufruf des West-Berliner DGB-Vorsitzenden Ernst Scharnowski, RIAS, 17.6.1953

Mp3-File O-Ton (mp3)


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