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17. Juni 1953 - Teil 2
Im Sendegebiet des RIAS wird die Botschaft hunderttausendfach vernommen, weitererzählt und diskutiert. Die Westberliner Zeitungen berichten ausführlich über den Vortag: "Ostberlin in Aufruhr - Demonstrationen bis in die Nacht - Tausendfacher Ruf: Freie Wahlen!", lautet etwa die Schlagzeile des "Telegraf". Pendler, Reisende und das Fernsprechnetz transportieren die Informationen nach draußen in die DDR.
Im SED-Zentralorgan "Neues Deutschland" erscheint der Beschluß des Politbüros, daß die obligatorischen Normerhöhungen falsch waren und zurückgenommen werden. Allerdings wird die Schuld für die Ereignisse des Vortages nicht der eigenen Politik, sondern Westberlin zugewiesen.
Doch auf den Straßen geht es schon nicht mehr allein um die Normerhöhungen. Seit 7.00 Uhr laufen die Standleitungen und Telefonverbindungen in den Berliner Zentralen der SED, der Staatssicherheit, der Polizei und bei der sowjetischen Besatzungsmacht in Karlshorst heiß: immer mehr Meldungen nicht nur aus Berlin selbst, sondern aus dem ganzen Land gehen ein über Arbeitsniederlegungen, Streiks und sich formierende Demonstrationszüge.
Aufnahmen aus dem MfS-Lehrfilm "Kühler Kopf, heisses Herz, saubere Hände" [Quelle: BStU]
Schnell kristallisieren sich in den nächsten Stunden Schwerpunkte heraus: Berlin, Bitterfeld, Halle, Gera, Jena, Leipzig, Magdeburg, Brandenburg und Görlitz.
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Der RIAS berichtet ab 7.00 Uhr halbstündlich über die anlaufenden Demonstrationen in Berlin; aus den DDR-Bezirken dagegen gibt es kaum Informationen. Reporter des RIAS stehen an der Berliner Sektorengrenze, wagen sich aber nur selten einige Meter in den Ostsektor vor.
RIAS-Reporter befragen Bauarbeiter, die sich der Demonstration angeschlossen haben, 17.6.1953, vormittags
RIAS-Reportage vom Columbushaus, 17.6.1953, zwischen 10.00/10.30 Uhr
Weder in Ostberlin noch in den Bezirken sind die Polizei- und Sicherheitskräfte in der Lage, die häufig unüberschaubare Anzahl von Demonstrationszügen aufzuhalten, geschweige denn aufzulösen. Nach kurzer Zeit ist lediglich nur noch eine Sicherung der wichtigen Objekte und zentralen Gebäude möglich; bald sind die deutschen Polizei- und Sicherheitskräfte - zudem mangelhaft ausgerüstet - auch damit hoffnungslos überfordert. Und die sowjetischen Truppen halten sich zunächst zurück.
PdVP Berlin, Lagebericht Nr. 168 des Operativstabes PdVP vom 17./18.6.1953
Der Polizeipräsident in Berlin, Meldungen anläßlich der Demonstrationen im Ostsektor am 17.6.1953
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