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13. Juni 1953 (Samstag)

Nach den Protestausbrüchen des Vortages gegen die Normerhöhung sind Agitatoren der SED und des FDGB auf den Baustellen in der Stalinallee im Großeinsatz. Die Stimmung unter den Bauarbeitern ist noch gespannter als am Tag zuvor. Überall haben sich kleine Gesprächs- und Diskussionsgruppen gebildet. Es wird nicht gearbeitet. Immer wieder geht es um die Normen und darum, das die Arbeiter für die Fehler der SED-Führung bezahlen sollen. Ein Arbeiter kommentiert den neuen Kurs mit den Worten: "Den Kapitalisten macht ihr Geschenke, uns beutet ihr aus." Den Agitatoren gelingt es schließlich, die am Vortag angekündigte Versammlung im Gewerkschaftshaus des FDGB zu verhindern.

Am Nachmittag findet eine gesellige Dampferfahrt der Bauarbeiter verschiedener Berliner Baustellen auf dem Müggelsee statt. Unter den Teilnehmern befinden sich viele Arbeiter von der Stalinallee. Die Stimmung ist aufgrund der ungeklärten Normenfrage äusserst gereizt. Am Ende der Dampferfahrt steht fest: Am Montag, dem 15. Juni, wird gestreikt.

Auf einer außerordentlichen Sitzung des SED-Politbüros wird über die praktische Durchführung der Beschlüsse vom 9. und 11. Juni diskutiert. Rudolf Herrnstadt legt "Notizen für eine Entschließung des ZK auf dem 14. Plenum" vor. Im Protokoll der Sitzung ist festgehalten: An der Diskussion "nahmen alle Genossen ausführlich teil."

Notizen für eine Entschließung des ZK auf dem 14. Plenum,13.6.1953

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Blatt mit handschriftlichen Aufzeichnungen Walter Ulbrichts während der außerordentlichen Politbürositzung: " Atmosphäre im PB ändern."

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Der im SED-Zentralkomitee erstellte Tagesbericht über die Stimmung in der DDR zeigt: Es stösst auf Kritik, dass sich kein führender SED-Funktionär im Rundfunk oder in der Presse zur neuen Lage äußert und Position bezieht. Immer wieder taucht das Argument auf, dass die Schuldigen an den Fehlern genau so zur Verantwortung gezogen werden müssen wie ein Arbeiter, der in der Produktion Fehler macht. Die DDR-Regierung wird vielfach als nicht mehr vertrauenswürdig eingeschätzt. Es werden der Rücktritt der Regierung und geheime Neuwahlen gefordert. Allgemein erwartet die Arbeiterschaft, dass die nächste Maßnahme die Rückgängigmachung der Normerhöhung ist.

SED-ZK, Tagesbericht Nr. 5 über die Stimmung in der Bevölkerung vom 13.6.53, 23.00 Uhr

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Pressestimmen West:

Unter der Überschrift "Prüfstein" befasst sich der in Westberlin erscheinende "Telegraf" in einem Kommentar mit dem Stand der Verhandlungen über einen Friedensvertrag für Österreich: "Ein charakteristisches Beispiel dafür, daß die Sowjets ihre Friedenspropaganda nicht durch Taten glaubhaft gemacht haben, ist ihre Verschleppungstaktik in der Frage des österreichischen Staatsvertrages. Sie haben es immer wieder verstanden, zu verhindern, daß die Verhandlungen um den Vertrag, der die politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit Österreichs sicherstellen soll, zu einem positiven Ergebnis führten. Es ist schon eine Tragikomödie, daß im Laufe der Jahre 260 Sitzungen ergebnislos verlaufen sind. Dabei spielten sich die Sowjets stets als die Vertreter der "nationalen Interessen" des von ihnen ausgebeuteten österreichischen Volkes auf."

Pressestimmen Ost:

Der Kommentar "Zu den Beschlüssen des Politbüros des Zentralkomitees der SED" im "Neuen Deutschland" befasst sich mit dem am 9. Juni 1953 verabschiedeten Maßnahmenpaket: "Mit diesem bedeutsamen Kommuniqué des Politbüros tritt unsere Partei vor die Massen des Volkes hin und erklärt frei und offen: Wir haben in der Vergangenheit ein Reihe ernster Fehler begangen. Das höchste Streben unserer Partei besteht darin, unermüdlich für die Interessen und das Wohl unseres Volkes zu arbeiten und zu sorgen. Deshalb scheuen wir uns nicht, vor aller Augen die Fehler aufzudecken: denn wir wissen, daß die Erkenntnis von Fehlern die erste und unbedingte Voraussetzung für deren schnelle Überwindung ist. So geziemt es sich für eine marxistisch-leninistische Kampfpartei. Gerade damit beweist sie ihre Ernsthaftigkeit, Volksverbundenheit und Stärke."







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