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8. Juni 1953 (Montag)

Im Gebäude des SED-Zentralkomitees in Ostberlin kommen alle Ersten Bezirkssekretäre der SED zusammen. Sie wurden ursprünglich vom Sekretariat des ZK schon am 3. Juni 1952 nach Berlin bestellt, um über den Stand des Normenbeschlusses zu berichten.

Nun werden die SED-Bezirks-Chefs über die bevorstehende politische Kehrtwendung informiert. Sie erhalten erste Instruktionen über das weitere Vorgehen. Zudem unterrichtet man sie über die schon am 3.6.1953 beschlossene Anweisung zur besseren Organisation des Informationssystems. Das Rundschreiben hierfür wird den Bezirksleitungen am nächsten Tag zugesandt. Die 1. Sekretäre werden darauf aufmerksam gemacht, dass die Verletzung der Informationspflicht streng bestraft wird. Ab dem 9.6.1953 müssen die Bezirks- und Kreisleitungen "Tagesmeldungen" an die Zentrale liefern. Die Meldungen sind täglich in der Zeit zwischen 16.00 und 18.00 Uhr an das ZK weiterzugeben.

In Westberlin ist Bundesinnenminister Robert Lehr (CDU) aus Bonn zu Besuch. Er eröffnet das Bundesverwaltungsgericht und den Bundesdisziplinarhof im ehemaligen Gebäude des Preußischen Oberverwaltungsgerichtes in der Hardenbergstraße im Westteil der Stadt. Lehr betont in seiner Eröffnungsansprache, dass die Verlegung von Bundesdienststellen nach Westberlin nicht nur zeigt, dass Westberlin zur Bundesrepublik gehört, sondern durch solche Akte auch demonstriert wird, dass beide Teile Berlins und ganz Deutschland zusammengehören.

Pressestimmen West:

Die Münchener "Süddeutsche Zeitung" untersucht in "Diplomaten statt Militärs" die Änderungen in den Führungsebenen der sowjetischen Besatzungszonen in Deutschland und Österreich: "Wenn jetzt Diplomaten statt Militärs die Leitung der Sowjetpolitik in Berlin und Wien übernehmen, so bedeutet das in erster Reihe eine Anpassung an die Umwandlung der entsprechenden Posten der Westmächte. In Wien verhandeln die Kommissare aller vier Besatzungsmächte noch jeden Freitag miteinander. Der gemütlich-bärbeißige Swiridow hat in ihrem Kreis keine schlechte Figur gemacht, zumal er einen geschickten Diplomaten als ständigen Berater hatte. Von dem neuen Botschafter mag sein unmittelbarer Vorgesetzter Molotow vielleicht die Entfaltung noch größerer Verhandlungskünste erwarten. Er setzt solche Künste sicherlich bei Semjonow in Berlin voraus, der Deutschland schon seit den dreißiger Jahren kennt. Moskau will also seine Diplomatie nicht nur am Thema Deutschland, sondern auch auf deutschem Boden exerzieren."





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