2. Juni 1953 (Dienstag)
Der Ministerrat der UdSSR behandelt auf der Grundlage des seit dem Vortage vorliegenden Papiers die DDR-Problematik. Die "Maßnahmen zur Gesundung der politischen Lage in der DDR" werden bestätigt und als Verfügung des Ministerrates erlassen.
Spitzenvertreter der SED - Walter Ulbricht, Otto Grotewohl und Fred Oelßner - treffen in Moskau ein.
In der DDR-Presse erscheinen vermehrt propagandistische Artikel über die Normenfrage. Zugleich häufen sich in den Bezirks- und Kreisleitungen der SED die Meldungen über "starke ideologische Unklarheiten" der Arbeiter hinsichtlich des Normbeschlusses des DDR-Ministerrates.
"Ist Schlosser Schermer nun überzeugt?" - Zum Beschluß der Regierung über die Normerhöhung, ND, 2.6.1953
In Bonn behandelt das Bundeskabinett Fragen des Interzonenhandels mit der DDR. Wirtschaftsminister Ludwig Erhard regt eine Kreditgewährung an, "um den Warenaustausch mit der Sowjetzone wieder in Fluß zu bringen". Es wird eine Ausweitung des Kreditrahmens von 20 auf 30 Millionen DM beschlossen.
Protokoll der Sitzung des Bundeskabinetts zum Thema "Interzonenhandel", 2.6.1953 (Auszug)
Im Auftrag von Bundeskanzler Konrad Adenauer reist der Leiter der Politischen Abteilung des Auswärtigen Amtes, Herbert Blankenhorn, nach Washington. Er soll die Haltung Adenauers bei der Deutschlandfrage erläutern und eine Konsultation der Bundesregierung bei den bevorstehenden Verhandlungen der Vier Mächte über Deutschland erreichen. (Vgl. Monatschronik Mai 1953)
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In der Westminster Abbey in London wird die britische Königin gekrönt. Die Krönungsfeierlichkeiten von Elisabeth II. werden erstmalig im Rahmen der westeuropäischen Eurovision auch im deutschen Fernsehen als Direktübertragung ausgestrahlt.
Krönungsfeierlichkeiten in London: Die neue Queen spricht (englisch), 2.6.1953
(RIAS Berlin)
Pressestimmen West:
Die "Süddeutsche Zeitung" kommentiert unter dem Titel "Atlantikpakt gegen Flüchtlingsnot" die Flüchtlings-Problematik: "Die Not der Heimatvertriebenen in Schleswig-Holstein hat offenbar auch den amerikanischen Hohen Kommissar stark beeindruckt. Bei seinem ersten offiziellen Besuch in diesem nördlichsten Lande der Bundesrepublik erklärte Mr. Conant, die deutsche Flüchtlingsfrage werde sich nicht allein auf europäischer Basis lösen lassen. [...] Beides, das Vertriebenenproblem und die neu hinzugekommene Flüchtlingsfrage, läßt sich in der Tat, wie Mr. Conant feststellte, nur in einem weiten internationalen Rahmen lösen. Es wäre ein Anachronismus von unausdenkbaren Folgen, wollte die westliche Welt die gemeinsame Verantwortung für die Flüchtlinge unter Verkennung der wahren Ursachen der Ost-West-Völkerwanderung auf die bedrängten Länder längs des Eisernen Vorhanges abwälzen. Eine Internationale für die Flüchtlinge, nicht nur in Reden, scheint uns daher geboten."
"Lichtblick für den Steuerzahler" nennt der "Telegraf" aus Berlin die "kleine Steuerreform" der Bundesregierung: "Immerhin ist es für den Steuerpflichtigen einmal eine angenehme Überraschung, daß er bei seinen Lohn- und Gehaltsabzügen oder bei den Zahlungen an das Finanzamt alsbald mit der Kürzung um etwa 15 Prozent rechnen kann. Ein weiterer Wermutstropfen ist es, daß ihm durch die Brotverteuerung und Mieterhöhung im Westen bereits weggenommen ist - und in Berlin weggenommen werden soll -, was er am Steuerabzug vom Lohn und Gehalt erspart."
Pressestimmen Ost:
"Warum setzen die SPD-Führer nicht die Machtmittel der Arbeiterklasse ein?", fragt das "Neue Deutschland": "Seit der Annahme der Kriegsverträge durch den Bonner Bundestag und seit der Amerikareise Adenauers greift das Adenauer-Regime zu immer schärferen faschistischen Terrormaßnahmen gegen die Arbeiterklasse und die werktätige Bevölkerung Westdeutschlands, um die Durchführung der Kriegsverträge mit Gewalt zu erzwingen. Wer sich den versklavenden amerikanischen Schandverträgen widersetzt, wird ohne Ansehen der Person ins Gefängnis geworfen. Schon schmachten Hunderte westdeutscher Patrioten - darunter nicht wenige Sozialdemokraten - ohne Anklageerhebung, ohne die Spur eines Beweises für eine strafbare Handlung, ohne Gerichtsurteil in den Kerkern Adenauers. Während der amerikanische Kanzler auf diese Weise die aktivsten Kämpfer gegen die Kriegsverträge, für Recht und Gesetz auszuschalten versucht, greift er offen und unverhüllt zu Methoden des Staatsstreichs. Die Faschisierung schreitet immer rascher fort, ein Treffen militaristischer Faschisten löst das andere ab. Man sieht, daß Adenauer mit aller Kraft auf die Errichtung einer neuen faschistischen Diktatur und die Entfesselung eines Angriffskrieges zusteuert."
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