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25. Juni 1953 (Donnerstag) - Presseschau

Pressestimmen West:

Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" befaßt sich mit dem Aufstand "In der ganzen Zone": "Nicht nur auf die Hauptstadt war der tapfere, wenn auch aussichtslose Versuch beschränkt, die Freiheit aus eigener Kraft, gewissermaßen mit nackten Fäusten, wiederzugewinnen. Der letzte Zweifel ist nun verschwunden, daß durch all die achtzehn Millionen ein tiefer Haß gegen die Tyrannei geht, der unter Umständen selbst das Opfer eines Lebens nicht scheut. Für uns alle im Westen, namentlich aber in Westdeutschland, erwächst daraus eine hohe Verantwortung. Kundgebungen der Anteilnahme sind nützlich und notwendig. Aber notwendiger ist der feste Wille, den Unterdrückten zu helfen. Wer das noch nicht wußte, der muß es heute wissen, daß die Wiedervereinigung und nichts anderes das erste Ziel der Deutschen sein muß."

"Über Agenten" ist der Kommentar überschrieben, der in der Berliner "Neuen Zeitung" die sowjetischen Erklärungsversuche des Aufstands behandelt: "Allerdings ist die gegenwärtige Anwendung von "Agenten" als den Urherbern großer politischer Ereignisse seitens der sowjetischen Presse verständlich. Welches Argument steht ihnen denn zur Verfügung? Sollen sie offen zugeben, daß die Arbeiter in ihrer großen Mehrheit einen Aufstand gegen das von ihnen gehegte und gepflegte Grotewohl-Ulbricht-Regime durchgeführt haben? Sollen sie zugeben, sie, die sich "Vertreter der Arbeiterklasse" nennen, daß gerade die Arbeiter gegen sie aufgestanden sind, eben weil sie nicht "Vertreter der Arbeiterklasse", vielmehr die Unterdrücker der Arbeiter sind? Man kann von den Bolschewisten manches erwarten, und sie leisten sich unter Umständen die größten taktischen Purzelbäume. In diesem Fall aber müßten sie offen jene Nabelschnur zerschneiden, die eben, nach ihrer Meinung, sie mit den Arbeitern "verbindet". Gerade weil der Bolschewismus zu einem Teil sich ursprünglich auf Arbeiter, wenn auch auf sehr kleine Teile, stützte, und weil er immer wieder behauptet, nur er, einzig und allein, "vertrete die Arbeiterinteressen", hat der Juni-Aufstand der sowjetischen Macht einen so schweren Schlag zugefügt. Ihr Prestige ist so schwer angeschlagen, daß sie kein einziges vernünftiges Argument vorbringen kann, um von ihrer Seite aus einen echten Versuch zur Erklärung de Vorgänge zu machen."

Pressestimmen Ost:

Das in Berlin erscheinende "Neue Deutschland" befaßt sich mit dem "'Tag X' in Korea und in Deutschland": "Der "Tag X" in der Deutschen Demokratischen Republik, der 17. Juni und seine Begleitumstände brachten der Welt mit erschreckender Deutlichkeit zum Bewußtsein, daß die Absichten der amerikanischen Kriegsbrandstifter im gespaltenen Deutschland dieselben sind, wie die Pläne, deren Verwirklichung in Korea mit dem 25. Juni 1950 ihren Anfang nahm. Der Vergleich mit Korea drängt sich in allen Einzelheiten auf. Das deutsche Volk begreift heute besser den Sinn der frechen Drohung McCloys, die amerikanische Armee habe in Westdeutschland und im Brückenkopf Westberlin dieselben Aufgaben zu erfüllen wie in Korea. Hier wie dort ein gespaltenes Land; hier wie dort der Versuch, jeden Ansatz zur friedlichen Wiedervereinigung zu vernichten; hier wie dort der Ausbau von Agenturen, Angriffsbasen und Söldnerformationen mit dem Ziel, dasjenige Gebiet, das sich als feste Bastion des Friedens und der Demokratie, als Basis der nationalen Einigungs- und Unabhängigkeitsbestrebungen konstituiert und konsolidiert hat, zu überrollen; hier wie dort die unverhüllte Absicht, durch diesen Überfall einen Kriegsbrand größten Ausmaßes zu entfachen."

"Die richtige Antwort an Provokateure" weiß J. Marhold von der Berliner "Täglichen Rundschau": "Die Straßenbahnlinie 74 fährt fahrplanmäßig nach Weißensee. Niemand findet etwas Besonderes dabei. Doch war das immer so? Der gleiche junge Schaffner im Blauhemd der Freien Deutschen Jugend, der jedem freundlich und zuvorkommend Auskunft erteilt, schützte am 17. Juni seinen neuen Straßenbahnwagen vor dem Überfall durch eine Rotte wildgewordener "Bikiniheinis" in Nietenhosen und Texashemden, die hinter dem breiten Rücken demonstrierender Arbeiter seien Straßenbahnwagen aus den Schienen heben und demolieren wollten. Und der Antonplatz in Weißensee wurde Zeuge seines Kampfes. Einer von vielen. Ein Angehöriger der Freien Deutschen Jugend, der, wie tausend andere in Berlin, auch in dieser Situation einen klaren Kopf behielt, die Absicht des Feindes durchschaute und sich schützend vor das Volkseigentum stellte. Ein einfacher Schaffner des BVG-Straßenbahnhofes Weißensee. [...] Dank der Hilfe der Sowjetarmee und der Volkspolizei wurden Ruhe und Ordnung in Berlin wiederhergestellt. Dank der Hilfe tausender Werktätiger, wie der Schlosser, Fahrer und Schaffner des BVG-Bahnhofs Weißensee, normalisierte sich das Leben, bekamen die gekauften Provokateure samt ihren Hintermännern Adenauer, Kaiser und Reuter einen handfesten Beweis dafür, wie sehr sie das Vertrauensverhältnis zwischen Werktätigen und Regierung in der DDR unterschätzt haben."





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