19. Juni 1953 (Freitag) - Teil 2
Die SED-Bezirksleitungen konzentrieren ihre Aktivitäten deshalb auf die Schwerpunktbetriebe im jeweiligen Bezirk und erreichen durch einen starken Einsatz von Parteiagitatoren und mit Unterstützung der sowjetischen Besatzungsmacht eine Wiederaufnahme der Arbeit. In den meisten Fällen ist dies schon am Vortag gelungen - mit dem Effekt, dass andere Betriebe, die sich am jeweiligen Schwerpunktbetrieb orientieren, auch wieder die Arbeit aufnehmen.
Die Stimmung in der Bevölkerung ist gespalten, meldet das Ministerium für Staatssicherheit: Der Einsatz der sowjetischen Besatzungsmacht und die Verhängung des Ausnahmezustandes werde von einem Teil der Bevölkerung abgelehnt; von einem "großen Teil" der sogenannten "friedliebenden Bevölkerung" dagegen begrüßt.
Lage in den Bezirken (Stand: 19.6.1953, 9.00 Uhr)
"MfS, Information Nr. 1, 19.6.1953
Auf dem Lande herrscht besonders unter den LPG-Bauern große Ungewissheit, da sich die Frage stellt, wie mit dem Eigentum von aus dem Westen zurückkehrenden Bauern umzugehen ist, das von der LPG übernommen wurde. Die Einzelbauern gehen vielfach davon aus, dass die Ablieferung von tierischen und pflanzlichen Produkten nun nach Belieben vonstatten geht oder die Ablieferungspflicht bald ganz abgeschafft wird.
Im Rundfunk wird ein Aufruf zur Ernteeinbringung, Versorgungslage und über Maßnahmen zur Besserung der Versorgungssituation verbreitet. Gewarnt wird vor der Desorientierung des öffentlichen Lebens durch Provokateure und Banden. Generell aber brauche niemand mehr Angst zu haben, denn die Situation sei wieder stabil.
Erklärung des Ministerrates zur Enteeinbringung und zur Versorgungslage, 19.6.1953 (DDR-Rundfunk)
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