21. Juni 1953 (Sonntag) - Teil 2
Bundeskanzler Konrad Adenauer richtet an den amerikanischen Präsidenten Eisenhower, den britischen Premierminister Churchill und den französischen Ministerpräsidenten Mayer Telegramme, in denen er den dringenden Appell richtet, alles zu tun, um die unhaltbaren Zustände im Osten Deutschlands zu beseitigen.
Zur selben Zeit versammelt sich in Westberlin der Senat zu einer Gedenkfeier. Der Präsident des Abgeordnetenhauses, Otto Suhr, erklärt: "Ich glaube, dass dieses Ereignis vom 17. Juni 1953 historisch ebenso bedeutsam werden wird wie der 18. März 1848. (...). Den Lorbeerkranz, den die Märzkämpfer von 1848 in der Geschichte tragen, haben sie am 17. Juni 1953 an ihre Urenkel weitergeben."
Otto Suhr, Der Geist sprengt die Gewalt, 21.6.1953
Das Politbüro des ZK behandelt zwischen 11.00 und 17.00 Uhr folgende Themen: Normenfragen, Stromabschaltungen, Wohnungsbau, Bezahlung der Streiktage, mögliche Sabotageakte im Eisenbahnwesen und Sofortmaßnahmen zur unmittelbaren Verbesserung der Versorgung der Bevölkerung. Darüber hinaus beschließt das Politbüro eine Direktive für die 1. Sekretäre der SED-Bezirksleitungen, in der darauf gedrängt wird, "dass die Partei in die Offensive kommt und sich fest mit den Massen verbindet." Am Ende der Politbürositzung wird eine außerordentliche Tagung des ZK für 22.00 Uhr einberufen. Einziger Tagsordnungspunkt ist die "Erklärung über die unmittelbaren Aufgaben der Partei".
Protokoll der SED-Politbürositzung, 21.6.1953
Alle Bezirksleitungen melden zwischen 18.00 und 19.00 Uhr weitgehende Ruhe im Land. Aus Gera trifft beispielsweise die Meldung ein: "Die Bevölkerung geht spazieren. Die Badeplätze sind stark besucht. Die Straßen sind im Allgemeinen schwach bevölkert." (Siehe auch "Bezirke")
Um 21.00 Uhr versammelt sich das Politbüro erneut. Es kommt zur Diskussion über den Entwurf der zu veröffentlichenden Erklärung des ZK zur Lage und den unmittelbaren Aufgaben der SED. Doch die Bestätigung des Entwurfs erfolgt erst weit nach 23.00 Uhr.
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